Birgit in Peking

Joana Breidenbach
16.10.2007

Hier ist ein e-mail Interview mit Birgit Eberlein, die gerade dabei ist die erste lokale Gruppe von betterplace in Peking aufzubauen

Joana: Wie bist du zu betterplace gekommen und was machst du in Peking?

Birgit.: Im Sommer letzten Jahres traf ich mich mit Joana in einem Berliner Café. Sie erzählte mir von der “betterplace Idee“. Ich war auf Anhieb begeistert, hatte allerdings damals noch keine konkreten Vorstellungen.Nach sechs Jahren Berlin planten wir seit längerem, wieder ins Ausland zu gehen. Mein Mann arbeitet bei Chrysler, und als wir die Möglichkeit hatten, nach Beijing zu gehen, waren wir uns einig: China im Umbruch hautnah zu erleben – die Gelegenheit sollten wir nutzen.

Q.: Wie hast Du es angestellt, in Peking an interessante Projekte heranzukommen?

Birgit.: Ich hielt Augen und Ohren offen, da Joana mich ja gebrieft hatte. Nach dem Gespräch mit Joana ging mir betterplace doch nicht mehr aus dem Kopf. Das Problem dabei war allerdings nicht Projekte zu finden (es gibt wahnsinnig viel Bedarf), sondern Projekte für betterplace auszuwählen. Mich interessieren vor allem die kleinen, noch unbekannten Projekte.

Q.: Wie bist du auf “Good Gifted Garden”, das Pekinger Projekt, welches jetzt schon auf betterplace veröffentlicht ist, aufmerksam geworden?

Birgit: Rein zufällig. Ich hatte die Telefonnummer von Chun Hong von einem Berliner Freund bekommen, der Chun vor vielen Jahren einmal in Peking kennen gelernt hatte. Ich wollte eigentlich nur ein paar Insider-Tipps über gute Restaurants hier in Peking.

Wir kamen ins Gespräch und mochten uns gleich. Dann erzählte sie von ihrer Arbeit. Mit welchem Enthusiasmus sie von ihrem Projekt berichtet hat, hat mich fasziniert. Sie lebt nur für ihre Arbeit mit den behinderten und autistischen Menschen – beeindruckend!

Q.: War es einfach, das Projekt auf der Seite zu posten oder hattet ihr dabei Schwierigkeiten?

Birgit: Das “Posten” selbst war nicht schwierig, vor allen Dingen waren die Mitarbeiter von betterplace in Deutschland echt klasse und haben mich gut unterstützt.

Schwierig war die Kommunikation hier vor Ort, z.B. fachliche Texte ins Englische zu übersetzen. Zwar spricht Chun Hong Englisch, aber spezifische Dinge im Zusammenhang mit ihrer Arbeit sind nicht so einfach zu beschreiben. Allerdings ist so nach und nach ein kleines Netzwerk entstanden: meine Chinesischlehrerin übersetzt ins Englische, das wiederum etwas blumige Englisch (wie Joana es einmal genannt hat) übersetzt meine australische Freundin Mary. Allein könnte ich das kaum schaffen. Allein den Namen der Bank für das Spendenkonto war ein echtes Problem. Selbst die Mitarbeiter der lokalen Pekinger Bank konnten nicht helfen und gaben mir immer wieder Auskunft in chinesischen Schriftzeichen, aber auch das hat am Ende funktioniert.

Q.: Was sind die sonstigen Projekte, die du für betterplace gewinnen willst? Und was sind deine sonstigen Pläne für betterplace?

Birgit: Es gibt einige interessante Projekte. Ich stehe in Verbindung mit der “Josephine Charles Foundation“. Josephine habe ich vor einigen Wochen selbst kennen gelernt – eine ehemalige Expat-Frau, die nun in der Liangshan area lebt und arbeitet. Sie baut u. a. Schulen für Mädchen, die gerade in dieser sehr ärmlichen Region die schlechteste Stellung in der Gesellschaft einnehmen. Auch das “See the Stars”-Projekt interessiert mich sehr, das tibetanische Waisenkinder betreut. Die Menschen in dieser Region sind sehr belastet durch die hohe UV-Einstrahlung, viele von ihnen erblinden, es fehlt an Sonnenbrillen und medizinischer Versorgung (Seetests etc.).

Um allerdings mehrere Projekte zu betreuen, bedarf es eines größeren Netzwerkes. Meine Idee ist (und bin auch schon dabei, die Expat-Community mit einzubeziehen): da ist zum einen INN (International Newscommersnetwork) und das Beijing Café, eine Internet Chat Plattform. Auch die “Patengruppe der Deutschen Botschaft“, die sehr aktiv Charity-Arbeit betreibt, habe ich im Auge. Es gibt viele, die interessiert sind an betterplace. Vor einigen Tagen z.B. habe ich einige Frauen beim Hundespaziergang für betterplace gewinnen können, sie haben sich dann ganz spontan “Dogpark Community” genannt – warum nicht? Ich würde dann mit Ansprechpartnern der jeweiligen Community eine lokale Gruppe bilden, regelmäßige Treffen veranstalten etc.Ich bin sehr zuversichtlich. Aber wie sagen die Chinesen immer: “Ibuibulei” (gesprochen), Schritt für Schritt.Ich bin sehr froh, bei betterplace dabei zu sein: eine spannende Sache, vor Ort helfen zu können und das alles persönlich zu erleben…Wie Mark Twain schon gesagt hat: In zwanzig Jahren wirst du mehr von den Dingen enttäuscht sein, die du nicht gemacht hast, als von denen, die du erlebt hast.