Bestellen wir Wasser oder Viva con Agua?

Joana Breidenbach
21.03.2009

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„Bestellen wir Mineralwasser oder Viva con Agua?“ Diese Frage stellen sich seit Oktober 2008 die Gäste einer Vinothek im Hamburger Schanzenviertel. 2,50€ kostet eine Karaffe Hamburger Leitungswasser und die gehen an Trinkwasserprojekte die Viva con Agua weltweit durchführt.

Das Bewusstsein für Wasser – „das blaue Gold“ – ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In den USA haben medienwirksame Kampagnen, wie das im Verbund mit UNICEF jährlich zum 22. März, dem Weltwassertag, durchgeführte Tap Project aber auch die Aktionen einer Reihe von berühmten Köchen, dazu beigetragen. So stieg Alice Waters, Gründerin des ökologisch bewussten Gourmetrestaurants Chez Panisse in Berkeley, von jährlich 25.000 verkauften Flaschen Mineralwasser auf kostenloses, gefiltertes Leitungswasser um.

Im preisgekrönten Dokumentarfilm Flow, For Love of Water wird ebenfalls die Privatisierung von Wasser durch ein dominantes Wasserkartell (bestehend aus Firmen wie Nestlé und Coca-Cola) angeklagt und auf die disaströsen umweltpolitischen und humanitären Folgen hingewiesen. Der Trailer zu dem Film findet sich hier.

Was können wir ganz konkret machen?

Nun, zum einen ist Aufklärung nach wie vor wesentlich. Ich war geschockt, als mir gestern im Büro Jacob, unser derzeitiger Praktikant, erzählte, dass jeder Deutsche im Durchschnitt 4.130 Liter verbraucht. Am Tag!!!

Diese unglaublich hohe Menge setzt sich aus 130 Litern für den individuellen direkten Wasserverbrauch – dem Zähneputzen, kochen, duschen – und weiteren 4.000 Litern für den indirekten Wasserverbrauch zusammen. Letzterer beinhaltet das Frischwasser, das zur Herstellung von Produkten und Lebensmitteln verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird, welche jeder von uns benutzt.

In einem DinA4-Papierblatt stecken 10 Liter Wasser, in einem Hamburger 2.400 Liter und in der für ein T-Shirt erforderlichen Baumwollproduktion etwa 4.000 Liter Wasser. Intel und Texas Instruments zapften 2007 zusammen 42 Milliarden Liter Wasser im Asien-Pazifik Raum für die Produktion von Halbleitern ab.

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber meine Reaktion auf diese gigantischen Zahlen war, dass ich heute morgen fast geneigt war, den Wasserhahn beim Zähneputzen wieder einfach laufen zu lassen. Denn eine Optimierung der 130 Liter Individualverbrauch erscheint wie ein Topfen auf dem heißen Stein. Hab ich aber dann doch nicht.

Brunnen und Latrinen sind eine gute Idee

Am anderen Ende des Wasserverbrauchs-spektrums sind Bevölkerungen wie die des ländlichen Äthiopiens, die fast kein Wasser verbrauchen, da es schlichtweg keines gibt. Hier können wir dabei helfen, dass mehr Menschen Zugang zu adäquatem Trinkwasser haben. Die eingangs erwähnte international tätige Trinkwasserinitiative Viva von Agua, initiiert von Benjamin Adrion, einem ehemaligem Mittelfeldspieler des FC St. Pauli und vom Verein offiziell unterstützt, unterhält zum Beispiel das Projekt Sauberes Wasser für die Endode Schule in Äthiopien welches vorsieht, dass 1000 Schüler, Lehrer und Angestellten einer Grundschule in Endode, Äthiopien, zwei Brunnen bekommen. Die Schule befindet sich in einem Dürregebiet und ihre derzeitig einzige Wasserversorgungsstelle ist ein von Hand gegrabener Brunnen.

Zugleich soll die sanitäre Versorgung verbessert werden, denn eine einzelne trockene Latrine ist völlig unzureichend und führt dazu, dass insbesondere Schülerinnen der Schule fernbleiben, aus Scham sich auf den umliegenden Feldern zu erleichtern.

Wie wichtig diese Verbesserungen sind, kann ich aus Kenntnis der Situation in Äthiopien nur bestätigen. Meine Kinder und ich haben dort eine Reihe von Schulen besucht, deren armselige Ausstattung – das Fehlen von jeglichem Wasser oder sanitären Anlagen - uns zutiefst schockiert hat.

Toll fand ich auch, dass ein Mitglied auf betterplace.org ein Team zur Unterstützung des Wasserprojekts in Äthiopien gegründet hat. Am 26.4. läuft Timo den Heidelberger Halbmarathon und schon mit 1 € kann man ihn und Viva con Agua sponsorn. Wir wünschen Deiner Aktion viel Erfolg!