Höchst inspirierend: Global Online Giving Marketplaces Treffen in Berlin

Joana Breidenbach
07.11.2009

Die letzten Tage standen für uns betterplacianer ganz im Zeichen eines Treffens der großen Online Giving Markets - von Mikrokreditplattformen wie MyC4 und Kiva.org über Global Giving und Give India bis hin zu GreaterGoods und Donorschoose - waren Plattformen aus den USA, Südafrika, Israel, Holland, Indien, Großbritannien und Kolumbien in Berlin für einen intensiven Workshop zusammengekommen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Pläne zu schmieden, wie wir für unsere Sache - die Demokratisierung von Philanthropie/sozialem Engagement - größeres Momentum erzeugen können.

Wie werden die Bedürfnisse der Armen auch für Spender elementar?
Nach einer ersten Zusammenkunft in unserem betterplace Büro am Mittwoch Abend, toll angeleitet von Neil Crofts, begann der nächste Tag mit einem hochkarätigen Panel in der Humboldt Viadrina School of Governance. Hartmut Kozek, Geschäftsführer der Werbeagentur Tribal DDB, warf die Frage auf, wieso Internetplattformen für soziales Engagement weniger erfolgreich sind als Plattformen wie facebook und youtube, obwohl sie zum Teil die gleichen Funktionalitäten und Systeme anbieten. Der Erfolg von Produkten, so Kozek, wird von Bedürfnissen angetrieben, egoistischen Bedürfnissen: ICH will was zu essen, ICH möchte Freiheit, ICH möchte ein Dach überm Kopf. Dagegen empfinden wir die Bedürfnisse von Menschen, die meist (sozial oder geographisch) weit von uns entfernt sind, nicht so dringend. Um dies zu verändern hätten Plattformen zwei verschiedene Möglichkeiten: zum einen könnten sie die Bedürfnisse der Anderen näher an die Spender heranbringen. Zum anderen könnte man aber auch die technischen Möglichkeiten Bedürfnisse zu artikulieren und das eigene Leben erfahrbar zu machen, näher an die “Betroffenen” heranholen, z.B. in Form von neuen Technologien, die der großen Gruppe der “Armen und Unterdrückten” eine eigenständige Stimme geben würde.

Let the digital native speak for herself
Als nächstes war
Vikki Chowney, eine junge britische Bloggerin dran, die als “digital native” präsentiert wurde und über deren sehr inspirierende Prezi-Präsentation ich hier nicht viel schreiben muss, da sie schon einen blogpost über die Veranstaltung und ihren Beitrag gepostet hat.

betterplace Fallbeispiele
Sachar Kriwojs Präsentation, dem ich meine Begeisterung für twitter zu verdanken habe, drehte sich um den Impact, den jeder Einzelne in unserer heutigen Welt haben kann. Als Beispiel brachte er die Rettung der Rubrik “6 vor 9” des Onlinemagazins Medienlese, für die er betterplace benutzte und innerhalb weniger Tage soviel Geld zusammen sammelte, dass das Journalistengehalt gesichert werden konnte (der Rubrik ist inzwischen zum bildblog umgezogen).

Daniel Grotzinger, Investor des kontroversen Onlinespiel pennergame.de sorgte mit seiner Beschreibung der Spendenaktion auf betterplace.org für rege Diskussionen (und diente bei aller politischen Unkorrektheit von Pennergame als Inspiration für die anderen Plattformen Kooperationen mit starken Online-Communities einzugehen).

Als letzter Redner überzeugte Reinier Evers, Gründer von Trendwatching.com mit seinem Beitrag zur Generation G(enerosity) und betonte das sozialer Status sich heutzutage nicht mehr (nur) über den Porsche und den Learjet, sondern über ein spannendes philantrophisches Engagement zeigt: “Giving is the New Taking, and Sharing is the New Giving.” Dieses Bedürfnis der Menschen nach der neuen Status-Währung sollten unsere Online Plattformen, so Reinier, betonen und befriedigen.

Nach der lebhaften Diskussionsrunde gingen die Teilnehmer gemeinsam in eine Berliner Suppenküche. Über die Reise, die der anschließende Workshop in Gang setzte, wird Line in unserem englischen blog berichten. Überhaupt ist hier ein großes, großes Dankeschön an Line angebracht, die die ganze Veranstaltung nach Berlin holte und in den letzten Monaten dafür gesorgt hat, dass wir mit so vielen Gleichgesinnten ein paar absolut inspirierende Tage verbringen durften. Und ein weiteres Riesen-Danke gebührt Liquid Net, repräsentiert von Brian Walsh, der engagiert an unseren Diskussionen teilnahm und die Veranstaltung gemeinsam mit dem Omidyar Netzwerk finanziert hat. Vielen Dank!

Und hier ist Lines Bericht.