Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Caritas München Ost

wird verwaltet von Barbara Fröhlich-Rausch

Über uns

Das NeNa-Jobcoaching Projekt ist ein Projekt der Caritas München Ost. NeNa unterstützt Klient*innen dabei, aus eigener Kraft wieder einen Job oder eine Beschäftigung zu finden. Dabei stehen die Begabungen und Fähigkeiten der Jobsuchenden im Vordergrund. Wir sind Ansprechpartner*innen für Hilfesuchende in München - unabhängig von sozialem, ökonomischen und rechtlichen Status, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion und sexueller Orientierung. Hauptziele unserer Arbeit sind die Neuorientierung, Stabilisierung und Persönlichkeitsentwicklung. Wir helfen dabei die eigene Situation zu überdenken und Schlüsse für den weiteren (beruflichen) Werdegang zu ziehen. Dies geschieht über konkrete Hilfen, wie z.B. Beratungsangebote, Einzelcoachings, Workshops, eine Selbsthilfegruppe und Bewerbungstraining. Durch ehrenamtlichen Helfer*innen schaffen wir es Menschen zu unterstützen, die sich kein Coaching leisten können. Alle Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte unserer Webseite: https://nenajobcoaching.de/

Letzte Projektneuigkeit

Erfolgsgeschichte von Frau B.

  Ramona Schrader  30. Dezember 2024 um 17:50 Uhr
Die Erfolgsgeschichte von Frau B.
 Ein Interview über ihre Erfahrung mit dem NeNA-Jobcoaching-Projekt

„Burnout, Depression, posttraumatische Belastungsstörung,“ sagt Frau B., „alle guten Dinge sind 3“ und lacht. So wie sie diesen Satz sagt, zeigt bereits wo sie heute steht und wie sie mit ihrer Vergangenheit umgeht – unglaublich ehrlich und bewundernswert.

Als sie im Juni 2022 zu mir ins Erstgespräch kam, war ich überrascht von ihrer fröhlichen und zugewandten Art. Sie erzählte von ihrem alten Job, in dem sie sich Stück für Stück in die absolute Erschöpfung gearbeitet hatte. Sie war zuletzt in München von 2005 bis 2019 für einen Buchladen mit Paketannahmestelle verantwortlich. Immer auf Abruf war die Devise, so hatte sie pro Jahr ca. 200 Überstunden freiwillig angehäuft. „Nein“ zu sagen hatte sie noch nicht gelernt.

Frau B. begeisterte mich durch ihre Spontanität und noch heute bin ich sehr froh darüber, sie zu kennen und ich bin dankbar für ihre Offenheit. Sie spricht über ihre Vergangenheit, wie ich finde sehr mutig. Dabei wirkt sie reflektiert, selbstbewusst und um einige Erfahrungen reicher. Wenn wir über „Wege aus der Krise“ sprechen, ist sie ein Vorbild und eine Ratgeberin.

Ihr beispielhaftes Interview brauchen andere Menschen, um zu erkennen, dass wir in unserem Leben Themen erfahren, die schmerzlich sind. Aber wenn wir miteinander sprechen und Geschichten teilen, können wir realisieren, dass wir nicht alleine sind – dann kann etwas sehr Verbindendes entstehen. Deshalb möchte ich mich bei Frau B. von Herzen bedanken, dass sie so bereitwillig meine Fragen beantwortet hat und Antworten gab, die Andere bestärken und aufmuntern. 

Sie erzählt Folgendes:
In meinem Leben hatte ich nie die Chance gehabt, mich mit meinen schlechten Erlebnissen auseinanderzusetzen. Stell dir vor, dir fliegt eine Bombe um die Ohren und es hat geknallt. Es ist ein Schock, aber du machst direkt weiter, von einem Minenfeld zum nächsten. Ich hätte gerne eine andere Kindheit gehabt, aber ich habe gelernt, das Beste daraus zu machen. Als Kind habe ich mir Ersatzfiguren aus Filmen und Büchern gesucht. Es gab einen weißen Wolf mit blauen Augen, der mich in der Dunkelheit und wenn ich Angst hatte beschützte. Später war eine Drachenfigur mein Begleiter – sie war stark und weise und ich fühlte mich zu ihrer uralten Lebenserfahrung hingezogen. Im Schülerpraktikum im Supermarkt entdeckte ich Zeitschriften, in denen starke Frauenfiguren in gezeichneten Geschichten die Hauptrollen besetzten. Ich fand sie in „Animes“ (japanische Zeichentrickfilme) wieder und war begeistert. Ich bewunderte die Figuren und ihre Unabhängigkeit und verstand: „Man kann für sich selbst einstehen.“
Letztendlich habe ich niemanden gebraucht, der mich retten musste, ich rettete mich selbst!
 

