"Personitas, Bildung für die Zukunft" - ein Projekt auf betterplace.org

Katja Simke
07.07.2011

Auf unserer Facebook Seite haben wir unsere Fans gefragt was sie besonders interessiert. Dabei kam heraus, dass sich die Nutzer von betterplace.org mehr Informationen zu einzelnen Projekten wünschen. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach: Darum stellen wir ab jetzt alle 2-3 Wochen ein Projekt hier im Blog vor und lassen auch die Projektverantwortlichen zu Wort kommen. Den Auftakt macht das Projekt:

„Personitas, Bildung für die Zukunft“ des Vereins FUTURO SI

das uns mit einem tollen Video überrascht hat:

„Es ist wunderschön eine gute Idee zu konkretisieren. Letztes Jahr war dieses Projekt nur ein Wunsch, heute ist es Realität.“ (Arlette Hernández)

Vor zehn Jahren begann die Geschichte von Personitas, den “kleinen Personen/ Persönlichkeiten“. Es war die Zeit, als sich Argentinien in einer schrecklichen Finanzkrise befand und viele Menschen hungerten, besonders die Kinder. In Manuel Alberti, Pilar, einem Vorort von Buenos Aires, begannen gutsituierte Frauen, kostenlose Mahlzeiten an Kinder auszugeben. Dabei dienten Türen als Tischplatten und Bretter als Sitzgelegenheiten. Sehr schnell wuchs die Schar der hungrigen Kinder auf über 100 an. Die Arbeitskraft der Nachbarn und Spender ermöglichten später den Bau eines eigenen zweistöckigen Hauses: der „Tagesstätte Personitas“. Der deutsche Verein FUTURO SI unterstützt das Personitas Projekt seit 2004.

Pilar ist eine Gegend, in der die Unterschiede zwischen arm und reich allgegenwärtig und sehr groß sind: Eingezäunte, privat bewachte Viertel für Gutsituierte liegen neben Stadtteilen, in denen sehr einfache Häuser – Typ Behelfsheim – und Notunterkünfte überwiegen. Viele Straßen sind unbefestigt und bei Regen kaum passierbar – An einem solchen Weg liegt auch das „Personitas“-Haus. Die Arbeitslosenrate ist sehr hoch. Die Familien der ärmeren Viertel haben oft sieben bis acht Kinder. Die Väter sind meistens ohne Arbeit und häufig auch ohne Ausbildung. Nicht wenige Kinder müssen hungrig in die Schule gehen. Oft besteht die Tagesration nur aus einem Mate-Tee und einem Stück Brot. Entsprechend ist die Konzentration auf den Unterricht.

Doch Personitas hilft den derzeit 55 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 15 Jahren nicht nur durch kostenlose Mahlzeiten, sondern unterstützt sie auch mit weiteren Angeboten wie Nachhilfe, psychologische Betreuung, Arbeitsgruppen (z.B. Handwerk und Theater), Sportangebote und: Jetzt auch mit Computerkursen!

Darüber hinaus besitzt Personitas eine eigene Bäckerei und einen kleinen Garten, in dem Gemüse und Salate angebaut werden. Und hilft bei der Gründung von Kleinstunternehmen, die wiederum neue Arbeitsplätze schaffen.

Im Laufe der vergangenen zehn Jahre haben sich nicht nur die Welt, sondern auch die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in Pilar, Argentinien stark geändert. Deswegen hatte Personitas die Idee, den Kindern Computerkurse anzubieten. Der Verein FUTURO SI griff die Idee auf und nutzte sie, um erstmals online Spenden zu sammeln, um den Verein und das Projekt über soziale Netzwerke bekannter zu machen und um neue Spender zu gewinnen. Im Interview die Projektverantwortliche Arlette Hernández:

betterplace.org: Wie seid Ihr auf die Idee der Computerkurse gekommen?

Arlette Hernández: Unsere Ansprechpartnerin in Argentinien, die Vorsitzende Queta Frank, hat mit uns über diesen Bedarf gesprochen. Die Kinder müssen bei ihrer Vorbereitung auf das Arbeitsleben gefördert und unterstützt werden. Man muss wissen, dass sich diese Kinder keine private Bildung leisten können, bei der das Niveau der Bildung besser ist. Dies ist ein Teufelskreis: eine schlechte Bildung verringert die Chancen für einen guten Job in der Zukunft, ein schlechter oder gar kein Job führt dann wieder zu Armut. Fast alle Kinder haben natürlich keinen Computer zu Hause und können sich die benötigten Kenntnisse nicht aneignen, um später auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können.

Was wurde durch das betterplace.org Projekt ermöglicht?

Personitas hatte vor dem betterplace.org Projekt acht gesponserte Computer und einen Drucker. Durch unsere Online-Spendenaktion wurde Folgendes ermöglicht:

  1. Die Errichtung einer Infrastruktur für den Computerraum (z.B. Materialien für die elektrische Installationen und den Lohn des Elektrikers),

  2. Die Installation der Computer (z.B. Materialien für die Installation und der Lohn für den Computer-Techniker),

  3. Ca. ein Jahr Lohn für die Computer Lehrerin.

Wie wird es von den Kindern angenommen?

Die Kinder waren absolut begeistert. Ich glaube, dass man dies sehr eindrucksvoll auf den Bildern sehen kann. Die Kinder sind sehr dankbar für die Unterstützung und freuen sich über die Möglichkeit, wichtige Dinge mit den Computern lernen zu können.

