Systemtheorie von Karussells

Dennis Buchmann
29.03.2010

Gerade habe ich ein Buch über Systemtheorie gelesen. Ob Mensch, Firma oder Thermostat, alles ist System. Doch selbst wenn man noch so genau verschiedene Systemkomponenten und deren Rückkopplungsmöglichkeiten in Betracht zieht, wird man nie die Zukunft vorhersagen können. Man kann sich aber auf eventuelle Überraschungen einstellen, indem man sich fragt: „Was passiert, wenn?“ Und wenn man merkt, dass etwas nicht so läuft, wie geplant, muss man das System justieren, oder besser gesagt: Man muss aus seinen Fehlern lernen. Daran muss ich nun denken, wenn ich über den Reinfall der PlayPumps in Afrika schreibe.

PlaypumpsDie Südafrikanische Firma Roundabout Outdoor (momentan offline) überlegte sich in den 90er-Jahren das Konzept einer Wasserpumpe, die durch spielende Kinder angetrieben wird. Das Konzept arbeitete mit der Konstante: Kinder spielen oft und gerne. Also stellte man die Gleichung auf: Je mehr Geld zusammenkommt, desto mehr Pumpen können gekauft werden, desto mehr Wasser steht den Menschen zur Verfügung.

Diese Gleichung leuchtete auch Laura Bush, der Frau von George W., ein, und sie organisierte eine 60-Millionen-US-Dollar-schwere Partnerschaft mit PlayPumps. Bis 2010 sollten mit dem Geld 4000 Karussell-Pumpen installiert werden. Diese wiederum sollten bis zu zehn Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen, so PlayPumps. Bislang wurden etwa 1000 Pumpen installiert.

Doch die angenommene Konstante erwies sich als eine Variable: Kinder spielen nicht immer oft und gerne mit den Karussells. Um das Soll zu erreichen, müssten sie ohnehin soviel spielen, dass es in Arbeit ausarten würde. Ein Journalist des Guardian hat ausgerechnet: Wenn 4000 Pumpen zehn Millionen Menschen täglich mit dem empfohlenen Minimum von 15 Litern Wasser versorgen sollten, müsste sich das Karussell 27 Stunden am Tag drehen.

Obendrein sind die Pumpen sehr teuer. Mit 14.000 US-Dollar exklusive Bohrloch zu teuer, kritisiert eine der größten Wasser-NGO´s, WaterAid. Auch ist die Technik kompliziert und Ersatzzeile speziell, so dass Reparaturen vor Ort sehr aufwändig sind.

Was noch alles schief gelaufen ist, und ob PlayPumps das System justiert hat, lesen Sie in unserem Wasser-Portal, hier.

PS: In dem Buch stand auch, dass das Systemziel einen fundamentalen Einfluss auf das Systemverhalten hat. Bedenkt man, dass Roundabout Outdoor eine For-Profit-Firma ist, kommt die Frage auf: War das Systemziel, möglichst vielen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen oder möglichst viel Profit zu machen?