Zu viele Steak-Holder!

Dennis Buchmann
01.04.2010

Sie haben den Film „Jahr 2022… die überleben wollen“ nicht gesehen? Der Film wurde 1973 gedreht und handelt von einer fast fleischlosen Zukunft. Charlton Heston, in echt mittlerweile als professioneller Waffennarr gestorben, freut sich in einer Szene in der Rolle des Polizisten, dass er ein Steak gefunden hat. Er freut sich, dass er endlich Steak-Holder ist. Denn im Jahr 2022 ist Fleisch ein rares Gut. Auch andere frische Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse sind knapp: beispielsweise kosten ein paar Erdbeeren 150 Dollar. Der Rest des Films hat eigentlich nicht so viel mit dem Thema dieses Blogs zu tun, ist aber eine Anekdote wert: Es geht um Soylent Green, das sind Waffeln für die sich die Menschen die Köpfe einschlagen, weil sie so lecker sind. Was Herr Heston erst am Ende herausfindet: Soylent Green ist aus Menschenfleisch gemacht.

Wir werden erst in 12 Jahren das Jahr 2022 erleben, außerdem leben wir in der Realität, nicht in der Fiktion. Und Fleisch ist noch relativ günstig zu haben. Zumindest für jene Hälfte der Weltbevölkerung, die mehr als zwei Dollar pro Tag zum Leben hat. Doch Fleisch ist auf eine Ressource angewiesen, die zunehmend knapp wird: Wasser. Die Landwirtschaft benötigt 70 Prozent des weltweiten Süßwassers zur Produktion unserer Nahrungsmittel. Mit wachsender Weltbevölkerung und wachsender Zahl von zu stopfenden Mägen wird das Wasser knapper. Besonders viel Wasser wird zur Produktion von Fleisch benötigt.

„Zu den Mengen Wasser, die ein Vieh zu Lebzeiten trinkt, muss man noch das Wasser addieren, das gebraucht wird, um die Futterpflanzen anzubauen, jenes für den Betrieb des Schlachthauses und der gesamten Verarbeitungskette“(1) Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch bedarf es 100.000 Liter Wasser. Ein Kilo Soja verbraucht dagegen nur 2000 Liter, Weizen 900 Liter. So verbraucht der durchschnittliche Fleischesser etwa 15 mal so viel Wasser wie jemand, der sich hauptsächlich von Gemüse ernährt. Doch die Zahl der Fleischesser nimmt mit dem Wohlstandswachstum etwa in Indien oder China zu. Laut einer Studie der Weltbank von 2001 wächst der Fleischbedarf von 209 Millionen Tonnen im Jahr 1997 auf 327 Millionen Tonnen im Jahr 2020 und damit um 56 Prozent. (2).

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Die zunehmende Zahl von Fleischessern trägt indirekt zur Mangelernährung in den Entwicklungsländern bei. Denn das Land, dass zur Viehzucht benutzt wird – inklusive dem Land auf dem die Futterpflanzen angebaut werden – steht nicht für andere Landwirtschaft zur Verfügung. So werden die Futterpflanzen für europäisches Vieh aus Brasilien oder Afrika importiert, wo die Bevölkerung unter Mangelernährung leidet. Colin Tudge schreibt in seinem Buch „So Shall We Reap“ über den wachsenden Fleischmarkt: „Wenn der aktuelle Trend des Fleischessens anhält, wird das globale Vieh soviel Nahrung benötigen, wie 4 Milliarden Menschen.“ Etwa 3,6 Millionen Menschen können vor Mangelernährung bewahrt werden, wenn der Fleischkonsum in den entwickelten Ländern um die Hälfte reduziert würde.

Vieh und Verschmutzung

Neben der enormen Landnutzung für die Produktion von Fleisch (30 Prozent des weltweiten Ackerlandes wird dafür genutzt, inklusive der Futterpflanzen) und der dazu gehörigen Waldrodung trägt die Fleischindustrie auch zur weltweiten Wasserverschmutzung und Treibhausgasemission bei. Schätzungen gehen davon aus, dass die Fleischindustrie 2006 für 18 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, 2009 sollen es 51 Prozent sein. (3./4.). Hinzu kommen die meist unbehandelten Abfälle: Weltweit verursacht Vieh jährlich etwa 130 mal so viel Abfall wie Menschen. Das führt zu einer alarmierenden Wasserverschmutzung. Das Schmutzwasser sickert ins Grundwasser, in Flüsse und verursacht tote Zonen in den Ozeanen. Dort ist das marine Ökosystem zerstört, aus Mangel an Sauerstoff und wegen zu hoher Konzentrationen von Düngemittel. Die größte von den 146 von den Vereinten Nationen identifizierten toten Zonen ist über 70.000 Quadratkilometer groß und aus dem Weltall erkennbar.

Was kann man tun?

Das betterplace LAB hat im neuen Wasser-Portal einige Fallbeispiele von nachhaltiger Landwirtschaft zusammen gestellt. So nutzen beispielsweise Organisationen wie SEKEM oder das betterplace-Projekt Green Desert Peru menschliche und tierische Abfälle als Dünger für den Anbau von Nutzpflanzen. In einem Interview erklärt die Wasser-Expertin Dr. Lena Partzsch von der Universität Greifswald, wie bewusster, fleischarmer Konsum den eigenen Wasser-Fußabdruck reduzieren kann. Begriffe wie „Wasser-Fußabruck“ werden in einem Glossar erklärt, ebenso gibt es einen Link zu einem Rechner, mit dem man seinen eigenen Wasser-Fußabdruck berechnen kann. Auch interessant: Lokal Essen. Bewusst Essen, der Good Stuff Guide. Oder: Schweden und die Biogas-Busse.

Also: Weniger Fleisch essen, auf dass Soylent Green auch in Zukunft Fiktion bleibt.

PS: Dies ist die freie Übersetzung eines betterplace-Blogs von Becky Crook.

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Quellen:

  1. Compassion in World Farming Report: The Global Benefits of Eating Less Meat (pdf) (http://www.ciwf.org.uk/includes/documents/cm_docs/2008/g/global_benefits_of_eating_less_meat.pdf)
  2. Livestock Development – Implications for Rural Poverty, the Environment, and Global Food Security
  3. The 2006 U.N. Food & Agriculture Organisation (FAO) report, Livestock’s Long Shadow (http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.htm)
  4. 2009 study by Robert Goodland & Jeff Anhang: “Livestock and Climate Change” (pdf) in World Watch magazine
  5. Dead Zones – (http://en.wikipedia.org/wiki/Dead_zone_%28ecology%29)
  6. Why Veg? www.whyveg.com
  7. WorldWatch: www.worldwatch.org