Kapitalmärkte für Soziale Unternehmen

Joana Breidenbach
08.08.2008

Auf Mutmacher fragt sich Susanna Krüger, wie Kapitalmärkte für Sozialunternehmer aussehen könnten:

Die Vizepräsidenting einer grossen amerikanischen Stiftung (Hewlett), die seit langem Studien über die mögliche Beschaffenheit solcher Märkte finanzieren, hat vor einiger Zeit Interessantes dazu geäußert. Sie glaubt, es braucht mehr Transparenz und einheitlichere Metriken, um als Stiftung besser entscheiden zu können, welche Organisationen man unterstützt. Mit solchen Marktplätzen hätten Social Entrepreneurs mit innovativen Ideen, die hohe soziale Wirkung versprechen, die Chance, bereits im Anfangsstadium ihrer Tätigkeit höhere Geldsummen einzusammeln und damit schneller zu wachsen.

Eine erste Plattform die versucht einen Marktplatz für die besten sozialen Organisationen und Initiativen zu etablieren, ist www.Socialmarkets.org:

US amerikanische Sozialunternehmen können sich anmelden, müssen ein klares Evaluationskonzepts für ihre erwarteten Ergebnisse voweisen und begeben sich damit auf die (online) Suche nach Geldgebern. Die Initiatoren träumen von einem “Stock Exchange” für Social Entrepreneurs.

Weitverbreitetes Misstrauen in den gemeinnützigen Sektor
Nun wollen Geldanleger genau wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Und so hat diese Entwicklung u.a. zur Folge, dass ein bislang oft vor sich hin wurschtelnder Sektor sich neuen Qualitätsstandards unterwerfen muss.

Laut social markets sind Spender so misstrauisch wie noch nie zuvor, dass gemeinnützige Organisationen ihr Geld auch wirklich klug verwenden. Mit dieser Einschätzung sind sie nicht allein. Kritiker der Entwicklungszusammenarbeit wie William Easterly konstatieren, dass die Bemühungen, die Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen, grandios gescheitert sind: so findet Easterly statistisch zwischen 1950 und 2001 KEINE Korrelation zwischen Entwicklungshilfe und wirtschaftlichem Wachstum. Im Gegenteil, die Länder, die es geschafft haben sich wirtschaftlich zu entwickeln, sind fast alles solche, die aus dem Westen nur vernachlässigenswerte Hilfszahlungen bekommen haben (Indien und China).

Die Ursachen sind vielfältig, aber ein wesentlicher Grund ist der, dass staatliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, wie die Weltbank oder die GTZ nicht ihren eigentlichen Kunden (den Armen) Rechenschaft über die Verwendung von Geldern ablegen müssen, sondern ihren Geldgebern, den westlichen Regierungen und Wählern. Und die haben vom Thema zumeist wenig Ahnung und sind schon zufrieden, wenn sie öffentlich verkünden können, wieder mal Millionen für Afrika, HIV oder Klimaschutz zur Verfügung gestellt zu haben.

Wo sind die Resultate?
Mich macht es jedes Mal völlig wahnsinnig, wenn in den Nachrichten mal wieder nur davon die Rede ist, wie viel Geld zur Armutsreduzierung gesammelt oder von der G8 versprochen wurde. Wenn nur halb soviel Tinte darüber vergossen werden würde, was MIT DEM GELD GEMACHT WIRD und welche RESULTATE damit erzielt werden!

Dem gleichen Phänomen begegnet man übrigens in Unternehmen (dem Thema einer unserer letzten Diskussionen): soziales unternehmerisches Engagement und Sponsoring ist der Geschäftsbereich in deutschen Unternehmen, der wahrscheinlich am weitaus unprofessionellsten betrieben wird: Es werden Millionen ausgegeben, doch wofür und warum, weiß niemand so genau. Meist ist man zufrieden mit etablierten Hilfsorganisationen zusammenzuarbeiten: was die genau mit dem Geld machen, wie viel in den administrativen Overhead fließt und wie viel wirklich beim eigentlichen Empfänger (den Notleidenden) ankommt, erscheint sekundär.

Feedbackschlaufen über das Web of Trust
Wir bei betterplace verfolgen mit Interesse die neuen Qualitätsstandards, die sich momentan im non-profit Sektor herausbilden. Unseren bislang wesentlichsten Beitrag zu dieser Debatte sehen wir in dem Web of Trust. Jeder, Kritiker ebenso wie Fan, Zaungast oder direkter Benefaktor einer sozialen Initiative, kann hier zu Wort kommen und beschreiben, welchen Unterschied die Arbeit einer Organisation oder eines anderen Menschen in der Praxis macht. Das Web of Trust ermöglicht enge Feedbackschlaufen zwischen Projektverantwortlichen, Benefaktoren und Unterstützern; Unterstützer haben eine solidere Basis auf Grund derer sie Gelder vergeben können. Benefaktoren haben eine Stimme um zu sagen, ob die Gelder bei ihnen angekommen sind und die Interventionen für sie sinnvoll waren. Projektverantwortliche können auf Grund dieser Informationen ihre Arbeit verbessern.