CSR bei betterplace – elektronischer Ablasshandel oder sinnvolle Stärkung sozialen Engagements?

Joana Breidenbach
04.08.2008

Vor Kurzem erhielten wir bei betterplace eine Reihe empörter mails von einer Projektverantwortlichen, die ihr Projekt unbedingt sofort von der Plattform entfernen wollte, weil Care International gemeinsam mit dem Emergieversorger Vattenfall auf betterplace für die Opfer des Wirbelsturms in Burma Spenden sammelte. Mit dem Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken wollte die Projektverantwortliche, die eine Solarenergie-Initiative in Kamerun unterstützte, keine Plattform teilen. Letzte Woche dann wies mich Aishah auf eine Reihe von blogposts auf Utopia hin, die Vattenfall, neben anderen prominenten Unternehmen, wie BP und BMW, ebenfalls des schamlosen greenwashings bezichteten.

Die Diskussion, mit welchen Unternehmen betterplace.org als Kunden zusammenarbeiten sollte und mit welchen nicht, taucht so in regelmäßigen Abständen immer wieder in unseremTeam auf.

Unser Geschäftsmodell basiert auf der Kooperation mit Unternehmen …

Unser Geschäftsmodell beruht darauf, dass wir – um unsere Plattform nachhaltig betreiben zu können und 100% der Spenden an soziale Initiativen weiterleiten können – Unternehmen als Kunden gewinnen, die auf betterplace.org ihr unternehmerisches, soziales Engagement transparent darstellen und andere Stakeholder, seien es ihre Mitarbeiter oder Kunden, zum Mitmachen auffordern können.

Immer mehr Firmen weltweit, auch in Deutschland, sehen soziales Engagement als Chance sich als „guter Bürger“ zu positionieren. Sei es, das sie, wie die Berliner Stadtreinigung sich für die Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund einsetzen oder das sie, wie Vattenfall im eingangs beschriebenen Fall, Mitarbeiter aufrufen, sich in der Katastrophenhilfe zu engagieren.

… helfen wir ihnen beim greenwashing?

Wahrscheinlich hätte niemand im Team damit ein Problem, die CSR-(Corporate Social Responsibility) Projekte explizit nachhaltiger Unternehmen wie Hess natur oder Bio Basics zu präsentieren. Was aber ist mit Unternehmen aus der Automobilbranche, deren Lobbyarbeit die Höchstwerte für den CO2 Ausstoß von Neuwagen nach oben treiben? Energieversorgern, die Klimakiller betreiben oder Banken, die an „Schurkenstaaten“ Kredite vergeben? Wenn Wall Mart in China auf der einen Seite massiv gegen die Einführung von Gewerkschaften agiert, sich zugleich aber auf seiner chinesischen Website als „guter Bürger“ präsentiert, der chinesischen Babies Hasenschartenoperationen bezahlt und für zahnlose Omas Freizeitvergnügen veranstaltet, dann ist die Diskrepanz eklatant.

Versuchen viele Konzerne nicht mit publikumswirksamen Aktionen in der Öffentlichkeit einen falschen Eindruck zu erwecken, der von ihrem kritikanfälligen Kerngeschäft ablenkt? Und helfen wir diesen Firmen nicht beim greenwashing?

Mohammad Yunus spricht sich in seinem eindrucksvollen Buch Die Armut besiegen für eine strikte Trennung zwischen wirtschaftlicher Profitorientierung und sozialem Return aus. Seiner Meinung nach stehen beide Ziele fast unweigerlich in einem Spannungsverhältnis zueinander, infolge dessen der messbarere und anerkanntere wirtschaftliche Gewinn fast immer die Oberhand gewinnt. Wie es so treffend heißt: What gets measured, gets done.

Nun können wir davon ausgehen, dass sich nur wenige Unternehmen in nächster Zukunft dazu durchringen werden, reine Sozialunternehmen zu gründen (d.h. Unternehmen, die zwar ihre Kosten decken können, deren Ziel und einzige Meßlatte für Erfolg aber soziale Ziele sind).

Was ist dann mit dem Gros der Firmen, die sich sozial engagieren? Akzeptieren wir bei betterplace – um unsere Plattform nachhaltig zu finanzieren - jeden als Kunden? Oder gibt es bestimmte Branchen und Unternehmen (auch jenseits der offensichtlichen No-Nos wie Rüstung, Mädchen und Drogen), die wir von unserer Dienstleistung kategorisch ausschließen? Was ist mit Scientology-nahen Unternehmen? Oder solchen, die anderen fundamentalistischen Ideologien, seien sie nun christlich, muslimisch oder hinduistisch, Geld in die Kasse schleudern? Und auf der Basis welcher Informationen über ein Unternehmen, können wir solche Unterscheidungen treffen?