Im Engagement andere und sich selbst kennenlernen - Engagiere Dich als Vormund für Flüchtlinge

Sabrina Syben
17.06.2013

Beruf und Privatleben sind so, wie sie sein sollten - aber irgendwas fehlt Euch? Ihre persönliche Antwort fanden die Ehrenamtlichen des Vereins Xenion - psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V. im sozialen Engagement als ehrenamtlicher Vormund für einen unbegleiteten Minderjährigen. Mit dem Projekt AKINDA ist Xenion auch auf unserer Zeitspenden-Plattform vertreten. Wie die Freiwilligen zu ihrem Engagement gekommen sind und wie ihre persönliche Erfahrung ist, konnte ich auf dem monatlich stattfindenden Stammtisch genauer nachfragen.

Wer sind die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft? Wer hat die wenigsten Rechte? Dies waren die Fragen, die sich meine Gesprächspartner zu Beginn ihrer Suche nach einem passenden Ehrenamt gestellt hatten. Internetrecherchen, die Homepage des Berliner Flüchtlingsrats oder Freunde führten die meisten zu Xenion. Beim Infoabend und im Einzelgespräch mit den Koordinatorinnen des Projekts AKINDA kann jeder für sich feststellen, ob er oder sie hier richtig ist. In Seminaren zu Asyl- und Vormundschaftsrecht, den zuständigen Behörden sowie den Hintergründen von Migration und den traumatischen Folgen werden die Freiwilligen darauf vorbereit, sich als Vormund für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zu engagieren.

Die Jugendlichen brauchen vor allem einen regelmäßigen Gesprächspartner sowie Unterstützung in laufenden Asylverfahren. Sie motivieren und helfen den jungen Menschen, trotz der oft sehr schwierigen Rahmenbedingungen zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Viele Hindernisse entstehen aus dem ungeklärten Aufenthaltsstatus. Viele kämpfen aber auch in der Schule oder bei der Arbeitssuche mit Vorurteilen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion. Oft werden die Ehrenamtlichen zu einer wichtigen Bezugsperson der Jugendlichen.

Die Reaktion auf die angebotene Hilfe reicht von Skepsis über die Aufrichtigkeit der angebotenen Unterstützung bis zu Aufgeschlossenheit und bereitwilliger Annahme der Zuwendung. Die Angst vor Abschiebung, die Emotionen über die zurückgelassene Familie, bisherige negative Lebenserfahrungen und die neue Kultur sind dabei entscheidende Einflussfaktoren.

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Die Kinder und Jugendlichen werden bis zu ihrer Volljährigkeit und sogar häufig darüber hinaus durch die Freiwilligen unterstützt. Unter den Ehrenamtlichen findet sich eine Bandbreite von Menschen mit unterschiedlichsten Qualifikationen und Kompetenzen: Psychologiestudenten, Ärzte, Sozialpädagogen oder der Ingenieur im Ruhestand. Für die PR-Beraterin an meiner Seite ist die Unterstützung durch den Arbeitgeber besonders wichtig, sonst könnte sie viele der untertags stattfindenden Termine ihres Mündels gar nicht wahrnehmen. Mein Gesprächspartner, der mir gegenüber sitzt, ist bereits im Ruhestand und fast täglich als Ehrenamtlicher im Einsatz. Seine Hindernisse sind neben Behörden auch die Vorbehalte in der eigenen Familie.

Alle sind sich in zwei Punkten einig: Sie empfinden eine spürbare Faszination für diese spezifische Beziehung, die sich zwischen Vormund und dem anvertrauten Menschen entwickelt. Gleichzeitig aber mussten sie lernen, nicht an sich selbst und den anderen überhöhte Erwartungen zu stellen und am Ende eine gewisse Distanz beizubehalten.

Enthusiasmus und Zufriedenheit lagen spürbar in der Luft, als ich mich vom Stammtisch der Ehrenamtlichen verabschiedete. Ob einmaliges oder regelmäßiges Engagement, am Ende solltet Ihr genau mit diesem Gefühl herausgehen. Auf betterplace.org werdet Ihr garantiert fündig: