Helfer in aller Welt - Ehrenamtliches Engagement in Vietnam
Wie sieht freiwilliges Engagement in anderen Ländern aus? Diese Frage stellte ich mir in den letzten Monaten immer wieder. Zum einjährigen Geburtstag unseres Zeitspenden-Blogs möchte ich deshalb in regelmäßigen Abständen mit ehrenamtlichen Helfern aus aller Welt sprechen.
Stimmen aus Vietnam
Meine Interviewpartner waren zum einen die Studentin Ha Phoung, 27 Jahre alt, die über drei Jahre für das UN Volunteer Program tätig war. Zum anderen Van, 24 Jahre alt, berufstätig und während ihrer Studienzeit freiwillig engagiert für das Vietnam Museum of Ethnology und die Vietnam Federation of UNESCO Association.
Wie bewertet die vietnamesischen Gesellschaft ehrenamtliches Engagement?
Ha Phoung: Die vietnamesische Gesellschaft begrüßt die Idee des freiwilligen Engagements und fördert es.
Van: Grundsätzlich stimme ich dir da zu: Generell wird dem freiwilligen Engagement große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geschenkt. Die Meinungen darüber sind jedoch sehr unterschiedlich. Einige sind über den positiven Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung überzeugt, andere bewerten die freiwillige Arbeit als nicht effizient und sehen sie als eine Verschwendung von Zeit und Geld an. Ihr Argument: Die Studenten halten in ihren Semesterferien Unterricht in entlegenen Regionen von Vietnam, danach kehren sie wieder in die Stadt zurück und die Kinder der Dörfer haben keinen, der sie weiter unterrichtet.
Wie sieht freiwilliges Engagement aus?
Van: Im Fokus sind vor allen die ärmeren Bevölkerungsschichten sowie Menschen, die von Krankheit und Unglück betroffen sind. Besonders den Kindern in entlegenen Gebieten von Vietnam soll eine solide Grundbildung ermöglicht werden. Über Fundraising-Aktionen in den Städten wird das dafür notwendige Geld gesammelt. Aber auch Müll aufsammeln oder Blutspendeaktionen für die Krankenhäuser sind Aktionen, die häufig durchgeführt werden.
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Welche Bevölkerungsgruppen sind engagiert?
Ha Phoung: Die treibende Kraft sind junge Leute in ihrer Studienzeit. Viele von ihnen sind Mitglied in der Ho Chi Minh Youth Union. Den Freiwilligen macht es Spaß sich in der Gruppe mit anderen zu engagieren, die die gleichen Interessen haben, wie man selbst.
Van: Ich würde sagen, man kann zwischen drei Gruppen unterscheiden: Einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten ist eine der Hauptmotivationen junger Studenten. Gleichzeitig sind sie natürlich auch neugierig. Sie wollen neue Freundschaften schließen, andere Orte kennenlernen und sehen, wie das Leben unter armen Bedingungen abläuft. Eine andere Gruppe sind Unternehmen. Ihnen geht es jedoch hauptsächlich um ein positives Image in der Gesellschaft und steigende Absatzzahlen. Eine ganz kleine Gruppe sind einzelne Individuen, die sich freiwillig engagieren, um über die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit berühmt zu werden.
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_Warum sind es hauptsächlich Studenten, die sich engagieren?
Ha Phoung: Nach dem Studium haben die Menschen kaum noch Zeit. Sie müssen hart arbeiten, um ihre Familie versorgen zu können. Wegen der niedrigen Löhne heißt das, mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten zu müssen. Da bleibt keine Zeit für zusätzliche Aktivitäten wie ehrenamtliches Engagement. Ein paar von ihnen versuchen sich weiterhin zu engagieren, aber nicht viele.
Van: Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung erzählen: Seitdem ich arbeite, besitze ich keine Zeit mehr für freiwilliges Engagement. Aber ich hoffe, irgendwann eine Möglichkeit zu finden, mich wieder neben meinem Arbeitsalltag zu engagieren.
Vielen Dank Ihr beiden für das aufschlussreiche Gespräch!
Das Tolle ist: In Vietnam bemühen sich die sozialen Organistionen, ihre Arbeit nicht mehr nur auf der Unterstützung der internationalen Freiwillige aufzubauen. Die ausländischen Helfer arbeiten zunehmend in Gruppen mit nationalen Freiwilligen zusammen. Das erleichtert ihnen in der neuen Kultur anzukommen und garantiert gleichzeitig ein Fortbestehen der Projekte, wenn sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren.
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