Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
die Jüdische Gemeinschaft durchlebt ihre schwersten Tage und Monate seit Jahrzehnten. Auch in Freiburg.
Bereits 2022 traf auch uns der Vernichtungskrieg Putins gegen die Ukraine, wo die große Mehrheit unserer Mitglieder herkommt. Und von den Schrecken dieses Krieges zeugen nun auch die Geschichten und Traumata der über 100 allein jüdischen Geflüchteten, die seit dem 24.02.22 zu uns – allein nach Freiburg – gekommen sind und deren Aufnahme, Integration sowie umfassende soziale, kulturelle und seelsorgerische Betreuung das letzte Jahr für unsere Gemeinde prägte und uns – physisch, emotional sowie auch materiell und finanziell – an unsere Grenzen brachte.
Und dann der 07.10.2023. Das größte Pogrom, das größte und brutalste Massaker an Juden seit der Shoa. Dessen eindeutige „genozidale Botschaft“ verstanden Juden auf der ganzen Welt sofort. Auch unsere Gemeindemitglieder in Freiburg mussten wieder um Freunde und Familie bangen. Was folgte, waren weltweite Aufrufe zu Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen, antisemitische Demonstrationen und Kundgebungen, Anschläge auf Synagogen. Auch bei uns in Freiburg kam es zu solchen Demonstrationen und antisemitischen Übergriffen.
Trotz alledem haben wir nicht aufgegeben. Schon am 09.10 organisierten wir spontan eine Kundgebung mit über 500 Teilnehmenden, um unsere Solidarität mit den Opfern des 07.10. auszudrücken und den Angehörigen bei uns Kraft zu spenden. Direkt danach stemmten wir unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen die zweiwöchigen Jüdische Kulturtage mit täglichen Veranstaltungen. Schon die Entscheidung, nach dem 07.10. weiterzumachen, fiel uns, angesichts der Gefährdungslage, keineswegs einfach. Noch viel weniger ihre Umsetzung!
Und es kommen noch größere Herausforderungen auf uns zu. Der sich wie ein Lauffeuer, insbesondere auf Schulhöfen, ausbreitende Antisemitismus zwingt uns, die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen zu intensivieren, in die Gesellschaft hineinzuwirken und uns dem Hass entgegenzustellen. Dazu werden wir gleich zu Beginn des nächsten Jahres einen zweiten großen Fachtag zum Antisemitismus organisieren.
Um als Jüdische Gemeinde uns diesen Herausforderungen auch weiterhin stellen, dabei unseren Betrieb aufrechterhalten und die Funktion einer Gemeinde für unsere Mitglieder – die gerade in dieser Zeit absolut unverzichtbar ist – wahrnehmen und in gesitlicher, religiöser, kultureller, seelsorgerischer und sozialer Hinsicht für sie da sein zu können, aber auch um unser kulturelles Angebot und unsere Offenheit für die und Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft - etwa an interkultureller und interreligiöser Verständigung - fortschreiben zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Auch finanziell. Wir bitten mithin um Ihre Spende.