Die verkaufte Verantwortung

Joana Breidenbach
18.11.2009

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Diese Tage erscheint das neue Buch Die verkaufte Verantwortung von Alexander Glück, jenem kritischen Beobachter der deutschsprachigen Fundraising-Szene, der auch schon den Spendenkomplex geschrieben hat. Das Buch ist:

eine provokante, im besten Sinne polemische Auseinandersetzung mit dem modernen Spendenwesen und Fundraising, dem ihm zugrundeliegenden Menschenbild und Geschäftsmodell, der Denkweise seiner Akteure und der Fragwürdigkeit seiner Instrumente.

Glücks Thesen:

Fundraising ist überwiegend Selbstzweck. Die Spenden dienen zu erheblichen Teilen der Eigenfinanzierung des jeweiligen Hilfswerks.

Fundraising zielt auf die Entmündigung und emotionale Ausbeutung der Geber.

Fundraiser machen sich bewusst die Affekte des Spenders dienstbar und nutzen dabei alle Werkzeuge des Marketings. Spenden wird so zur Form des Massenkonsums.

Fundraiser lassen sich als „Sozialmakler“ von den Spendern für die Illusion bezahlen, ihre Organisationen übernähmen eine Teilverantwortung für die Verbesserung der Welt.

Die wachsende Branche der Fundraiser präsentiert sich als Antwort auf die von ihr selbst verursachten Tendenzen steigenden Konkurrenzdrucks.

Im Gegenzug plädiert der Autor für eine „neue Spendenkultur“, deren Bestandteile ein neuer Fundraiser und ein veränderter Spender sind, die sich sozial aufmerksam und selbstverantwortlich für die Behebung globaler Missstände einsetzen, anstatt sich mit ihnen zu arrangieren und nur deren Symptome zu bearbeiten.

Im Nachwort hat mir der Autor die Möglichkeit gegeben ein etwas alternatives Zukunftsszenario zu entwerfen, welches weniger auf das Heranwachsen einer neue Spendergeneration zielt, die jenseits von Konsum ihre Verantwortung für die Probleme der Welt übernimmt. Vielmehr glaube ich, dass es die neuen, durch das Internet und Mobiltelefonie ermöglichten Kommunikationsformen sind, die den im Buch kritisierten viel zu kostenintensiven und mitunter unlauteren Fundraisingpraktiken den Garaus machen werden.