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Start Somewhere Jahresrückblick 2019

O. von Malm
O. von Malm schrieb am 27.01.2020
Start Somewhere Jahresrückblick 2019

Liebe Freunde und Förderer von Start Somewhere,

das Jahr 2019 war für uns alle ein sehr spannendes und erfolgreiches Jahr, in dem unser Projekt so richtig Fahrt aufgenommen hat. Hauptaugenmerk galt dem Bau der Betonhohlsteinmanufaktur vor Ort im Kibera Slum sowie der Suche nach geeigneten Arbeitern und dem Start der Steinproduktion vor Ort. Außerdem sollte in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit unserem Technologiepartner PERI, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Schalungs- und Gerüsttechnik, in einem zweiten Forschungsauftrag eine Lösung für Ringanker und Säule für unser Bausystem entwickelt werden. Endlich konnte nach vielen bürokratischen Hürden unsere Registrierung als kenianische NGO („Nichtregierungsorganisation“) zum Abschluss gebracht werden. Es gibt uns nun also auch als Start Somewhere Kenya.



Dank eurer Spenden konnten wir wieder 500 SchülerInnen im Alter von 3 – 15 Jahren täglich mit zwei Mahlzeiten in der Global One Primary School in Kibera versorgen. Des Weiteren finanzierten wir über Spendengelder den Ausbau der Infrastruktur an den Schulen und halfen bei medizinischen Notfällen.

Wie auch schon im letzten Jahr war für uns als Start Somewhere Team die gemeinsame Reise nach Nairobi ein besonderes Highlight. So konnten wir zusammen mit unseren Mitarbeitern in Kenia als Weltpremiere auf afrikanischem Boden im Kibera Slum die erste Wand mit unseren Betonhohlsteinen errichten. Für unser gewachsenes Start Somewhere Team bestehend aus den beiden neuen Gründungsmitgliedern von Start Somewhere Kenya, unserem Projektleiter sowie unseren Angestellten der Manufaktur war das ein tolles Erlebnis.

Besonders gefreut hat uns, dass wir noch Ende dieses Jahrs unseren ersten richtigen Bau-Auftrag mit unseren Steinen umsetzen konnten. Im Folgenden wollen wir über die Aktivitäten in den einzelnen Monaten des vergangenen Jahres berichten.
Für eure Unterstützung bedanken sich: Kristina, Oliver & Silvia

Januar 2019
Wie jedes Jahr finanzieren wir über Spenden die Kosten für das Essen für das 1. Trimester in Höhe von 2.845 EUR: täglich zwei Mahlzeiten für 500 SchülerInnen im Alter von 3 – 15 Jahren in der Global One Primary School in Kibera und für die Global One High School.

Außerdem übernehmen wir den Rest der Kosten (1.550 EUR) für den Beamer inkl. vier Tablets für das Oloo´s Children Centre, die im Rahmen einer staatlichen Vorgabe von allen Schulen (auch in den Slums) angeschafft werden müssen. Einerseits ist das eine sinnvolle Maßnahme, da die Lehrer so ihre Lehrinhalte laufend aktualisieren können und Zugriff auf umfangreichen Lehrstoff haben. Andererseits ist die Anschaffung der technischen Geräte für Schulen im Slum ohne Unterstützung finanziell kaum darstellbar.



Am 19.01. findet unsere „Start Somewhere Weltpremiere“ statt: Endlich können wir unseren Stein und das Bausystems der Öffentlichkeit präsentieren. Zudem berichten wir erstmalig über unser develoPPP-Förderprojekt und den Forschungsvertrag mit unserem Technologiepartner PERI GmbH, einem der weltweit größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen mit Sitz in Günzburg. Durch den Forschungsauftrag von PERI sind wir in der Lage, das Bausystem effizient weiter zu entwickeln. Zugleich wird die Umsetzung unseres Pilotprojektes (Errichtung der Manufaktur und Schulbau) von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG), einer Tochter der KfW-Bank, im Rahmen eines develoPPP-Projekts aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von PERI kofinanziert. Es war eine schöne und gelungene Veranstaltung in den Räumen der alt-katholischen Kirche. Vielen Dank.

Unser „Daily Business“ läuft weiter und Oliver produziert in Günzburg auf dem PERI Gelände fleißig die erforderlichen Steine für die anstehenden Statik-Tests an der TU Darmstadt.

