Wie erfolgreich bewähren sich Designinnovationen vor Ort?

Joana Breidenbach
13.12.2009

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In den letzten Jahren sind eine Reihe von Designinnovationen für den Bottom of Pyramid Markt entwickelt worden und haben in Lifestyle-Magazinen, Ausstellungen (z.B.Design for the other 90%) oder Büchern, wie das gerade erschienene Design Revolution: 100 Products That Empower People für Furore gesorgt. Die wirklich relevante Frage ist jedoch, ob diese neuen Produkte auch bei den Bevölkerungen, für die sie entwickelt wurden, angenommen werden. Auskünfte darüber sind wesentlich schwerer erhältlich, insbesondere dann, wenn es sich nicht um absolute Erfolgsgeschichten handelt.

Als eine solche Design”revolution”, über deren Markterfolg ich gerne mehr wissen würde, wurde vor kurzem das Q Drum gefeiert - der rollende Wasserbehälter für ländliche Bevölkerungen, der Frauen entlasten sollte, die bislang die Wasserkanister auf ihren Köpfen trugen. Doch in afrikanischen Gemeinden ist das Q Drum offensichtlich (so wurde mir jedenfalls aus Designkreisen berichtet) an kulturellen Gewohnheiten gescheitert: Im Gegensatz zur traditionellen Tragemethode, bei der die Hände frei sind und insbesondere Kinder mitgetragen werden können, muss der neue Kanister geschoben werden. Das schont zwar den Nacken, steht aber dem gewohnten Multitasking im Wege.

Hätte eine genauere Analyse der Alltagsbeschäftigungen afrikanischer Frauen diese Hürde aufgezeigt und zu einem passenderen Entwurf geführt? Im aktuellen Stanford Social Innovation Review findet sich eine lesenswerte Zusammenfassung des Design Thinking Ansatzes, der schon für eine Reihe von sozialen Problemen wirksame, systemische Lösungen hervorgebracht hat und über den wir hier auch schon geschrieben haben.

Design Thinking zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass man sich Fragestellungen - wieso besuchen Schwangere das Gesundheitszentrum nicht, obwohl es kostenlose Vorsorge anbieten? Wieso schlafen Dorfbewohner nicht unter Moskitonetzen, obwohl sie wissen, dass diese sie vor Malaria schützen? - nicht aus der wissenschaftlichen Vogelperspektive (z.B. über Fragebögen und Fokusgruppen) nähert, sondern konkret vor Ort individuelles Verhalten von Menschen beobachtet und oft auch daran teilnimmt. Auf diese Wiese gelingt es das wirkliche Leben von Menschen, ihre konkreten Interessen und Bedürfnisse kennenzulernen.

Der SSIR-Artikel bietet ein paar gute Beispielen für Innovationen, die haarscharf an lokalen Bedürfnissen vorbei gedacht wurden und die durch eine empathischere Herangehensweise (wie sieht die Welt aus der Perspektive meiner Zielgruppe wirklich aus?) enorm an Wirksamkeit gewinnen könnten. Ich würde mich freuen, mehr solche “Design-Reality Stories” zu lesen.