20% aller Schüler:innen verlassen die Schule ohne ausreichend Lesen und Rechnen zu können. Die Gründe hierfür beginnen bereits bei den Anforderungen, die unser Schulsystem an die Familien stellt: Können Eltern ihren Kindern bspw. aufgrund von Sprachbarrieren nicht bei den Hausaufgaben helfen, gibt es niemand anderen, der sie fördert. So verlieren sozial- und bildungsbenachteiligte Kinder schnell den Anschluss an den Lernstoff, verlassen die Schule mit schlechten Noten oder ohne Abschluss, leben von schlechten Jobs, Hartz IV oder schlimmstenfalls Kriminalität.
Aber das muss nicht sein!
Was Lehrkräfte und Eltern allein nicht leisten können, gleichen wir durch eine frühe, individuelle Förderung von GERÜST FÜRS LEBEN aus. In unserem Pilotprojekt mit zwei Klassen der Neuköllner Theodor-Storm-Grundschule arbeiten wir vier Jahre eng mit den Klassenlehrerinnen zusammen und springen überall dort ein, wo zusätzliche Hilfe benötigt wird. Z. B. übt unser Projektleiter Gilles Duhem mit den Kindern Deutsch, die dem regulären Unterricht aufgrund von Sprachbarrieren nicht folgen können, beaufsichtigt Klassen, wenn eine Lehrkraft erkrankt ist und begleitet Ausflüge, damit die anderen Lehrkräfte nicht überlastet werden.
Da die meisten Kinder nur Neukölln kennen, zeigen wir ihnen außerhalb des Unterrichts die Vielfalt unserer Gesellschaft, ermöglichen ihnen bspw. die Teilnahme an Workshops des Bildungszentrums Gelbe Villa und organisieren jeden Samstag für sie Sport- und Freizeitaktivitäten in der interkulturellen Kinderfreizeiteinrichtung GraefeKids, bei denen sie u. a. ihre Sprachkenntnisse vertiefen und Sozialkompetenzen trainieren. Bspw. lernen sie beim gemeinsamen Backen internationale Gerichte und ihre kulturellen Hintergründe kennen, rechnen Mengenangaben um, lernen, zusammen an einem Ziel zu arbeiten und sich abzusprechen.
Jedes Jahr organisieren wir außerdem ein großes Fastenbrechen mit den Familien der Kinder und Lehrkräften. Dabei binden wir Eltern und Schule – die ansonsten zu wenig miteinander zu tun haben – durch das positive, freudige Erlebnis des gemeinsamen Fastenbrechens aneinander. Wenn das Eis erst einmal gebrochen ist, fällt es den Eltern erfahrungsgemäß auch in Zukunft leichter, sich mit Fragen an die Lehrkräfte ihres Kindes zu wenden und die Lehrkräfte haben so bereits einen Zugang zu den Familien, falls Probleme im Schulalltag auftauchen. So bauen wir gegenseitige Vorurteile ab und senden ein positives Signal für ein friedliches Miteinander im Kiez.
Wirkung
Durch die zusätzliche Förderung steigen nicht nur die Noten der Kinder, sie werden auch selbstbewusster und zufriedener. Sie entdecken ihre Interessen und ihr Potenzial, erweitern fast nebenbei ihren Wortschatz und erlernen wichtige Kompetenzen wie Zeitmanagement, Pünktlichkeit und Verbindlichkeit. So verhindern wir, dass sie den Anschluss an unsere Gesellschaft verlieren, in die Dauerabhängigkeit von Transferleistungen geraten und bauen mit ihnen ein stabiles Gerüst für ihr weiteres Leben.