Ende Januar erreicht uns eine tolle Neuigkeit: Oliver bekommt ein Promotions-Stipendium von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Verleihung des Stipendiums findet am 31.01. in Wien statt. Der Arbeitstitel seiner Dissertation lautet: „Nachhaltige Architektur im Slum: Ein neues System zur Realisierung einer innovativen und kostengünstigen Bauweise, die von innen heraus zu langfristiger Verbesserung der Lebensqualität im Slum führt.“

Februar
Im Februar starten wir mit der Suche nach einem Projektleiter für unser Schulbauprojekt in Kibera. Dabei erhalten wir professionelle Unterstützung von einer PERI Niederlassung in Südafrika, die sich speziell auf das Recruiting im afrikanischen Raum konzentriert. Wir sind gespannt, ob wir eine geeignete Person finden, die zum einen fachlich versiert ist, andererseits aber auch unsere Vision teilt und von den Menschen im Slum akzeptiert wird.

Wir erhalten einen aufgeregten Anruf von Judy, der Schulleiterin des Oloos Children Center in Kibera: Es gibt wieder neue Auflagen seitens der Schulbehörde in Nairobi. Es müssen sofort zwei neue Klassenräume im zweiten Stock gebaut werden, da der eine Raum für die Zahl der Schüler viel zu eng sei und der andere Raum sich zu nah an den Toiletten befände, was aus hygienischen Gründen nicht den gesetzlichen Vorgaben entspräche. Es ist zwar kurz vor Start des Schulbauprojektes, dennoch muss auf die Auflage der Regierung sofort reagiert und im zweiten Stock des alten Schulgebäudes umgebaut werden, um eine vorübergehende Schließung der Schule zu verhindern. Natürlich unterstützen wir das Oloo´s Children Centre hier über Spenden für Baumaterial und Lohnkosten für die Arbeiter. Die Kosten belaufen sich auf ca. 2.340 Euro. Eine weitere Auflage der Regierung war die Einrichtung einer Bibliothek. Wir finanzieren im Zuge der Bauarbeiten auch noch die hierfür erforderlichen Regalwände.



Auch das Start Somewhere Team kann sich über neue Räumlichkeiten freuen. Endlich haben wir einen richtigen Büro-Arbeitsplatz. Wir dürfen einige Plätze in den Büroräumen der Firma Transsolar Klima Engineering in der Landwehrstraße in München umsonst nutzen. Ein herzliches Dankeschön dafür an das gesamte Transsolar-Team.



Ganz so einfach ist es leider nicht, wenn es um die Räumlichkeiten für unsere Betonhohlstein-Manufaktur in Kibera geht. Die Suche geht weiter und mehrere Optionen werden geprüft.

Im Februar betoniert Oliver mit unserem PERI-Ansprechpartner Fabian auf dem PERI Gelände weitere Steine für den noch ausstehenden Statik-Großversuch an der Universität Darmstadt. Immerhin haben wir jetzt noch eine weitere Schalung, was die Produktion beschleunigt.





Nebenher arbeitet Oliver weiterhin an der Optimierung des Schalungs-Re-Designs und startet mit seinen Versuchsreihen zum Forschungsvertrag II, den wir mit PERI abgeschlossen haben. Er testet an den Modellsteinen seine Ideen zu Ringanker, Bewehrung, etc.



Ende Februar nehmen wir an einem von enactus e.V. veranstalteten Workshop zum Thema „Schulungskonzepte für Entwicklungsländer“ an der Universität Mannheim teil. Ziel der Veranstaltung ist der gegenseitige Austausch zu geplanten oder bereits umgesetzten Schulungskonzepten. Für Start Somewhere erarbeiten wir zusammen mit den Studenten Ideen für ein Schulungskonzept für künftige Arbeiter in unseren Betonhohlstein-Manufakturen.

März



Anfang März finanzieren wir zehn dringend benötigte neue Schulbänke für das Oloos Children Centre über Spendengelder in Höhe von 350 Euro. Frau Prof. Dr. Constance Richter und ihr Team von der Hochschule Aalen, Studiengang „Technische Dokumentation“ besuchen Oliver und Fabian (Innovationsmanager PERI) auf dem PERI Gelände in Günzburg, um sich das Bausystem, die Schalung und den Vorgang des Betonierens genauer erläutern zu lassen. Im Anschluss werden sie eine technische Aufbau- und Verwendungsanleitung (AUV) für die entwickelte Schalung für uns erstellen.

