Jung, flexibel, Akademiker sucht: Arbeit ohne Bezahlung

Dorothee Seyfarth
03.01.2013

Heute gibt uns Anica, zuständig bei betterplace.org für Community & Campaigning Tipps wie wir unsere Zeitspenden-Plattform optimal gestalten können: Junge Menschen müssen mit attraktiven Zeitspenden angesprochen werden. Lest selbst, wer hier als gutes Beispiel voran geht:

Als ich im Frühjahr 2012 mit meiner Masterarbeit zum Spendenverhalten der Generation Y – also der heute etwa 20-30-Jährigen – begonnen habe, hatte ich eigentlich nur Geldspenden im Sinn. Im Laufe der Arbeit habe ich die Definition von Fundraising um Spenden von Zeit & Know-how erweitert – in meiner Masterarbeit ging es nun auch um Ehrenamt und freiwilliges Engagement.

Der Grund: Junge Spender sind für viele Nonprofit-Organisationen nicht interessant, da sie trotz mehrerer Spenden im Jahr nicht das gleiche Spendenvolumen einbringen wie unsere Eltern oder Großeltern. Die Kosten für das Fundraising mit der Zielgruppe Generation Y würden die Einnahmen übersteigen – und die knappen zeitlichen Ressourcen der Fundraiser will man an dieser Stelle nicht vergeuden, so das Ergebnis meiner Experteninterviews.

Durchaus interessant war aber diese Zahl: Laut Millenial Impact Report waren im Jahr 2011 66 Prozent der so genannten Millenials freiwillig engagiert, 47 Prozent wollen Nonprofit-Organisationen mit ihrer Zeit unterstützen. In Deutschland engagieren sich bereits ein Drittel der im Freiwilligensurvey befragten Jugendlichen, die Bereitschaft zu Engagement nimmt zu.

Wie kommt es, dass es da noch so viel Luft nach oben gibt?

Auskunft gibt ein Blick auf die Motive dieser jungen Menschen, die zu Zeitspenden bereit sind: Das Hauptmotiv ist die Mission der Organisation. Darauf folgen persönliche Beziehungen zur Organisation, z. B. durch Familienmitglieder, die sich bereits engagieren. Anschließend folgen Motive wie das Erlernen neuer Fähigkeiten und das Einsetzen der bereits vorhandenen Kompetenzen – freiwilliges Engagement pimpt den Lebenslauf mindestens genau so gut wie ein Auslandsaufenthalt.

Gegen freiwilliges Engagement spricht bei Millenials Zeitmangel, Familiengründung, Ortswechsel und der Übergang in den Berufsalltag. Häufig gaben Millenials aber auch an, sie wurden einfach noch nie gefragt.

Nonprofit-Organisationen können diese Stolperfallen vermeiden – auf die richtige Ansprache kommt es an: Millenials vertrauen auf ihre Netzwerke aus Familie und Freunden. Organisationen sollten Millenials dort ansprechen, wo sie sich aufhalten – auch im Internet als virtuellem Raum. Bei 2aid.org können Aufgaben wie Grafikdesign oder Programmierung auch bequem von zu Hause aus erledigt werden – die regionale Gebundenheit entfällt. Bei Viva con Agua sammeln Ortsgruppen, sogenannte Zellen, Spenden für Wasserprojekte – auch mal ganz spontan bei Festivals oder beim Marathonlauf. Ein einmaliges Engagement kann dabei der Einstieg zu einer längerfristigen und regelmäßigen Tätigkeit sein. Wenn der Freiwillige die Aufgaben entsprechend seiner Fähigkeiten auswählen kann, steigt die Motivation dabei zu bleiben: Bei ROCK YOUR LIFE! bringen Studenten als Coaches ihre Fähigkeiten für einen fixen Zeitraum von zwei Jahren ein: Sie helfen Hauptschülern dabei, in der Berufswelt Fuß zu fassen.

[caption id=”attachment_7122” align=”aligncenter” width=”300”] Viva con Agua: Einsatz auf Festivals[/caption]

Fazit: Menschen wie ich – gerade 27 geworden – müssen mit attraktiven Angeboten für freiwilliges Engagement angesprochen werden. Es lohnt sich – denn junge Menschen sind gute Ressourcen für Nonprofit-Organisationen: Sie sind engagiert oder interessiert an Engagement, gut ausgebildet, flexibel und wollen ihre Fähigkeiten einsetzen.

Anica hat Nonprofit-Management und Public Governance an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin studiert. Seit 2010 betreut sie bei betterplace.org „Spender und solche die es werden wollen“. Ihre Masterarbeit trägt den Titel „Fundraising-Zielgruppe ‚Generation Y’ – Potenzial und Herausforderungen für Nonprofit-Organisationen“.