1.   Wie erging es dir als du zum Erstgespräch ins NeNA-Jobcoaching-Projekt gekommen bist?
Ich hatte über einen anderen Dienst der Caritas von NeNA gehört. Am Tag des Erstgesprächs fand gerade ein Bewerbungsfotoshooting statt. Ich war entspannt und ich hatte schon Selbstvertrauen aufgebaut aber war noch orientierungslos. Ich war neugierig auf ein Jobcoaching und was mich in dem anstehenden Workshop erwartete. Beim Bewerbungsfotoshooting war ich direkt spontan dabei. „Warum nicht?!“ dachte ich mir.

2.   Was hat dir im NeNA-Jobcoaching-Projekt am meisten geholfen?
Das Jobcoaching mit dem Ehrenamtlichen Jochen Heidenstecker hat mir am meisten geholfen. Durch das Coaching wurden meine Fähigkeiten herauskristallisiert und ich entdeckte meine Kompetenzen, die im beruflichen Bereich Platz finden konnten, z.B. in der Alltagsbegleitung von Senioren. 
 Schön fand ich, dass es Hausaufgaben gab, z.B. nach Berufsbereichen und Berufen zu suchen, die mich interessierten.

Im Anschluss habe ich Kontakte geknüpft und im Ausschlussverfahren gemerkt, was ich leisten kann und was zu mir passt. Bei einer 1–2-stündigen Führung im Tierheim habe ich beispielsweise gemerkt, dass das Gelände zu groß war und ich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht so lange laufen konnte.

3.   Was hat dir im NeNA-Jobcoaching-Projekt am meisten gefallen?
Die Treffen in der Dienstags-Gruppe haben mir besonders gefallen und die Offenheit der Teilnehmenden. Mir haben die Erfahrungsberichte von anderen geholfen. Zu erkennen, dass es Menschen gibt, die ganz unten sind und die Kraft und den Mut haben sich wieder hochzuarbeiten, hat mich motiviert.

Im Coaching mit Ramona Schrader hat mir die Timeline-Arbeit geholfen – die bildliche Darstellung meines Lebens war sehr aufschlussreich und hat mir gezeigt, wann ich in meinem Leben Stärke aufgebaut und was ich aus meiner Kindheit gelernt habe. Heute weiß ich, dass genau diese Kindheit mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin.