Die ersten Bewerbungen auf die Stellenausschreibung treffen ein. Wir prüfen die Lebensläufe der Bewerber aus Kenia, die sich auf die Stelle als Projektmanager vor Ort für Bau von Manufaktur und Schule in Kibera beworben haben. Mitte März führen wir via Skype die ersten Jobinterviews und müssen entscheiden, wen Oliver im April vor Ort noch einmal zu einem persönlichen Gespräch treffen wird.

Es werden schon die ersten Reisevorbereitungen für Olivers anstehende Nairobi-Reise im April getroffen, die Steinproduktion ist in vollem Gang und eine weitere neue Schalung kommt hinzu.

April



Im April ist die nächste Zahlung für die Schulspeisung an der Global One School fällig, wir zahlen von Spenden die 2.960 Euro für das zweite Trimester. Ein herzliches Dankeschön seitens der Lehrer und Schüler der Global One Schools.

Anfang April geht es für Oliver wieder nach Nairobi. Diesmal begleitet ihn Jürgen Mayer, der nun bei PERI unser neuer Ansprechpartner ist. Die wichtigsten Ziele der Reise sind, einen Projektleiter für die Umsetzung vor Ort einzustellen, ein geeignetes Grundstück für die Manufaktur zu finden sowie die vor-Ort-Recherche für unseren zweiten Forschungsvertrag mit PERI. Außerdem ist abzuklären, wie der Anstellungsprozess für die Produktionsmitarbeiter für die Manufaktur ablaufen kann, eine Übergangslösung für den Schulbetrieb während des Schulbaus zu eruieren und die NGO Registrierung voranzutreiben. Des Weiteren sind notwendige Versicherungen abzuschließen sowie die Schulen zu besuchen und viele Bekannte und Interessierte zu treffen.



Vor Ort in Nairobi führen Oliver, Jürgen und die beiden Gründungsmitglieder der NGO Start Somewhere Kenya Rina Wekesi und Dennis Andere („Baqteria“) die Job-Interviews mit den drei besten Bewerbern aus der ersten Runde. Einstimmung und eindeutig fällt die Entscheidung auf den erfahrenen Bauingenieur Lazarus Asewe, der nun unser Projektleiter vor Ort sein wird. Nach dem Gespräch fahren alle zusammen nach Kibera, um Lazarus die Schule und den Slum zu zeigen und ihm einigen Personen vorzustellen. Danach wird erst einmal angestoßen, denn es war eines der wichtigsten Ziele der Reise, einen geeigneten Projektleiter auszuwählen.

Des Weiteren findet ein Treffen mit Vertretern von KDI (Kounkuey Design Initiative) in Kibera statt. KDI ist eine gemeinnützige Organisation aus Architekten und Ingenieuren, die öffentliche Gemeinschaftsprojekte in Kibera umsetzen, wie z.B. den Bau eines Gemeindezentrums oder sanitäre Anlagen. Oliver und Jürgen treffen Jack Campbell von KDI an einer ihrer Baustellen, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen.



Oliver trifft sich mit Studenten von der Technischen Universität München vom Architektur-Lehrstuhl von Francis Kéré, einem der berühmtesten Afrika-Architekten. Ihr Semesterprojekt ist die Ausarbeitung eines Masterplanes für die Erweiterung einer Schule in Kangemi, einem weiteren Slum in Nairobi. Oliver trifft sich mit den Studenten und besichtigt gemeinsam mit ihnen das Grundstück, da er im nächsten Semester an der TUM der Co-Tutor des Studenten-Teams sein wird.
Ein wichtiger Termin ist das Treffen mit Jelle Pentinga, einem Vertreter der DEG und Ansprechpartner für unser develoPPP-Förderprojekt vor Ort in Nairobi. Besprochen werden müssen die neuen Entwicklungen und anstehenden ToDos in Bezug auf das Förderprojekt. Oliver stellt Mr. Pentinga bei der Gelegenheit unsere NGO Gründungsmitglieder Rina und „Baqteria“ vor.

