Mit dem Außenminister in Südostasien

Joana Breidenbach
02.03.2008

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Seit Montag begleite ich Außenminister Frank Walter Steinmeier auf seiner Südostasienreise, als Teil einer Delegation aus Wirtschaftsführern, Parlamentariern und Journalisten. Als Kulturanthropologin versuche ich meine Erkenntnisse zur Globalisierung an den Mann (Frauen sind kaum anwesend) zu bringen und bin so schnell in den Ruf gekommen, nicht nur zu allem eine überraschende und gelegentlich leicht absurde Geschichte parat zu haben, sondern den straffen Terminplan um ein paar außerplanmäßige Abstecher zu erweitern.

Meinem heutigen Trip, einem Termin im Headquarter der WTO in Singapur, hatten sich daraufhin auch zwei Journalisten anschlossen Denn bei der WTO handelt es sich nicht um einen Ableger der World Trade Organisation, sondern um die 2001 von Jack Sim gegründete World Toilet Organisation. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht in Kooperation mit Grassroots-Organisationen vor Ort auf kreative Weise das Fäkalien und Toiletten umgebende Tabu zu brechen und weltweit Milliarden von Toiletten zu bauen. Für seine Aktivitäten wurde Sim 2005 von der Schwab Foundation zum Social Entrepreneur des Jahres gewählt.

Der Tag hatte allerdings schon etwas unglücklich angefangen.

In Jakarta war ich von einer völlig panischen Botschaftsangehörigen geweckt worden, die mir mit sich überschlagender Stimme ankündigte, die Kolonne zum Flughafen würde, soweit ich mich nicht in 2 Minuten in der Hotellobby eingefunden hätte, ohne mich losfahren. Nun war ich beim Abnehmen des Hörers davon ausgegangen meinen Wake-Up call entgegenzunehmen. Doch den hatte das Hotel offensichtlich verschwitzt. So schoss ich, ohne das Bad auch nur betreten zu haben, in meine Klamotten und saß 3 Minuten später völlig verschwitzt in Wagen MdB3, der uns zum Flugzeug und dann nach Singapur brachte.

Dummerweise erreichte ich nach unserer Landung Deepa von der WTO weder telephonisch noch per E-mail (dies alles während wir mit dem größten Riesenrad der Welt, dem Singapore Flyer, hoch über dem Inselstaat schwebten) um den genauen Zeitpunkt unseres Treffens auszumachen. Dennoch sprangen wir zu dritt gleich nach dem Mittagessen, welches die Deutsche Handelskammer für den Außenminister im Ritz Charlton gab, ins Auto und ließen uns den Büroräumen der WTO in der Race Road bringen. Allerdings nur um festzustellen, dass die Organisation just an diesem Morgen umgezogen war und uns die Zeit zur neuen Adresse zu fahren, fehlte.

In Jakarta war ich erfolgreicher. Hier hatte Johanes Herlinijanto mich auf William Kwan und sein Indonesian Pluralism Institute (IPI) aufmerksam gemacht (Danke Johanes!). Nachdem ich schon gleich am Tag unser Ankunft in Indonesien an einer kleinen Roundtable Diskussion mit Steinmeier und hochrangigen Vertretern islamischer und christlicher Organisationen zum „Religiösen Pluralismus in Indonesien“ teilnehmen konnte, während der besonders der hiesige Islam im Zentrum stand, war ich gespannt, welchen Ansatz IPI verfolgt, die Beziehungen zwischen den zahlreichen ethnischen und religiösen Gemeinschaften in Indonesien zu verbessern. (1998 hatten sich Spannungen zwischen der chinesischen Minderheit und der restlichen indonesischen Bevölkerung in blutigen Kämpfen niedergeschlagen, während der Hunderte von Menschen getötet worden waren und immer wieder hört man u.a. von vereinzelten Gewalttaten gegen Christen, sowie Demonstrationen für die Einführung der Scharia).

In den Räumen seines kleinen Forschungs- und Aktivisteninstituts legte William seinen Ansatz dar. Anstatt interkulturelle Workshops mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu veranstalten (deren Sinn ich ebenfalls bezweifel), ist William der Ansicht, dass kulturelle Konflikte durch wirtschaftliche Schieflagen erzeugt werden. Diese versucht er durch kleine, aber wirksame lokale Interventionen zu beheben.

So hat IPI vor 2 Jahren ein Projekt zu Revitalisierung der Lasem Batik in Zentralwest-Java begonnen. Traditionellerweise waren es die javanischen Frauen, die in den Dörfern diese charakteristischen, kunstvollen Batikstoffe herstellten, während chinesische Händler sie vertrieben. Doch im Zuge der Modernisierung ist die Nachfrage nach der traditionellen Lasem Batik gesunken und die wenigsten der Frauen in den Dörfern, die die Technik noch beherrschen, üben sie auch aus.

Mit einem wohl durchdachten Modell aus Mikrokrediten, Kapazitätstrainings, innovativen Mustern und einem kleinen internationalen Netzwerk an Unterstützern versucht IPI sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach den wunderschönen Stoffen zu stimulieren. Bald mehr dazu auf betterplace.org.