Ante P. war ein hilfsbereiter Bruder, Sohn und Freund, der seit 25 Jahren mit einer psychischen Erkrankung lebte. Am 2. Mai 2022 suchte er Hilfe bei seinem Arzt, weil es ihm nicht gut ging. Nachdem Ante P. die Psychiatrie wieder verließ, holte der Arzt die Polizei, um Ante P. zu schützen. – Er befürchtete, dass Ante P. sich selbst in Gefahr bringen könnte. Zwei Polizisten attackierten ihn mit Pfefferspray und brachten ihn gewaltvoll zu Boden. Rund 70 Personen beobachteten den folgenden tödlichen polizeilichen Übergriff am Marktplatz. In mehreren Handyvideos ist zu sehen, wie einer der Polizisten auf Ante P. einschlägt, während er bereits am Boden liegt. Nach mehreren Minuten in Bauchlage mit Atembehinderung, verstarb Ante P. ohne Hilfe vor Ort. Mehrfach rief er „Ich will einen Richter”, es waren seine letzten Worte.
Für Antonia, die Schwester von Ante P. steht spätestens seit dem ersten Gerichtsprozess fest: „Trotz Menschen, die Zivilcourage gezeigt hatten, konnten die handelnden Polizisten nicht aufgehalten werden. Sie haben einen Schutzbefohlenen angegriffen, geschlagen und am Boden fixiert, was laut der Gerichtsmedizinerin zu seinem Tod geführt hat.“
Im Gerichtsprozess am Landgericht in Mannheim fallen vielen diskriminierende und menschenverachtende Aussagen gegen Menschen mit psychischen Diagnosen. Vorurteile werden reproduziert und das Opfer zum Täter gemacht. „Für mich ist mein Sohn dadurch noch ein weiteres Mal gequält worden und gestorben.“ sagte Mara M., Ante P.s Mutter vor Gericht. Bevor der Richter sein Urteil fällt, erhebt sie sich und fragt die Zuschauer im Gerichtssaal: „Wäre Ante ihr Sohn, wie würden sie entscheiden?“
Kurz nach dem Tod von Ante P. wurde die Initiative 2. Mai gegründet. Sie steht an der Seite der Familie und setzt sich für ein öffentliches Gedenken ein. Zudem organisiert die Initiative solidarische Prozessbegleitung und engagiert sich für eine gewaltfreie Unterstützung von Menschen in psychischen Krisen, ohne den Einsatz von Polizei.