Wie hilft das Rote Kreuz in Japan?

Björn Lampe
17.03.2011

223269Die Bilder aus Japan sind erschreckend: Hunderttausende Menschen sind vom Erdbeben, dem Tsunami und der Nuklear-Katastrophe betroffen. Trotzdem ist Japan kein Entwicklungsland und somit viel besser auf Katastrophensituationen vorbereitet als z.B. zuletzt Haiti und Pakistan. Wir haben beim Deutschen Roten Kreuz nachgefragt, warum man trotzdem helfen sollte. Die Pressesprecherin Svenja Koch hat unsere Fragen beantwortet:

betterplace.org: Japan ist ein reiches Land und kann sich bei Katastrophen auch selbst helfen. Warum sollte man trotzdem spenden?

Japan ist das Land, das sich sehr gut auf solche Katastrophen vorbereitet hat. Es gibt ausgebildete Helfer, es gibt Hilfsgüterlager, Evakuierungspläne. Sonst wäre das Elend noch viel größer. Aber die Herausforderung der Helfer vor Ort ist so groß, dass sie diese finanzielle Hilfe aus Deutschland brauchen. Angesichts der erschütternden Bilder ist es ein Akt der Solidarität, den Menschen in Japan zu helfen. Keine Gesellschaft dieses Planeten könnte diese humanitäre Herausforderung alleine schultern. Sachspenden oder Hilfsgüter aus Europa nach Japan zu liefern ist nicht sinnvoll, da es in Asien alles gibt. Mängel und Probleme gibt es in direktem Umkreis des Katastrophengebiets durch die Zerstörungen der Infrastruktur.

Das DRK arbeitet in Japan mit dem Japanischen Roten Kreuz zusammen. Was genau machen Eure Partner vor Ort und wie arbeiten sie jetzt in dieser Katastrophe?

223272Seit dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan versorgt das Japanische Rote Kreuz seit fast einer Woche verzweifelte und verunsicherte Menschen in Notunterkünften, die in Schulen, Turnhallen und anderen öffentlichen Gebäuden eingerichtet wurden. Neben Decken, Lebensmitteln und Wasser erhalten die Überlebenden auch psychosoziale Unterstützung und Hilfe bei der Suche nach Angehörigen. 90 medizinische Teams des Japanischen Roten Kreuzes arbeiten entlang der 400 Kilometer langen Küste. Die Überlebenden sind verunsichert, wissen oft nicht wie ihre Zukunft aussehen wird oder wo ihre Angehörigen sind. In jedem Team gibt es einen Krankenpfleger oder eine Krankenschwester, der/die ausschließlich für psychosoziale Unterstützung zuständig ist. Viele ältere Menschen sind besonders hilfebedürftig. Zum Schock über den Verlust ihrer Heimat kommt oft noch großer medizinischer Bedarf etwa wegen Diabetes oder Bluthochdruck hinzu.

Was wird derzeit in Japan am dringendsten benötigt? Wie helfen unsere Spenden konkret?

223257Niemand kann sagen, wie die Nuklearunfälle von Fukushima die Situation in den nächsten Stunden verändern wird und vielleicht die Prioritäten verschiebt. Es geht nun in erster Linie um die Versorgung der Überlebenden. Die, die alles verloren haben, brauchen ein Dach über dem Kopf. Es sind über 2.500 Sammelunterkünfte in Schulen und Sporthallen zu betreuen. Die Menschen müssen versorgt werden mit Wasser, mit Nahrung, mit Kleidung und Schlafplätzen und nicht zuletzt - mit Trost und Zuversicht. Einige abgelegene Regionen sind noch immer nicht vollständig von den Rettungskräften erreicht worden. Auch der Nachschub von Hilfsgütern und Nahrungsmitteln und Wasser ist mancherorts schwierig.

Der Suchdienst des Roten Kreuzes ist eingeschaltet, weil es zur großen Belastung für die Überlebenden wird, wenn sie keine Nachricht haben, wo Vater. Mutter, Bruder, Schwester sind. Über die Internet-Seite family-links kann jeder seine Suchanfrage abgeben oder nach Angehörigen suchen. In den Sammelunterkünften sind auch Fachleute des Suchdienstes, um Gesuche aufzunehmen.

Die Spendengelder werden für die Nothilfe, den Wiederaufbau und für die Katastrophenvorsorge des Japanischen Roten Kreuzes eingesetzt.

Wer die Arbeit des Roten Kreuzes in Japan unterstützen möchte, kann dies hier tun.

Fotos: T. Kato, Japanese Red Cross