Die Suche nach dem Grundstück für die Manufaktur kann auch während dieser Reise nicht zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst werden. Oliver nimmt zwei Optionen mit auf den Weg, die beide ihre Vor- aber leider auch viele Nachteile haben und über die nun entschieden werden muss. Insgesamt ist der Aufenthalt in Nairobi aber sehr erfolgreich verlaufen, da wir nun einen Projektleiter vor Ort und wertvolle Kontakte geknüpft haben.

Mai



Im Mai schließen wir mit unserem ersten Mitarbeiter Lazarus Asewe einen Arbeitsvertrag ab. Er stellt gleich zu Anfang seine Qualifikation unter Beweis, denn er findet eine dritte Grundstücksoption für unsere Manufaktur, für die wir uns letztendlich auch entscheiden und auch das OK seitens der DEG erhalten: Wir können unsere Manufaktur auf dem Gelände einer nicht-staatlichen Schule, der „Gifted Hands School“ errichten. Der Vorteil ist, dass wir keinen eigenen Grund kaufen und auch niemanden aus bestehenden Gebäuden umsiedeln müssen - eine gute Lösung für alle. An die Schule werden wir monatlich Miete bezahlen.
 Am 13.05.2019 startet die Stadtsparkasse München auf gut-fuer-muenchen.de eine Spenden-Verdoppelungsaktion anlässlich des Muttertags für Projekte, die sich direkt für Mütter, Kinder und Jugendliche einsetzen und unser Projekt "Tägliche Verpflegung von 500 Schulkindern im Kibera Slum" ist dabei! Die Aktion ist ein voller Erfolg: 1.890 EUR Spenden wurden gesammelt, das bedeutet wir können weitere zwei Monate die täglichen Mahlzeiten für 500 Schulkinder finanzieren.  Ein herzliches Dankeschön an alle Spender!

Mitte Mai findet ein Treffen bei PERI mit Frau Kaufmann von der Organisation „Habitat for Humanity“ statt, um mögliche Optionen einer Zusammenarbeit zu eruieren. Habitat for Humanity ist eine gemeinnützige Organisation, die sich in den ärmsten Gegenden der Welt dafür einsetzt, angemessenen Wohnraum für alle zugänglich und erschwinglich zu machen. Ihre Vision ist eine Welt, in der jeder einen anständigen Platz zum Leben hat. Das Treffen ist sehr konstruktiv, unser Bausystem kommt sehr gut an und an einer künftigen Kooperation sind alle interessiert.

Am 16.05. haben wir unsere Präsentation bei PERI zum Abschluss des 1. Meilensteins des Forschungsvertrags II. Wir nutzen im Anschluss die Gelegenheit gemeinsam ein paar Steine zu betonieren; Kristina und Silvia zum ersten Mal:

Juni
Auch im Juni geht das Betonieren der Steine, die für die letzten und wichtigsten statischen Test benötigt werden und die Entwicklung des Bausystems immer weiter, ebenso wie die Suche nach einer Lösung für den Ringanker.



Die Planung für unsere Manufaktur in Kibera ist im vollen Gange. Am 10.06. unterzeichnen wir den Mietvertrag für das Manufaktur-Gelände. Da die Manufaktur auf dem Platz der bisherigen Schulküche errichtet werden soll, muss die Küche von uns an anderer Stelle neu erbaut werden. Die Schule ist darüber sehr froh, da die alte Küche für die Zubereitung des Schulessens sowieso nicht mehr geeignet und sehr sanierungs-bedürftig war.

Die erforderlichen 1.388 Euro für den Küchenneubau finanzieren wir über Spendengelder. Am 19.06. startet der Bau der neuen Küche für die Gifted Hands School.



Ende Juni hält Oliver einen Vortrag an der Fakultät für Architektur der TUM im Rahmen der Ringvorlesung „Extreme efficiency in extreme environments“.

Wir beenden den Monat mit einem wichtigen Meilenstein: Der erste Statik-Test der Steine findet in Darmstadt am Institut für Massivbau statt. Das Fazit ist glücklicherweise positiv: die ersten Tests hat der Stein bestanden, weitere Versuche sind noch durchzuführen, aber das Bausystem stößt auch hier bei den Profis des Mauerwerkbaus auf positive Resonanz.



Juli
Auch im Juli tüftelt Oliver weiter an einer perfekten Lösung für den Ringanker und muss viele Modellversuche durchführen. Netterweise bekommen wir professionelle Unterstützung seitens des Statikbüros LEICHT in München. Vielen Dank.



