Digitale Nothilfe mal anders: [U25] bietet Online-Beratung für Jugendliche

Leonie Gehrke
05.11.2014

Gestern war es soweit - unser betterplace lab präsentierte auf dem 3. labtogether zehn Speaker mit 1000 Ideen für eine bessere Welt. Auch dabei: Christina Obermüller von der Caritas Erzbistum Berlin. Sie berichtete von dem Programm [U25], einem online Beratungsangebot von jungen Menschen für suizidgefährderte Jugendliche. Auch bei betterplace.org sucht [U25] Freiwillige für diese ganz besondere Form der digitalen Nothilfe.

Daher haben wir mal genauer nachgefragt.

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Wie funktioniert das Hilfsangebot von [U25]?

Junge Menschen bis 25 Jahre, die Suizidgedanken haben und/oder in einer Krise stecken können sich kostenlos und anonym bei der Onlineplattform [U25] anmelden. Sie werden dort von speziell ausgebildeten Ehrenamtlichen beraten, die selbst erst zwischen 16 und 25 Jahre alt sind.

Warum habt Ihr Euch für ein digitales Angebot entschieden? Was ist der Vorteil gegenüber einer persönlichen oder telefonischen Beratung?

Junge Leute sind sehr viel im Internet unterwegs, dort suchen sie sich auch Hilfe. Für die meisten Jugendlichen, die sich bei [U25] melden, ist es unvorstellbar, persönlich in eine Beratungsstelle zu gehen – die Schwelle ist viel zu hoch, man muss zu viel preisgeben. Gleiches gilt für eine telefonische Beratung. [U25] entstand im Rahmen einer Offline-Suizid-Beratungsstelle aus dem Grund, dass junge Menschen das normale Beratungsangebot kaum genutzt haben.

Wie wird das Angebot angenommen?

[U25] wird seit Jahren von derart vielen jungen Menschen angeschrieben, dass es nicht möglich ist, für alle eine(n) Berater(in) zu finden – obwohl mittlerweile über 120 Ehrenamtliche bei [U25] dabei sind.

Welche Voraussetzungen sollte ein Zeitspender mitbringen, der sich für [U25] engagieren möchte?

Er sollte Lust haben, sich für Gleichaltrige in Not zu engagieren. Eigene Krisenerlebnisse in der Vergangenheit schaden nicht – so kann er sich besser in den anderen hineinversetzen. Allerdings sollte er aktuell nicht selbst in einer Krise stecken.

**Wie sieht die Schulung der ehrenamtlichen Helfer aus? **

Die Schulung geht über mindestens 4 Monate und hat folgende Schwerpunkte: Fachwissen zu Suizid, psychischen Störungen und Krisensituationen; Techniken der Beratung allgemein und per Mail; Selbsterfahrungseinheiten, wo man sich mit eigenen Krisenerfahrungen auseinandersetzt.

Muss man an einem der derzeit fünf [U25] Standorte wohnen?

Ja. Gerade für die Ausbildung aber auch später für die 2-wöchigen Teamtreffen muss jeder Berater zur [U25]-Stelle kommen. Weil wir leider die Fahrtkosten aus anderen Städten nicht zahlen können, müssen alle Berater aus einer der 5 Städte (und Umgebung) kommen, wo es derzeit [U25]-Standorte gibt.

Woher erfahren die Jugendlichen von Eurem Angebot?

Das fragen wir uns manchmal selbst, denn angesichts der übergroßen Zahl von Anfragen machen wir von uns aus keine Werbung für [U25]. Allerdings erscheint [U25] z.B. beim Suchwort „Suizid“ ziemlich weit oben in der Liste. Außerdem wird recht häufig in den Medien über uns berichtet.

Die Zeitspender sind ja selber noch sehr jung. Wie gehen sie mit dieser Verantwortung um?

Unsere Ehrenamtlichen sind nicht auf sich allein gestellt: an jedem [U25]-Standort leitet eine hauptamtlich tätige Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin das [U25]-Team. Sie leitet die Supervisionstreffen, liest alle Beratungs-Mails gegen und ist ständig für jeden der Ehrenamtlichen ansprechbar.

Donnerstag keine Zeit, aber hoch motiviert? Hier kommt Ihr zur Zeitspende auf betterplace.org und könnt direkt in Kontakt treten.

Keine Zeit nach Berlin zu kommen? Die Online-Beratung gibt es mittlerweile in fünf Städten. Wenn Ihr mehr allgemeine Infos haben möchtet, klickt hier.