Radieschen schaden sozialem Engagement

Dennis Buchmann
08.06.2010

Warum ist es bloß so schwer, Menschen dazu zu bewegen, sich sozial zu engagieren? Menschen dazu zu bewegen, ihr Verhalten zu ändern? Diese kurzweilige psychologische Studie von The Fast Company gibt eine Antwort – mit Keksen und Radieschen und in Form eines kleinen Films.

Die Teilnehmer der Studie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Auf einem Tisch standen zwei Schüsseln, eine mit Keksen, eine mit Radieschen. Die eine Gruppe durfte Kekse essen, die andere musste sich mit den Radieschen zufrieden geben und durfte die Kekse lediglich schmachtend betrachten:

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Danach gab man beiden Gruppen eine unlösbare geometrische Aufgabe. Die Keksgruppe versuchte doppelt so lange wie die Radieschengruppe, die Aufgabe zu lösen.

Die Psychologen schlussfolgern: Selbstkontrolle ist eine endliche Ressource. Die Radieschengruppe hat einen großen Teil dieser Ressource bereits dafür verwendet, nicht die Kekse zu essen, so dass bei der unlösbaren Aufgabe weniger Energie für die Selbstkontrolle über war, als bei der Keksgruppe. Die mussten sich beim Essen der Kekse ja nicht selbst kontrollieren, also zügeln.

Wenn man sich nun sozial engagieren wollen würde, müsste man sich selbst kontrollieren, indem man nur noch Fair-Trade-Produkte kauft oder auf betterplace.org soziale Projekte unterstützt. Dazu müsste man einen Teil seiner endlich zur Verfügung stehenden Energie von anderen Tätigkeiten abziehen. Das wiederum bedeutet aktive Veränderung, aber der Mensch macht es sich gerne gemütlich in seinen Gewohnheiten. Der Mensch ist eine Energiesparmaschine, zumindest bezüglich seines eigenen Körpers. Warum sollte ein Rechtshänder beispielsweise plötzlich mit links seine Zähne putzen, wenn es doch mit rechts viel leichter geht? Warum sich mit dem Fahrrad abstrampeln, wenn man mit Benzin Adenosintriphosphat für die Muskeln sparen kann?

Zumindest beim sozialen Engagement könnte folgendes funktionieren: Kekse in die eine Schale geben, Radieschen in eine andere, Kekse essen, Radieschen ignorieren, Rechner einschalten und Projekte auf betterplace.org unterstützen, am besten thematisch passend zur Fußball-WM.