Flughilfe für Social Enterpreneurs

Joana Breidenbach
31.01.2008

Auch New York Times Kolumnist Nicholas D. Kristof verbrachte diese Woche in Davos. Was beeindruckte ihn am meisten? Die dort versammelten Social Enterpreneurs. Nicht nur, weil sie durchschnittlich halb so alt waren wie die anderen Teilnehmer, die Staatsmänner, Unternehmer und Berühmtheiten, sondern weil sie nicht darauf warten, dass die großen Institutionen die Dinge in die Hand nehmen. Sie packen sie einfach selbst an.

“In den 1960er” - so der Journalist - waren die Bürgerrechter und die Anti-Kriegstprotestler vielleicht die bemerkenswertesten Amerikaner, die die Welt veränderten. In den 1980er Jahren faszinierten Unternehmer wie Steve Jobs und Bill Gates, die Firmen aufbauten und unseren Umgang mit Technologie revolutionierten. Heute sind die bemerkenswertsten jungen Leute die Social Enterpreneurs.”

Ashoka, die führende Organisation für den neuen Berufstand, definiert Social Entrepreneurs als Menschen, die auf dringende soziale Fragen antworten. „Sie arbeiten mit neuen, durchgreifenden Ansätzen daran, ein gesellschaftliches Problem dauerhaft und großflächig zu lösen. Das ist Inhalt und Ziel ihrer Arbeit – sei es im Bereich Bildung, Familie, Umweltschutz, Armutsbekämpfung, Integration oder Menschenrechte. Ihr Anliegen ist gemeinnütziger Natur.“

Ich teile diesen Enthusiasmus für Menschen, die in ihrer Gesellschaft einen Missstand erkannt haben und sich aktiv und unternehmerisch dafür einsetzen, ihn zu beseitigen. Menschen wie die 28 jährige Sonam Choki die in Bhutan dieChoki Traditional Art School leitet, die erste gemeinnützige Kunsthandwerksschule Bhutans, in der nicht nur unterpriviligierten Kindern aus den ländlichen Regionen eine hervorragende Ausbildung in den Mal- und Schnitzkünsten vermittelt wird, sondern zugleich auch die traditionelle Kultur des kleinen Himalaya Königreiches erhalten wird. Sonam wuchs in einer kunstinteressierten und engagierten Familie auf – ihr Vater leitete eine Kunstakademie und erfreute sich der Unterstützung seiner Majestät Jigme Dorje Wangchuck. Ihr Bruder führt einen Laden für traditionelles Kunsthandwerk. Als wir die Schule im Jahre 2006 besuchten konnten nur Jungen aufgenommen werden. Seitdem hat Sonam jedoch den Bau eines Mädchenhauses in Angriff genommen, welches 2008 errichtet werden soll.

Ein anderer sozialer Revolutionär ist Youchaou, Initiator der Mali Initiative, einer Organisation, die sich vorgenommen hat, den Armutskreislauf des westafrikanischen Landes zu durchbrechen, indem mehr Kinder eine Schulausbildung erhalten - momentan sind 4 von 5 Maliern Analphabeten. Youchaou hat selbst als Straßenkind angefangen, bekam dann jedoch die Chance eine Schule zu besuchen, in der er begeistert lernte. Er arbeitete sich zu einem angesehenen Übersetzer hoch, bevor er 2004 mit dem Bau einer Schule in Bamako begann, in der mittellosen Kindern durch die Vergabe von Stipendien der Schulbesuch ermöglicht wird. Mittlerweile gilt sie als eine der besten des Landes.

Sozialunternehmer zeichnen sich durch Eigeninitiative aus – sie brechen den Kreislauf der Abhängigkeiten, der nur zu oft die westliche Entwicklungshilfe begleitet. Aber oft brauchen sie auch die aktive Unterstützung anderer. Sonam hatte Glück und fand David Bidwell von der Himalaya Youth Foundation, der ihr mit Rat und Geld zur Seite steht. Youchaou in Bamako arbeitet mit Elise Klein und Jürgen Nagler zusammen, um seine Vision einer großflächigen Reform des malinesischen Schulsystems umzusetzen.

Wir bei betterplace wollen Initiativen wie diesen zum Fliegen verhelfen. Wie endet Kristof seine Kolumne? „There is no limit to the number of social entrepreneurs who can make this planet a better place.“