Was! Ihr kontrolliert die Projekte nicht?

Joana Breidenbach
03.08.2009
  1. Teil Sommerlektüre: What Would Google Do? Teil 1 und Teil 2

Jeder von uns aus dem Team, der Außenstehenden beschreibt, wie betterplace funktioniert, ist mit der Frage konfrontiert worden, wie es denn mit der Kontrolle der Projekte steht. Wenn wir entgegnen, dass betterplace eine offene Plattform ist, auf der jeder sein Projekt einstellen kann, kommt oft der Einwand: Aber dann öffnet ihr doch die Tore für Missbrauch und Betrug!

Jeff Jarvis hat in What Would Google Do? auch hierfür eine gute Antwort: Natürlich, schreibt er, gibt es im Internet (ebenso wie in der Offline Welt) Betrug. Es gibt z.B. Menschen, die – wie ich in einem meiner letzten blogposts beschrieben habe – fake NGOs gründen, nur um sich selbst zu bereichern.

Aber zugleich ist das Internet voller Beweise dafür, dass es unzählige Menschen gibt, die sich dafür einsetzen, dass solche Betrügereien aufgedeckt werden (wahrscheinlich sogar mehr als in der Offline Welt). „We can fact-check your ass“ zitiert Jarvis den Blogger Ken Layne.

Beispiel Wikipedia

In den 2.3 Millionen Einträgen von Wikipedia gibt es viele Fehler - aber viel erstaunlicher ist es,wie schnell diese gefunden und korrigiert werden. Dazu eine kleine betterplace Geschichte: meine Kollegin Josefina Petrus saß vor kurzem beim Abendessen mit einem Internetkritischen Journalisten, der das durch Wikipedia erzeugte Pseudowissen beklagte. Bürgerjournalismus ist nicht gerade etwas, was viele Journalisten erfreut. Daraufhin machte Josefina ein Experiment: Vorm Hauptgang veränderte sie im Wikipediaeintrag zu Frank Walter Steinmeier, den Beruf seines Vaters. Der Journalist fühlte sich in seiner These bestätigt: so einfach sei also die Geschichtsfälschung im Netz. Doch noch bevor der Dessert serviert wurde hatte jemand den Fehler bemerkt und korrigiert!

Wikipedia ist ein lebender Beweis dafür wie viele Menschen bereit sind – ohne Geld und sichtbare Anerkennung – Fehler zu korrigieren. Das was sie im Gegenzug erhalten ist einfach nur die Befriedigung etwas richtig gemacht zu haben.

Gibt es diesen Brunnen wirklich?

Genauso verhält es sich auch mit betrügerischen Projekten. Menschen werden Projekte überprüfen und kontrollieren: Gibt es dieses Waisenhaus bei mir um die Ecke wirklich? Ist dieser Brunnen in Ostafrika wirklich gebohrt worden? Journalisten, Reisende, Nachbarn, Projektnutznießer und Experten, sie alle können sich Projekte ansehen und eventuelle Missstände und Betrügereien aufdecken.

Im Falle dass diese als betrügerisch gemeldeten Projekte von einer renommierten Organisation durchgeführt werden (und das es solche faulen Äpfel selbst unter den etablierten gut beleumundeten Hilfsorganisationen gibt, ist ein offenes Geheimnis), tut diese gut daran, sich nicht zu verschanzen, sondern offen mit dem Problem umzugehen.