International Social Innovation Research Conference

Joana Breidenbach
16.09.2009

Wie in einem früheren Post beschrieben bin ich gerade auf der International Social Innovation Research Conferencein Oxford, organisiert von der Skoll Stiftung, einer der maßgeblichen Institutionen im Bereich Social Entrepreneurship. Zwischen einer Reihe von sehr theorielastigen Vorträgen gab es andere, die einen interessanten Einblick in das kleine, aber sich immer stärker institutionalisierende Feld des Sozialunternehmertums gaben.

In seinem Begrüßungsvortrag Social Entrepreuership and Market Orientation: The Struggle for Organizational Legitimacy , skizzierte Alex Nicholls eben dieses Feld: Die dominanten Akteure kommen bislang aus den USA und Europa und stehen sich z.T. mit konkurrierenden Visionen und Modellen gegenüber. Zu ihnen gehören u.a. Ashoka, der Roberts Enterprise Development Fund, das Community Action Network ebenso wie die Schwab Stiftung, die Skoll Stiftung, CASE, UnLtd, CAN, SE Alliance und das Social Enterprise Unit.

Einzelne Helden oder institutioneller Wandel?

Unterschiedliche Institutionen propagieren unterschiedliche Visionen von Sozialunternehmertum. Nicholls interessante Diskursanalyse zeigte, dass beispielsweise Stiftungen gerne den Hero-Entrepreneur in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen, der mit seinen „innovativen“, „ehrgeizigen“, „Widerstände niederringenden“ Art sozialen Wandel befördert. Stiftungen möchten andere Menschen begeistern und brauchen dazu gute Geschichten – und Heldensagen sind genau solche. Dagegen tun sich staatliche Institutionen mit der Förderung von einzelnen Helden schwer und betonen statt dessen den „praktischen“, „nachhaltigen“ systemischen Wandel durch innovative Organisationsformen, so geschehen u.a. in Großbritannien mit diversen Gesetzesänderungen, die so genannte Social Enterprise fördern, non-profit Organisationen, die kommerziell agieren um ihre Ziele verfolgen zu können.

Die Ressourcen, die dem Feld der Social Entrepreneurs zur Verfügung stehen, sind nicht sehr groß, insgesamt beläuft sich die Investitionshöhe auf 56 Million US$. Hier liegt Ashoka mit 23.5 Millionen weit vorne, gefolgt von Skoll (16.3 US$) , UnLtd (13.7 Millionen US$) und Schwab (2.5 Millionen US$). Insgesamt hat der Sektor an die 7.000 Social Entrepreneurs identifiziert (einer davon ist Till).

Nicholls zufolge sind die verschiedenen Institutionen und Visionen derzeit in einem Kampf um Legitimität und Definitionshoheit verwickelt und bemühen sich unterschiedliche Akteure, die ihnen Legitimität geben können – seien es Medien oder Financiers - auf ihre Seite zu ziehen.

Marktorientierung charakterisiert Social Entrepreneurship

Um die unterschiedlichen Ansätze zusammenzuziehen schlägt Nicholls eine Definition von Social Entrepreneurship vor, die eher auf der Metaebene angesiedelt ist. Für ihn und die Skoll Stiftung handelt es sich bei Social Entrepreuership um alle die Ansätze sozialen Fortschritt zu erzielen, die eine klare Marktorientierung haben, Wirksamkeitsmessungen vornehmen und ihren unterschiedlichen Stakeholdern streng Rechenschaft ablegen.

Triple bottom line, Weiße Tiger und ungewöhnliche Social Entrepreneurs

Weitere interessante Beiträge kamen u.a. von Adrian Hornsby, der für die Investmentfirma Investing for Good eine neue Methode der sozialen Buchhaltung vorstellte - MARII, Method for Analysing and Rating of Impact Investments - mit der die “triple bottom line”, d.h. finanzieller, sozialer und ökologischer Gewinn gemessen werden kann.

Rafael Zeigler, von der Social Entrepreneurship Research Group GETIDOS an der Uni Greifswald sprach über White Tigers : Theorizing Social Entrepreneurs as Social-ecological Change Agents, in dem er Gedanken von Schumpeter zum Unternehmertum mit Amartya Sen’s Capability-Ansatz verband.

Heather Cameron (von Boxgirls International, hier mit einem neuen Projekt auf betterplace.org) gab uns einen Einblick in ihre Dokumentation von unterschiedlichen Social Entrepreneurs, kurzen Videointeriews, die sie als Unterrichtsmaterialien für Studenten zusammengestellt hat, um wichtige Fragen wie “Was ist ein Social Entrepreneur?” “Welchen Stellenwert hat Wirksamkeitsmessung in ihrer Arbeit” zu diskutieren.