Kurz vor den Sommerferien werden wir auf ein weiteres Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aufmerksam: AfResi, ein Programm zur Förderung von Forschung zu Resilienzstärkung und Strukturaufbau in afrikanischen Städten und Ballungsgebieten. Wir bewerben uns gemeinsam mit unseren Partnern, der TU Kenya, der TU Darmstadt und PERI an diesem Förderprogramm. Viel Arbeit noch so kurz vor der Sommerpause.



Ende Juli sind wir außerdem noch zu einem Impuls-Vortrag am Erasmus-Grasser-Gymnasium München im Rahmen des Tages des Sozialen Engagements eingeladen. Alle 9. Klassen sind sehr interessiert und wir überlegen gemeinsam mit dem Kollegium wie ein weiterer Austausch im neuen Schuljahr aussehen könnte. Letzte, aber erfolgreiche Tat im Juli ist die Präsentation zum Ringanker und damit zum erfolgreichen Abschluss des 2. Meilensteins des Forschungsvertrages II.

August
Anfang August erfahren wir, dass durch Kibera eine neue breitere Straße gebaut werden soll. Alle betroffenen Gebäude werden seitens der Stadtverwaltung mit einem roten Kreuz markiert. Die Bewohner müssen ihre Gebäude entsprechend um ein bis zwei Meter versetzen und somit verkleinern oder ganz abreißen. Das Oloo´s Children Centre, die Schule, die wir seit 8 Jahren unterstützen, ist eines der betroffenen Gebäude. Die der Straßenseite zugewandte Wand muss nach hinten verschoben werden. In Zusammenarbeit mit der Schulleitung reagieren wir schnell und lassen die Verlegung der Mauer unter der Aufsicht unseres Projektleiters Lazarus noch in der traditionellen Bauweise durchführen.

Im August sind außerdem die Essenzahlungen für die Global One School für das zweite Trimester in Höhe von fast 2.987 EUR fällig. Dies können wir dank der Spenden wieder ermöglichen. Lehrer und Schüler sind sehr dankbar für diese regelmäßige Unterstützung.

Mitte August erfolgt der Spatenstich für der Bau unserer Betonhohlsteinwerkstatt in Kibera. Unter der Aufsicht unseres Projektleiters bauen Handwerker aus Kibera Lagerhalle und Werkstattgebäude. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Mitte September geplant. 

September
Aufgrund der Versetzung der Wand des Oloos Children Centers im Zuge des Straßenneubaus fehlt nun ein Klassenzimmer, das dringend noch vor Schulbeginn bereitgestellt werden muss. Hier finanzieren und organisieren wir die Erweiterung um ein Klassenzimmer auf dem Dach der Schule.



Eine weitere Nairobi-Reise steht ins Haus. Oliver reist diesmal nicht allein, sondern freut sich über Verstärkung. Seitens unseres Uni-Innsbruck Teams sind der Statiker Christoph Waltl und der -Professor für Materialwissenschaften Dr. Andreas Saxer mit von der Partie. Jürgen Mayer von PERI ist ebenfalls eine Woche vor Ort. Oliver transportiert die ersten Schalungen für die Inbetriebnahme der Manufaktur mit dem Flugzeug. Glücklicherweise gibt es beim kenianischen Zoll keine nennenswerten Probleme.



Oliver und das Team besuchen die Schulen, besichtigen zum ersten Mal das Manufaktur-Gebäude und sind sehr beeindruckt und begeistert von der Konstruktion: Die neue Werkstatt wurde noch in der üblichen Art und Weise mit Ziegeln und Wellblech gebaut.

Das Gebäude liegt mitten in Kibera und besteht aus einer Werkstatt mit einem angrenzenden Lager und einem Wassertank. Durch eine Raumhöhe von drei Metern und ein großes Dachfenster sind Temperatur und Beleuchtung in der Werkstatt sehr angenehm. Zur Innenausstattung gehören große Vorratsbehälter für Kies und Sand, ein Betonmischer und eine Rüttelplatte sowie eine große Arbeitsfläche, auf der die Betonhohlsteine „ausgeschalt“ (also der Schalung entnommen) werden. Im angrenzenden Lager können bis zu 4000 Betonhohlsteine gelagert werden (das entspricht etwa der Hälfte des Bedarfs für das neue Schulgebäude für 400 Kinder). Die Arbeiter auf der Baustelle sind sehr freundlich und bedanken sich bei Oliver für die Anstellung während des Baus. Die Installation der Solaranlage verläuft problemlos, so dass die Stromversorgung für den Workshop nun autark über Solarstrom funktioniert. Das meiste Equipment ist schon da, einige Dinge, wie z.B. Werkzeuge und Materialien wie Zement und Kies müssen noch besorgt werden, aber einer baldigen Inbetriebnahme steht nichts mehr im Weg.

