Unterwegs in Laos

Joana Breidenbach
18.03.2008

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Luang Prabang ist ein erstaunlicher Ort. Innerhalb von wenigen Minuten gelangt man von prunkvoll vergoldeten Tempelanlagen in ein Cafe, welches genauso auch in Manhattan stehen könnte, wohnt in einer charmanten, leicht heruntergekommenen französischen Kolonialvilla und sitzt abends im Internetcafe neben in safranfarbenen Roben gekleideten Mönchen.

Bei meinem ersten, zweiwöchigen Besuch im letzten Jahr hatte mir die Stadt so gut gefallen, dass ich wiederkommen wollte, diesmal in Begleitung zweier Freundinnen und sechs Kinder.

In Nordlaos und in einer Senke des Mekong gelegen, war die Stadt Sitz des laotischen Königshauses, bevor sie 1975 von den Kommunisten von der Außenwelt abgeschottet wurde. Nach der Öffnung des Landes kam dann 1995 die UNESCO und deklarierte ganz Luang Prabang zum Weltkulturerbe. Mit dem (auf jedenfall fuer Touristen) erfreulichen Resultat, dass alle baulichen Neuerungen streng kontrolliert werden und der gelungene Mix aus buddhistisch-laotischer und französischer Kolonialarchitektur erhalten bleibt. Wenig erstaunlich, das diese Umgebung auch viele Laoten aus dem französischen Exil und westliche Aussteiger anzog, die nun begannen, in den schönen alten Villen und Stadthäusern kleine Hotels, Cafes und Galerien aufzumachen. Und eine Fülle innovativer sozialer Projekte hochzuziehen.

So sahen wir uns heute, auf Empfehlung einer australischen Bekannten, die seit 7 Jahren in Laos lebt, zwei kleine Organisationen an und luden sie auf betterplace ein. Die erste war @ my library, eine Initiative, die für die laotische Jugend nicht nur Bücher zur Verfügung stellt – in einer Bibliothek in Luang Prabang, in Tempeln ebenso wie in einzelnen Dörfern – sondern ihnen auch den Gebrauch des Internets und englische Sprachkenntnisse vermittelt. Momentan läuft eine Photo-Ausstellung junger Laoten: „Laos through our own eyes“. Die zum Teil sehr schönen Photos – gemacht mit von Touristen ausrangierten Digitalkameras – gibt es für 25 US$ zu kaufen, wobei der Erlös zwischen der Organisation und den Jugendlichen geteilt wird. Wer seine alte, noch funktionsfähige, Kamera (plus Zubehör) abgeben möchte, kann sich auf der website www.languageproject.org nach Details erkundigen.

Auch beim zweiten Projekt, Big Brother Mouse, geht es um Bücher. Initiiert von einem amerikanischen Verleger und laotischen Schülern und Studenten, verlegt Big Brother Mouse seit 2006 Bücher in Lao (und Englisch). Bücher sind in Laos eine Seltenheit. Nur die wenigsten Kinder kommen mit ihnen in Berührung und dann handelt es sich meist auch nur um langweilige Schulbücher. Um Kindern schon von klein auf Lesen nahezubringen, produzieren Sascha und ein engagiertes Team von jungen Laoten Bücher: sie nehmen traditionelle Volksmärchen, Alphabetisierungs- und Sachbücher, ebenso wie internationale Klassiker wie den Zauberer von Oz, illustrieren diese (zum Teil sehr schön) selber und verteilen sie kostenlos in Städten und Dörfern.

In den ländlichen Gegenden, in denen viele Kinder noch nie ein Buch in Händen gehalten haben, veranstaltet Big Brother Mouse Buchparties. Auf diesen werden Bücher vorgelesen und zum Schluss an die Kinder verteil (der Dorflehrer bekommt zusätzlich noch eine Tauschbox, in die die Bücher wieder zurückgelegt und ausgetauscht werden können.) Finanzieren tut sich dieses tolle Projekt über Spenden, u.a. von Touristen: für 30 US$ kauften wir heute ein Paket mit 18 Büchern, die jetzt auf einer Buchparty verteilt werden.