Jahresrückblick 09 - Jahresvorschau 10 2. Teil

Joana Breidenbach
25.12.2009

Uns bei betterplace interessieren natürlich insbesondere die Veränderungen im sozialen Sektor, die durch digitale Technologien hervorgerufen werden.

Online-Fundraising entwickelt sich weiter – ist aber immer noch eine kleine Nummer
2009 haben immer mehr deutsche Organisationen die Potentiale der social media für sich entdeckt. Fundraising-Ausbildungen verzeichneten zum ersten Mal eine explizite Nachfrage nach „mehr Online-Inhalten“. Für kleine und mittlere Vereine und Stiftungen ist eine Website mittlerweile unverzichtbar, während große Hilfsorganisationen aufs Internet spezialisierte Kommunikationsexperten einstellten und ihre Internetseite auffrischten. Viele deutsche Fundraiser meldeten sich dieses Jahr erstmalig auf twitter und facebook an und 2010 werden wir erste groß angelegte Kampagnen sehen, die deren Potential für eine jüngere Spendergruppe ausloten.

Aber noch sind wir in Deutschland weit davon entfernt wirklich signifikante Summe übers Internet einzusammeln – anders als in den USA, wo ein Aufruf in Minnesota letzten Monat innerhalb von 24 Stunden 14 Millionen US$ für 3.200 gemeinnützige Organisationen einbrachte – werden hierzulande nur zwischen 1-3% aller Spenden Online gewonnen. Auf einer renommierten, mehrtägigen Tagung im Wissenschaftszentrum Berlin zum Thema “Warum spenden wir?” ging nur ein einziger Vortrag (meiner;-) auf Online-Fundraising ein. Bei allen Erfolgen, die deutsche Online Spendenplattformen wie betterplace.org und helpedia erzielten, haben wir alle zusammen – wie helpedia Gründer Sebastian Schwieker kritisch anmerkt - in einem Jahr weniger eingesammelt als Just Giving in 2 Wochen. (Just Giving wurde 2009 in Großbritannien endgültig zum Household-name und hat die 500 Millionen Pfund Spendenmarke deutlich durchbrochen.)

Mitten in der Lernphase
In diesem Sinne ist 2009 für uns im betterplace Organisationen- und Projekteteam ein Jahr, in dem Organisationen und Plattformen einen wichtigen Lernprozess begonnen haben und sich zunehmend ernsthaft damit auseinander gesetzt haben, wie das Netz Fundraising und die Kommunikation mit Spendern verändert. Diesen Lernprozess möchten wir mit allen teilen: z.B. durch unsere Good Practice Fallbeispiele und die bald erscheinende Online Fundraising Toolbox.

Wie soziales Engagement durch neue Medien bereichert und umdefiniert werden kann, konnten wir dann noch eindrucksvoll in den letzten Tagen dieses Jahres sehen: Innerhalb von 18 Tagen kamen durch Aufrufe in Blogs, auf twitter und facebook, die für den Erhalt eines kleinen Berliner Blumenladens notwendigen 10.000€ zusammen. Aufrufe wie dieser aktivieren eine ganz neue Unterstützerschar - Menschen, darunter viele so genannte Digital Natives, die sich nicht von der “Woche des bürgerschaftlichen Engagements” angesprochen fühlen - die aber bereit sind, sich im Netz und darüber hinaus mit ihrem Wissen, Geld und Netzwerk für soziale Missstände einzusetzen.

In Teil 3 des Jahresrückblicks wird es um Transparenz und Development 2.0. gehen.