Oliver fährt mit unseren NGO-Mitgliedern Rina und Baqteria zum NGO-Board, um endlich unsere lang ersehnte Zertifizierungs-Urkunde entgegen zu nehmen. Ein wichtiger Schritt für uns alle. Nun sind wir endlich eine in Kenia offiziell registrierte NGO mit dem Namen „Start Somewhere Kenya“. Als nächster Schritt in Sachen Bürokratie müssen wir uns um Betriebsgenehmigungen und Versicherungen für die Manufaktur kümmern. Hier behält glücklicherweise Rina immer den Überblick.Es ist ein toller Moment für alle, aber besonders für Oliver, als die ersten Schalungen den Workshop erreichen! Die Anwesenden sind begeistert von der Technologie und probieren aus, wie man die Schalung benutzt. Nachdem Ausstattung und Inneneinrichtung komplett sind und alles Material für das Betonieren der Steine geliefert wird, kann es los gehen: Oliver gießt den ersten Stein in Afrika in Kibera in unserer Manufaktur. Ein historischer Moment für ihn und alle, die dabei sein dürfen. Anschließend darf jeder selbst versuchen, wie das Eingießen des Betons in die Schalung funktioniert.



Der nächste spannende und besondere Moment ist das Ausschalen der am Tag zuvor gegossenen Steine. Oliver ist etwas nervös, da die Betonmischung vor Ort ja eine andere ist als im Testlabor in Deutschland. Außerdem hat Oliver zahlreiche Zuschauer, unter anderem der Chief des Distriktes, ein wichtiger Vertreter der Stadtverwaltung, der zufällig zu diesem Zeitpunkt die Manufaktur unter die Lupe nimmt. Aber auch er zeigt sich begeistert. Das Ausschalen der Steine klappt auf Anhieb und stolz hält das Team die ersten Steine in den Händen.



Das Uni-Innsbruck-Team tüftelt und experimentiert in den zwei Wochen intensiv an der richtigen Betonmischung in Theorie und Praxis. Vielen Dank für den tollen Einsatz und die Unterstützung. Außerdem wird in den weltweit größten Kies- und Zementwerken in Nairobi nach dem richtigen Material-Nachschub gesucht.



Weiteres Ziel der Reise ist die Auswahl und Einstellung der Produktionsmitarbeiter für die Manufaktur. Hier bekommen wir wie schon bei der Suche nach dem Projektleiter Lazarus wieder Unterstützung von einer Personalrecruiting-Agentur in Nairobi. Wir entscheiden uns für eine Frau als Workshop-Leitung, Milka Achieng. Kevin und Joseph sind unsere neuen Produktionsmitarbeiter und der Bauingenieur-Student Odulah wird uns im Rahmen eines Praktikums unterstützen.



Auch bei dieser Reise trifft sich das Team mit Jelle Pentinga, dem Vertreter der DEG. Er besichtigt die Manufaktur und zeigt sich sichtlich begeistert. Außerdem besuchen sie das Oloo´s Children Centre.



Am letzten Tag seiner Reise kann Oliver von Spendengeldern noch Extra-Lebensmittel für die Schulspeisung des Oloo´s Children Centre kaufen und der Köchin Mrs. Oloo persönlich überreichen. Ende November ist das Start Somewhere Team mit einem Info-Stand auf einem Ärztekongress in München vertreten, über den sich einige interessante Kontakte ergeben.

Oktober und November
Im Oktober sind wir mit der Abgabe des Zwischenberichts für das Förderprojekt develoPPP beschäftigt. Außerdem laufen die Vorbereitungen für die nächste Reise des gesamten Start Somewhere-Teams Ende Oktober/ Anfang November nach Nairobi. Nun haben auch Kristina und Silvia endlich die Gelegenheit das Team in Kibera persönlich kennen zu lernen und die Manufaktur zu besichtigen.



