Village Action in Indien

Anica Samleit
24.03.2011

Ich zwischen indischen FrauenArina verbringt ein Jahr bei der Auroville Village Action Group (AVAG) im Süden Indiens. Nach der Schule ist sie über das Programm von weltwärts auf dieses Projekt aufmerksam geworden. Seitdem betreut Arina auch das Fundraising auf betterplace.org.

Das Projekt Toiletten für indische Familien ist eines der Wasser-Projekte im Themenmonat März. Ich habe Arina gefragt, ob sie uns ein bisschen ausführlicher über das Projekt und ihre Arbeit dort berichten möchte - und sie möchte! Hier ist der Gastblog-Eintrag zum Thema “Wasser”!

Indien - das Land der Gegensätze…Auf der einen Seite stehen rasante industrielle Entwicklung und zunehmender Wohlstand, auf der anderen Seite scheint das Leben in indischen Dörfern immer bedrückender und gewaltsamer zu werden.

Die überwältigende Mehrheit der Frauen werden zu Hause von ihren Männern geschlagen, oft ist Alkohol im Spiel. Das Kastensystem scheint immer strikter zu werden und “Kastenlose” müssen in jedem Dorf in einer separaten Siedlung leben. Bildung und Hygiene sind Mangelware und der große Teil der Bevölkerung erledigt, mangels Toilette, “sein Geschäft” einfach auf offenem Feld, im Garten oder auf der Straße.

Um diese und noch viele andere Probleme des dörflichen Lebens kümmert sich die Organisation Auroville Village Action Group (AVAG), in der ich seit einem halben Jahr als Freiwillige arbeite.

Jetzt wo ich gerade wieder einige der vielen, vielen Missstände in den Dörfern aufzähle wird mir erneut bewusst, wie unglaublich es ist dass wir in all diesen Feldern gleichzeitig arbeiten.

Dass wir damit tatsächlich erfolgreich sind liegt wohl an unserem ganz grundlegenden Ansatz: Wir helfen Frauen und Männern dabei, Austauschprogramm zwischen SHGs verschiedener KastenSelbsthilfegruppen (SHG) mit bis zu 20 Mitgliedern zu bilden und arbeiten mit ihnen auf einzigartige Weise zusammen. Durch Spiele und Diskussionen entwickeln sie nach und nach ein Gefühl für Gleichberechtigung, Umweltprobleme und vieles mehr. Dadurch dass die SHG Mitglieder zusammen kommen und sich in speziellen Treffen über Kasten und Geschlechter hinweg austauschen und gemeinsame Projekte planen verändert sich nach und nach die gesellschaftliche Struktur im Dorf.

Und was ich hier schreibe sind nicht nur schöne Worte…der Unterschied ist mehr als sichtbar!

Frauen erzählen mir ständig Geschichten, wie sehr sich ihr Leben durch die Selbsthilfegruppe verändert hat. Sie berichten mir Stolz davon, wie sie von ihrem Mann und ihrem Dorf mehr Anerkennung bekommen, weil sie durch unser Mikrokredit Programm an Zugang zu Geld haben und ihr eigenes kleines Unternehmen starten können oder weil ihre Gruppe die Straße im Dorf ausgebessert hat, sich um die Wasserversorgung kümmert etc. …

Und sie erzählen mir von ihren eigenen Gefühlen. Wie sie sich nun als Teil einer starken Gemeinschaft sehen und nicht mehr allein sind; wie sie nun gemeinsam “alles erreichen können”.

Ich selbst habe leider wirkliche Schwierigkeiten, die lokale Sprache Tamil zu lernen. Und ohne die komme ich mit den meist wenig gebildeten Dorfbewohnern alleine nicht so weit. Daher kann ich selbst nur selten an den wirklichen Projekten im Dorf, den Diskussionen, Spielen und Aktionen Teil nehmen und sitze meistens im Büro um genau das zu machen, was ich auch jetzt gerade tue: bloggen, Newsletter schreiben, Fundraising…

Aber ich will meine Organisation so gut unterstützen wie möglich und das ist wohl die größte Hilfe, die ich leisten kann. Die stolze Vasandri vor ihrer Toilette

Und dass alles in Tamil abläuft gibt mir tatsächlich viel mehr das Gefühl, in der richtigen Organisation zu sein. Alle Mitarbeiter sind hier geboren, kennen und respektieren die Kultur und wissen mit den Menschen hier umzugehen. Da ich einer von außen “aufgedrückter” Entwicklungshilfe eher skeptisch gegenüber stehe, überzeugt mich dieser ganz natürliche und aus sich selbst gewachsene Aufbau der Organisation. Ich habe keine Zweifel daran, dass AVAG hier nicht nur den einzelnen Menschen, sondern den ganzen Dorfgemeinschaften hilft. Für meinen Aufenthalt hier, der mir durch die deutsche Regierung über das “Weltwärts” Programm ermöglicht wird bin ich wirklich so dankbar.

Wenn ihr mehr über meine Organisation wissen wollt, dann besucht doch unsere (wirklich gute) Website, spendet auf betterplace für unser Toiletten-Projekt oder nehmt einfach Kontakt zu mir auf.

Arina

Das Projekt Toiletten für indische Familen könnt ihr hier unterstützen. Mehr Projekte zum Thema Wasser findet ihr auf unserer Kampagnenseite. Was Arina nach Ihrer Zeit in Indien machen möchte weiß sie noch nicht genau - von Studium bis Yogalehrerin ist alles möglich. Wir wünschen ihr eine schöne Zeit in Indien und alles Gute für die Zukunft!

P.S.: Du hast auch etwas spannendes zu berichten? Melde dich einfach bei support@betterplace.org, wenn du auch mal GastbloggerIn sein möchtest!