Gestern offline, heute online: die Spende der Zukunft ist digital.

philippj
15.08.2014

Papier ist nicht totzukriegen. Seit Jahrzehnten bitten vor allem große soziale Organisationen mit Werbebriefen Millionen Menschen um Spenden. (Die kleinen können es sich nicht leisten.) So wollen sie Neuspender gewinnen und alte bei Laune halten oder reaktivieren. Die NGOs berichten in den Akquisebriefen von ihren Hilfsprojekten und legen gern kleine Geschenke wie mundgemalte Postkarten bei. Außerdem mit dabei: Der Überweisungsträger und die Bankeinzugsermächtigung.

Mit dem entsprechenden Budget können NGOs die Adressen der Angeschriebenen über Adressdienstleister nach bestimmten Kriterien in Zielgruppen splitten und die Anschreiben spezifisch anpassen (z.B. nach Wohnort, Bildungsgrad oder Alter der Adressaten).

Wegen der Papier-, Druck- und Portokosten sind die gesammelten Spenden recht teuer: Jeder gesammelte Euro kostet etwa 30 Cent. Doch weil das gute alte Post-Mailing nach wie vor viele Spenden bringt, bekommen wir vor allem vor Weihnachten viel Spendenpost. Wer diese Post beantwortet? Vor allem die über 65-Jährigen. Keine andere Altersgruppe spendet so viel (siehe dazu die Daten zum deutschen Spendenmarkt). Und keine andere Altersgruppe ist online so wenig aktiv.

Doch der Spendenmarkt ist längst im Umbruch. Die Wirksamkeit von Post-Mailings nimmt mit dem Aussterben der Offliner kontinuierlich ab. Online-Fundraising hingegen wächst und wächst: Laut einer aktuellen Fundraising-Studie von Altruja, bei der 888 Non-Profits befragt wurden, ist das der Kanal mit dem größten Bedeutungszuwachs. Zwar sagen aktuell nur 14 Prozent der Befragten, dass das Spendensammeln im Internet zu den wichtigsten Einnahmequellen zählt, für die nächsten Jahre erwarten aber 37 Prozent aller Befragten, dass Online-Fundraising zum wichtigsten Kanal wird. Die Dynamik ist deutlich zu erkennen.

[caption id=”attachment_10626” align=”alignleft” width=”513”]Zahlen für Kleine Organisationen (bis zu 50.000 Euro Spendenvolumen in 2013) Online-Fundraising-Studie 2014 von Altruja: Zahlen für Kleine Organisationen (bis zu 50.000 Euro Spendenvolumen in 2013)[/caption]

Kleine Vereine, die sich teure Offline-Fundraising-Aktionen sowieso oft nicht leisten können, haben online (auf der eigenen Homepage und in sozialen Netzwerken) die Chance, Unterstützer zu gewinnen, diese aktuell zu informieren und parallel dazu zum Spenden aufzurufen. Auch die großen deutschen Spendenorganisation wie “Ärzte ohne Grenzen” sind sich bewusst, dass “der Anteil an Online-Spenden an den Gesamteinnahmen auch in Zukunft weiter steigen [wird]” (MSF-Jahresbericht 2013: S.59).

Dass sich der Weg ins Netz für Vereine lohnt, zeigt das betterplace-lab anhand von 16 Spendenorganisationen mit der Benchmark-Analyse „NGO-Meter“: Im Jahr 2013 betrug die durchschnittliche Online-Spende bei den untersuchten Non-Profit Organisationen 100 Euro, offline dagegen 33 Euro.

Für Vereine und Organisationen heißt das: der erste Schritt ins Online-Fundraising zahlt sich womöglich schnell aus.