Das Ende vom Anfang

Joana Breidenbach
07.08.2010

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Diese Woche sind Dennis und ich im Westjordanland, in der 50.000 Einwohner-Stadt Jenin. Nach Jahren, in der die Stadt nur als Hochburg palästinensischer Selbstmordattentäter und grausamer israelischer Militäraktionen in den Medien stand, dreht sich diese Tage alles um die Neueröffnung des Kinos im Stadtzentrum. 2 Jahre haben die Bauarbeiten an dem Kino gedauert, eine Zeit, die wir bei betterplace von Anfang an intensiv begleitet haben.

Das Herz von Jenin zum ersten Mal in Jenin
Am Donnerstag war es dann soweit: der palästinensische Ministerpräsident Fayyad eröffnete im Kreis Hunderter Gäste aus Jenin und Deutschland das Cinema Jenin. Für mich war die Aufführung von Das Herz von Jenin abends im neu angelegten großen Garten des Kinos der absolute Höhepunkt. Wie würden die Jeniner auf den Film reagieren? Bislang war die ergreifende Geschichte der Organspenden Ismael Khatibs an israelische Kinder in Deutschland bekannter als in Ismaels Heimatstadt. Als ich letzten Oktober unter der Bevölkerung eine kleine Umfrage durchführte , hatten nur die wenigsten davon gehört, geschweige denn den Film, der u.a. mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden war, gesehen. Umso schöner war es zu erleben, dass das bunt gemischte Publikum zu Ende des Films Ismael als Protagonisten und Marcus Vetter als Regisseur mit langem Beifall bedachte.

In den letzten Wochen war das Kino mit einem wahnwitzigen Kraftakt von lokalen und deutschen ehrenamtlichen Helfer fertiggestellt worden. Die letzte Nacht hatten sie einfach durchgearbeitet. Dafür wurden wir mit einer gut funktionierenden Technik und einer gelungenen Eröffnungsveranstaltung belohnt.

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Am nächsten Tag wartet das Festivalprogramm mit einem gemischten Programm auf, im Kino läuft ein ärgerlich unkritischer Dokumentarfilm über den Gazakrieg, aber dann auch die intelligente ägyptischen Komödie Hassan und Markus, die religiöse Identität humorvoll dekonstruiert und vom Publikum begeistert aufgenommen wird. Draußen im Garten turnen Clowns und Musiker für die vielen Kinder aus der Stadt und dem Camp. Alle sind glücklich, dass so viele Einheimische gekommen sind, Frauen und Kinder, junge und alte und als dann in der gesamten Stadt der Strom ausfällt, leuchtet nur auf der Bühne des Cinema Jenin dank des extra Generators das Licht.

Es ist toll zu sehen, was das Cinema Jenin Team in den letzten Monaten geschaffen hat. Aber bei aller Euphorie wird einem schnell bewußt, das dies gerade mal der erste Akt war. Sozialer Fortschritt ist ein komplexer, langwieriger Prozess und jetzt gilt es das Kino nachhaltig zu betreiben, d.h. die Finanzierung für die nächsten Jahre sicher zu stellen, das lokale Management zu stärken und ein Programm zu entwickeln, welches die Jeniner in ihr schönes neues Kino zieht.

Wie Sie dabei helfen können? Ganz einfach: beteiligen Sie sich am Praktikumsgehalt für einen der vielen palästinensischen Mitarbeiter des Teams.