Ein Marathon für Skateboards

Kirsten Mieves
29.11.2012

Der Snowdonia-Marathon in Wales ist einer der härtesten Läufe in Großbritannien – und einer der schönsten. Jon Sheldon ist ihn gelaufen. Und weil er es eine Verschwendung findet, einen solchen Marathon nur für sich zu laufen, hat er für eine Skateboard-Schule in Afghanistan gesammelt.

Ende Oktober 2012 ging Jon, ein 37 Jahre alter Londoner mit dunkelblonden Haaren und lebhaften Augen, an den Start des Snowdonia-Marathons. Zusammen mit mehr als 2.000 anderen Läuferinnen und Läufern. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien, die Luft war kalt und klar. Jon hatte viel trainiert und fühlte sich fit. Aber wie hart der Lauf tatsächlich ist, war ihm nicht bewusst, als er sich anmeldete. Vor allem, weil es sein erster Marathon überhaupt war. Einen Halbmarathon hatte er im März 2012 bereits geschafft, „aber den Snowdonia als ersten Marathon zu laufen, das war schon sehr heftig“, erzählt Jon, „die Strecke führte über steile Anstiege und immer wieder bergauf und bergab. Der Lauf war unglaublich, es war so hart, aber auch ein wahnsinnig tolles Erlebnis.“

Richtig schwierig wurde es für Jon vor allem ab Kilometer 22: „Mein Knie begann zu schmerzen und war bald eine einzige brennende Qual.“ Ab Kilometer 32 tat dann sein ganzer Körper weh, und der letzte große Anstieg schließlich war grausam. Aber wirklich entsetzlich, so Jon, waren die letzten 2,5 Kilometer: Hier ging es die ganze Strecke steil hinab bis zum Ziel, seine Beine spürte er kaum noch, ein einziger Schmerz.

Aber so hart die Strecke ist – sie befindet sich auch in einem der schönsten Gebiete des Landes. So war das Gelände für Jon nicht nur eine besondere Herausforderung und Aufgabe, sondern gleichzeitig auch Lohn für die Mühe: „Es war atemberaubend und ein fantastisches Gefühl, zusammen mit den anderen Läufern und doch für mich allein durch diese Szenerie zu laufen. Das Grün der Hügel, dazwischen graue Steine und Geröll und immer wieder der Blick in die Weite, Hügel hinter Hügel.“

Aber der beste Moment kam zuletzt: „Die Zielgerade zu überqueren, das hat mich überwältigt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, so Jon. Zusammen mit seinem Freund Matthew überquerte er als 340. von 2.000 Läufern die Zielgerade. Dahinter warteten seine Frau und seine kleine Tochter auf ihn, Freunde und Verwandte. Alle beglückwünschten ihn, und Jon war überglücklich und stolz, den Snowdonia-Marathon bewältigt zu haben.

Mit seinem Lauf unterstützt Jon eine Skateboardschule in Kabul

Was Jon unterwegs geholfen hat: Er lief nicht nur für sich, sondern hat mit seinem Lauf die Kinder und Jugendlichen des Projektes Skateistan unterstützt.

Das Projekt betreibt seit 2007 die weltweit erste koedukative Skateboard-Schule für Kinder und Jugendliche in Kabul. 68 % der afghanischen Bevölkerung sind unter 25, und die Macher von Skateistan sind überzeugt, dass es diese jungen Menschen sind, die den sozialen Wandel in Afghanistan am besten voranbringen können. Fast 400 Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichem ethnischen und sozioökonomischen Hintergrund – 40 % von ihnen Mädchen – kommen wöchentlich in die Skateboard-Schule. Sie lernen hier nicht nur Skateboarden, sondern noch viel mehr: Probleme lösen, Verantwortung übernehmen, mit Multimedia umzugehen und sich über Kunst auszudrücken. Skateistan gibt ihnen einen Ort und eine Perspektive.

Jon fährt selbst seit 28 Jahren Skateboard und hat eine Zeit lang als Skateboard-Lehrer gearbeitet: „Als ich vom Projekt Skateistan gehört habe, verstand ich sofort, welche große Bedeutung und welche Wirkung Skateistan auf das Leben der Kinder hat.” Da war klar für ihn, dass er seinen Marathon nutzen will, um dieses Projekt zu unterstützen. 1.600 Euro spendeten Freunde, Familie und Kollegen über seine Spendenaktion auf betterplace.org. Damit hat Jon sein Spendenziel von 1.500 Euro sogar übertroffen. „Ich danke allen sehr, die mich unterstützt haben“, betont er. „Ich bin völlig umgehauen davon, dass wir einem Projekt wie Skateistan zusammen helfen konnten.“

Jons Spendenaktion findest Du hier, und wenn Du mehr über Skateistan erfahren möchtest, schau Dir die Projektseite an: skateistan.betterplace.org.

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Kirsten Mieves von betterplace.org

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