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Was waren für Sie persönlich besonders schöne, freudvolle, herausfordernde, schockierende und/oder überraschende Momente im Verlauf des Projektes?

Als ich Queta Frank einen Entwurf unseres Dokumentationsvideos gezeigt habe, begann sie zu weinen. Es waren Freudentränen. Das war sehr berührend. Ich bin auch „Latina“ und ich weiß, dass wir unsere Emotionen gerne zeigen. Trotzdem war ich positiv überrascht, wie viel Dankbarkeit uns aus Argentinien vermittelt wurde. Dabei bin ich der Meinung, dass wir Ihr und Ihrem Team dankbar sein müssen, für all die Dinge, die dort unternommen werden. Die Möglichkeit, anderen Leuten helfen zu können, empfinde ich als großes Geschenk.

Wie realisieren Sie, dass das Projekt Personitas ständig an sich wandelnde Bedingungen und Bedürfnisse angepasst wird?

Das Team von Personitas, das aus dem Vorstand, Lehrern, einem Psychologen und einer Sozialarbeiterin besteht, hat wöchentliche Meetings, in denen über das tägliche Geschehen berichtet wird und gemeinsame Aktionen besprochen werden. Eine große Herausforderung ist u.a. der Altersunterschied zwischen den Kindern und Jugendlichen. Sie besuchen verschiedene Schulen und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb betreut der Psychologe jeden „Fall“ einzeln und oft zusammen mit der Sozialarbeiterin, die durch Hausbesuche wichtige Information erhält. Der individuelle Lernfortschritt jedes Kindes wird jedes Quartal dokumentiert. Außerdem gibt es einen konstanten Dialog mit den Kindern und Eltern.

Das Video endet mit „es gibt noch viel zu tun“ – was steht bei den Personitas als nächstes an?

Für Personitas wird natürlich auch für 2012 der Lohn für die Computer Lehrerin benötigt. Auch das Personitas Team braucht Schulungen, damit sie sich an die neuen Bedürfnisse der Kinder anpassen kann. Zudem stehen eventuell weitere Projekte im Raum, um die Kinder auch in Zukunft bestmöglich unterstützen zu können. FUTURO SI fördert Projekte in verschiedenen Ländern in Lateinamerika und dort gibt es ebenfalls viel zu tun. Leider können wir nicht alle Anfragen unterstützen. FUTURO SI passt bei der Auswahl der Projekte sehr auf die Qualität, den Nutzen und die Nachhaltigkeit der ausgewählten Projekte auf. In der näheren Zukunft ist ein Projekt in Brasilien via betterplace.org geplant. Demnächst kann man sich hierüber auf unserer Webseite oder direkt auf der Projektseite informieren.

Hatten Sie schon vor betterplace.org Erfahrungen mit sozialen Netzwerken, Blogs und Fundraising?

Wir haben bis dato nicht so viele Erfahrungen mit Online-Spenden gemacht. Wir haben viel im Laufe dieses Projektes gelernt. Wir haben jetzt auch auf Facebook unseren Blog bei betterplace.org veröffentlicht. Jedoch ist uns klar, dass das Projekt nicht einfach von selber läuft. Man muss auch sein eigenes Netzwerk bewegen und sowohl online als auch offline Werbung hierfür machen.

Warum haben Sie erstmals versucht, über betterplace.org Spenden zu sammeln?

Wir möchten mehr Leute auf unsere Initiative aufmerksam machen. FUTURO SI arbeitet seit 17 Jahren „offline“. Über soziale Medien können wir mehr Menschen erreichen und von unseren Projekten und unserer Arbeit überzeugen. Außerdem finden wir es sehr gut, dass betterplace.org ermöglicht, Transparenz für die Spender zu schaffen. Es ist möglich, laufend über das Projekt im Blog zu berichten. Auch Andere können sich äußern und das Projekt bewerten. Darüber hinaus können wir durch betterplace.org auch Leute erreichen, die nicht regelmäßig für Projekte von FUTURO SI spenden können.

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Wie wird die langfristige Finanzierung dieses Projektes realisiert?

Wir finanzieren unsere Projekte, u.a. in Argentinien, durch die Spenden und regelmäßigen Beiträge von Fördermitgliedern. Dies ermöglicht die konstante Förderung der Projekte: Verwaltungskosten vor Ort, Lohn des Teams vor Ort, usw. Diese Projekte benötigen einen bestimmten jährlichen Zufluss von Spenden. Damit 100% der Spenden an die Projekte weitergeleitet werden können, decken wir unsere eigenen laufenden Kosten in Deutschland u.a. durch den Verkauf von Wein aus Argentinien und Chile, Kaffee und anderen Leckereien aus Lateinamerika. Wir haben einen eigenen Laden in Düsseldorf Oberkassel, wo wir auch Weinproben organisieren. Zudem organisieren wir regelmäßig Kulturveranstaltungen wie z.B. lateinamerikanische Filmabende. Regelmäßig veranstalten wir einen Tango Gala Abend in der Tonhalle in Düsseldorf. Dieses Jahr haben wir ca. 1.500 Besucher begrüßt und dank dieser Aktion wurden ca. 25.000 Euro für unsere Projekte in Lateinamerika gesammelt. Letztendlich wäre alles dies ohne die Hilfe von engagierten ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht möglich. Wie gesagt, es gibt viel zu tun. Es gibt manchmal besonders wichtige Projekte die unsere Unterstützung brauchen. Deswegen benötigen wir die Online-Spenden.

Du willst wissen wie viele Unterstützer das Projekt hat? Dann schau dir jetzt die Projektseite von Personitas an

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