4.   Du hattest eine Hausaufgabe bekommen, dich über Berufe und Berufsbereiche zu informieren. Was ist danach passiert?
Ich habe angerufen. Der Gedanke dazu war ganz einfach: „Entweder es klappt oder es klappt nicht“. Ich hatte nichts zu verlieren, denn ich habe gemerkt, dass es mehrere Möglichkeiten gibt. Die Mitarbeiterin aus dem SPDI der Caritas begleitete mich zu dem Gespräch in einen Verein für soziale Dienstleistungen. Der Ansprechpartner im Erstgespräch war von meiner Bereitschaft angetan. Die Leiterin der Sozialen Begleitung schlug danach 3 Tage Probearbeiten in der „Alltagsbegleitung – Einzelbegleitung und Soziale Begleitung“ für Gruppen vor. Das passte zunächst ganz gut und sie haben mich sofort in einer AGH (Arbeitsgelegenheitsmaßnahme) behalten. 
Dann habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass ich mich abgrenzen muss. Ich hatte ein Déjà-vu. Die Kolleginnen und die Chefin waren nett. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich wieder Ansprechpartnerin Nr. 1 sein soll. Mein altes Thema tauchte wieder auf. Ich bekam an einem Arbeitstag, nach sieben Tagen arbeiten, sechs Anrufe. Man fragte mich, ob ich einspringen kann. Ich hatte mittlerweile gelernt auf mich zu achten und „nein“ sagen zu dürfen. Ich habe laut gesagt:
„Nein, heute nicht!“ Im Nachgang ist mir aufgefallen, dass meine Grenzen dort von Anfang an ignoriert wurden. Bereits im Vorstellungsgespräch hatte man mir 4-mal ein Stück Kuchen angeboten. Ich hatte immer wieder betont, dass ich mich seit 2013 vegan ernähre – man hat mir den Kuchen letztendlich trotzdem hingestellt und meine Bedürfnisse einfach ignoriert. 
Heute arbeite ich als ambulante Alltagsbegleiterin für Senior:innen. Ich konnte mich zunächst in einem Minijob testen und nach und nach entwickeln.
Dort haben sich all meine Wünsche fürs Arbeitsleben erfüllt. Das was ich im Coaching herausgefunden hatte, war Folgendes: keine Kolleginnen, für die ich einspringen muss; freie Zeiteinteilung; freie Arbeitsgestaltung; freies Wochenende und Feiertage.
5.   Was ist eine deiner Stärken?
„reden“, weil ich dadurch schon einigen geholfen habe. Durch reden und mein Handeln bin ich anderen ein Vorbild. In meiner Kindheit durfte ich meine Emotionen nicht zeigen und nicht laut lachen. Jetzt kann ich das besser. Ich habe auch gelernt mir alleine Tage schön zu machen. Ich gestalte mir Weihnachten und Silvester besonders, weil ich es mag und ich es mir wert bin. Ich bin ja auch meine eigene Familie. 

6.   Wie geht es dir heute?
Mir geht es sehr gut, weil ich viel reflektiere. Meine Ziele für das Jahr 2024 habe ich konkret umgesetzt und ich habe Dinge in die Tat umgesetzt, wie z.B. jeden Monat ein Buch zu lesen.
Mir geht es gut damit und ich habe Vorfreude, denn ich bin gewachsen – ich bin nicht mehr so eine „overthinkerin“. Heute denke ich eher: „Ich bin, wie ich bin“.
Im Kopf sage ich mir: „Es kann nichts passieren“ oder ich frage mich: „Was ist das Schlimmste, das passieren kann?“ Selbst wenn ich meinen Job verliere, weiß ich, es warten 1000 andere auf mich.

7.   Kannst du das NeNA-Jobcoaching-Projekt weiterempfehlen?
Ja, das mache ich bereits. Hier habe ich Halt bekommen und ich konnte in den Austausch gehen.

Über eine Übung in der Gruppe konnte ich auflösen, dass ich nicht meine Eltern bin, „ich bin nicht mein Vater“ – „ich bin nicht meine Schwester -ich bin ich!“
Und diese Erfahrung, dass jede/r seinen eigenen Weg finden kann, ist wunderbar.
Eine meiner wichtigsten Selbstaffirmationen war und ist: „Du brauchst nur einen Menschen, der dich heilen kann. Das bist du selbst“ und mein Tipp für andere lautet: „Ändere deine Gedanken und du änderst dich selbst“

 Am Ende bedanke ich mich sehr bei Frau B. für ihre Bereitschaft, ihre Geschichte für die Caritas zu teilen. Ich erinnere mich daran, wie Frau B. am Vormittag der Fähigkeiten ihre Kunstwerke mitbrachte und im Konferenzraum ausstellte. Heute hängen Ihre Bilder in einer Ausstellung in unseren Fluren in der Lüdersstr. 10. Ihr Weg aus der Krise ist ein Beispiel dafür, dass alles möglich ist, und aufgeben keine Option ist. 

Von Herzen wünsche ich ihr, dass sie noch viele ihrer wundervollen Ideen umsetzt und anderen ein Vorbild und eine Ratgeberin sein kann. 

 Ramona Schrader, NeNA-Jobcaoching Projekt,
Soziale Beratung Caritas München Ost 
weiterlesen

Kontakt

Lüdersstr. 10
81737
München
Deutschland

Barbara Fröhlich-Rausch

Nachricht schreiben
Kontaktiere uns über unsere Webseite