Freiwild-Mapping und die Pflaume von nebenan

Dennis Buchmann
16.12.2010

Diese Woche durften wir uns das vierte Mal in Jamie-Oliver-Manier durch die Büroküche schwingen, um eines seiner 30 Minutes-Menues zu testen. Das Ergebnis ist die alte Leier: Die halbe Stunde einzuhalten, ist pure Utopie, und die Rezepte fühlen sich irgendwie an, als würde man eine große Kurve laufen – obwohl man geradeaus doch einfacher ans Ziel kommt. Auf dem Speiseplan standen diesmal bunter Chicoréesalat mit grünem Joghurtdressing, Blumenkohl-Makkaroni-Auflauf und Pflaumen aus dem Ofen. Es hat geschmeckt, aber nicht beeindruckt. Deshalb gab es folgende Bewertung von einem (schlecht) bis maximal zehn Punkten (sehr gut):

Foto

Aufwand: 6

Zeitfaktor: 4

Geschmack: 6,5

Ansehnlichkeit: 6,75

Innovationsgrad: 5,5

Dabei war es im Dezember wirklich nicht einfach, ein Menu mit halbwegs saisonalen und (potentiell) regionalen Zutaten zu finden. Mit Blumenkohl, Chicorée, Orangen und Pflaumen fühlte ich mich halbwegs auf der richtige Seite, obwohl natürlich auch das nicht nebenan, auf mittlerweile schneebestäubten Kreuzberger Plantagen wächst.

Immerhin: Für das Dessert wäre ich noch vor zwei Monaten mitten in Treptow fündig geworden. Dort stehen nämlich, nur ein paar Straßen vom betterplace-Büro entfernt, drei herrenlose Pflaumenbäume. Gleich nebenan bei uns ein Apfelbaum, und… ach, ein paar Ecken weiter gibt es sogar Mirabellen als Freiwild. So ist es zumindest auf der Karte von mundraub.org verzeichnet. Die Berliner Organisation macht Mundraub zur Tugend und hat eine Website programmiert, auf der deutschlandweit Obstbäume markiert werden können, deren Früchte von der Allgemeinheit gepflückt werden dürfen. So regen die Macher von mundraub.org dazu an, nicht nur mit offenen Augen, sondern auch mit offenen Mündern durch die eigene Stadt zu gehen.

Bild_mundraub

Doch Obstbäume sind nur der Anfang. mundraub.org ist ein schickes Beispiel für eine Web-Anwendung, die mittlerweile als Trend gilt: interaktive Landkarten, die meist nutzergenerierte Informationen zu bestimmten Themen aggregieren und geografisch durchsuchbar machen. Mapping nennt man diese Art des Crowdsourcing, die international unter anderem durch Ushahidi bekannt wurde. In Deutschland ist wheelmap.org ein weiteres spannendes Beispiel für die Mapping-Welle, die das betterplace lab in seinem Trendreport 2011 noch genauer unter die Lupe nehmen wird.

Zum Abschluss unseres Jamie-Oliver-Testkochens – und wir versprechen es war der letzte Post dazu – bleibt nur zu sagen: Jamie… ach weißt du, lass uns einfach Freunde bleiben.