Good Practice: action medeor auf betterplace.org

Joana Breidenbach
22.10.2009

Auch die Großen fangen mal klein an. Das Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor versorgt seit 45 Jahren die Menschen in den armen Regionen der Welt mit dem Nötigsten. Über 10000 Gesundheits- stationen in 140 Ländern werden von dem Verein beliefert, allein im Jahr 2008 wurden 360 Tonnen Medikamente und medizinische Geräte im Wert von über 10 Millionen Euro verschickt. Die Botschafterin von action medeor ist Anke Engelke.

Bei betterplace dabei sein - eine Investition in die Zukunft
Warum also platziert ein Großer wie action medeor seine relativ kleinen Projekte bei betterplace? Ist es das Kleinvieh, das auch Mist macht, wenn der millionenschwere Verein um Spenden für Moskitonetze zum Stückpreis von fünf Euro wirbt? Die Antwort auf diese Fragen mag pathetisch klingen, aber: Es ist eine wichtige Investition in die Zukunft. „Durch betterplace haben wir neue und vor allem auch junge Spender hinzu gewonnen“, sagt Steffi Sczuka, Fundraiserin bei action medeor. Denn action medeor hat das gleiche Problem wie viele andere traditionsreiche Hilfsorganisationen auch: Die Stammspenderschaft ist alt. Ob die Kinder und Kindeskinder dieser Menschen genauso eifrig spenden werden ist fraglich, also wächst der Druck, neue Stammspender zu akquirieren.

Aktualität überzeugt
Steffi Sczuka kam durch den Tipp einer Freundin auf betterplace.org. Ihr gefiel nicht zu letzt die Optik, also blieb sie und stellte die ersten Projekte bei betterplace online. Doch im Gegensatz zu einer kleinen Organisation wie Twende Pamoja schrieb Steffi keine Mails an Freunde, Bekannte oder gar die Stammspender. Die sind ohnehin eher offline und bleiben auf ihrem eingetreten Pfad des Dauerauftrags. Steffi sagt:

Als große Organisation werden wir anonymer wahrgenommen, die Menschen identifizieren sich anders mit uns, als mit einer kleinen Grasroot-Organisation.

Trotzdem war und ist action medeor mit seinen Projekten auf betterplace erfolgreich. Steffis Erklärung: „Wir sind aktuell.“ Eines der ersten betterplace-Projekte von action medeor betraf die Cholera-Epidemie in Simbabwe. Kurz nachdem die Katastrophe durch die Medien ging, waren bei betterplace 2000 Euro für 200 Behandlungen mit Medikamenten zusammen. Durch die Aktualität wurde das Projekt auch vom betterplace-Team herausgestellt, im Blog erwähnt und kam auf die vordersten Plätze der Startseite. Die Konkurrenz zwischen den Organisationen kommt noch anders zum Ausdruck: „Wir waren die Einzigen, die auf betterplace Hilfe für die Cholera-Epidemie anboten.“

Ähnlich war es mit dem Erdbeben auf Sumatra im September diesen Jahres: Um 14 Uhr was es in den Nachrichten, um 18 Uhr war ich mit dem Projekt auf betterplace“, erinnert sich Steffi. Diese wichtige Akquise von neuen, zusätzlichen Spendern ist sehr effizient. „Das Einstellen der Projekte dauert keine Stunde“, sagt Steffi, „und die Pflege, das Bloggen läuft dann so nebenbei.“

Extrem kostengünstige Gewinnung von Neuspendern
Die konventionelle Neu-Akquise eines Spenders kostet action medeor zwischen 70 und 90 Euro. Das entspricht fast 20 Moskitonetzen. Viele großen Organisationen müssen sogar ein Drittel des „Lifetime values“ eines Spenders in seine Akquise investieren. Steffi ist auch von Anfang an auf betterplace zugegangen, denn für die Internet-Plattform arbeiteten richtige Menschen, die man anrufen und um Rat fragen kann, mit denen man im Dialog Ideen entwickeln kann. So bleibt action medeor bei den betterplace-Mitarbeitern auch stets präsent, die den Verein wiederum gegenüber Unternehmenskunden promoten.

Das Ergebnis: Für action medeor sind innerhalb eines Jahres 12250 Euro zusammengekommen, gespendet von 212 Spendern. Allein die Akquise dieser neuen Spender hätte auf konventionellem Wege rund 17000 Euro gekostet. Bei betterplace hat jeder durchschnittlich 57 Euro für action medeor gespendet, das wäre auf konventionellem Wege noch nicht einmal genug gewesen, um die Akquise-Kosten zu decken. Über betterplace wurde so aber vielen Menschen geholfen. Da das Vertrauen zu den Spendern ein kostbares Gut ist und die Transparenz nie und auf keinen Fall außer Acht gelassen werden darf, will Steffi demnächst einen scheinbar langweiligen Bedarf einstellen: Verwaltungskosten. Denn obwohl 100 Prozent der Spende weitergeleitet werden, darf man nicht vergessen, das gerade bei größeren Organisationen ein Teil davon für allgemeine Verwaltungskosten benutzt werden muss.

Anke Engelke als Ass im Ärmel
Neben der schnellen Verbreitung von aktuellen Hilfsaktionen, hat action medeor noch ein Ass im Ärmel: Anke Engelke. Die Schauspielerin ist eine einzigartige Fürsprecherin und zieht die Besucher von betterplace.org durch ihre Prominenz auf die Projektseiten von action medeor. Doch bei dieser Abgrenzung zu anderen, quasi Konkurrenzprojekten, will es Steffi nicht belassen. „Man muss seine Projekte zu etwas Besonderem machen“, sagt sie und plant, mehr Videos bei betterplace unterzubringen.

Noch dominieren konventionelle Methoden des Fundraisings, doch das Online-Fundraising, wie es auf betterplace geschieht, wird weiter wachsen, glaubt auch Steffi.