Ziel der Reise ist außerdem der Bau einer ersten Wand mit den SSW-Steinen in Kibera sowie das Training der Arbeiter in Bezug auf Baumethode inkl. Fundament, Ringanker und Säulen. Des Weiteren steht ein partizipatorischer Planungsworkshop mit den Lehrern, Schülern und der Schulleitung zum Bau der Schule an und wir haben die Gelegenheit, vielen Interessenten und ggf. künftigen Kunden die Manufaktur zu zeigen und das Bausystem zu erläutern. Natürlich sind auch noch viele organisatorische und administrative Dinge zu regeln, wie z.B. erforderliche Sicherheitstrainings für die Arbeiter, die Eröffnung unseres NGO-Bankkontos, das Einholen diverser Betriebs- und Arbeitsgenehmigungen, die Festlegung der Abläufe in der Buchhaltung, etc. Viele Formulare müssen ausgefüllt und noch mehr Unterschriften getätigt werden….Ein Mitarbeiter des Kenyan Bureau of Standard (KEBS) holt 12 unserer Steine für eine Überprüfung ab. Unsere Steine müssen seitens des KEBS zertifiziert werden, damit sie in Kenia zum Einsatz kommen dürfen. Ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir erläutern dem Mitarbeiter den ganzen Produktionsprozess und beantworten all seine Fragen zu Qualitätsmerkmalen, Lagerungszeit der Steine (richtige Festigkeit), Umgang mit Kundenbeschwerden etc.



Über die Einladung der TU Kenya zu einem Vortrag über Start Somewhere und das ganze Projekt freuen wir uns. Anwesend sind der Vizekanzler der TU Kenya und drei Professoren der Fakultät für Bauingenieurswesen sowie der Verantwortliche für Student Affairs. Organisiert hat das ganze Prof. Dr. George Okwhada, mit dem wir uns Ende Juni gemeinsam auf das AFRESI Programm beworben haben. Alle Anwesenden sind begeistert, finden das Bausystem sehr gut und innovativ und haben viele Ideen einer möglichen Zusammenarbeit, wie z.B. die Errichtung von Studenten-Unterkünften für Studenten der TU Kenya mit unseren Steinen, das Andocken an Slum Upgrading Programme der Regierung, einer Forschungszusammenarbeit zum Thema Optimierung von Material und Gewicht unserer Steine, usw.



Der partizipatorische Workshop für die Planung der neuen Schule (Oloo´s Children Centre) ist ein voller Erfolg. Alle Lehrer, der „Head of Teacher“, Herr und Frau Oloo sowie 4 Schüler sind anwesend. Sie beteiligen sich mit großem Interesse an dem Brainstorming zu den Anforderungen für die neue Schule und der genaueren Planung der Räume anhand unseres gebastelten Modells. Wir können mit den gewonnenen Erkenntnissen und Ergebnissen nun mit der Planung des Schulgebäudes beginnen und die ersten Entwürfe erstellen. Im Anschluss laden wir alle noch zu einer Besichtigung der Manufaktur ein.



Eines der Hauptziele der Reise ist außerdem das Training unserer Mitarbeiter mit unserem Bausystem. Hierfür soll gemeinsam eine Wand aus unseren Steinen vor dem Manufakturgebäude errichtet werden. Einerseits als „Vorzeigeobjekt“, andererseits als Teil des neuen Büros, das außen an die Manufaktur angebaut werden soll. Nachdem das Fundament fertig ist, können wir gemeinsam mit dem Bau starten und die Arbeiter mit der Baumethode vertraut machen. Alle sind ein wenig aufgeregt aber auch sehr motiviert. Ein Handwerker aus Kibera stellt die Stahlbewehrung für die Säulen und den Ringanker her. Alle Arbeitsschritte werden von Jaddy, einem lokalen Filmemacher, mit Foto und Video dokumentiert.
Zu unserer großen Freude klappt alles erstaunlich gut; die erste Stein-Reihe auf das gleiche Level zu bekommen geht einfacher und schneller als gedacht und auch alles andere funktioniert reibungslos. Natürlich muss an der ein oder anderen Stelle noch etwas improvisiert werden, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.



Die Konstruktion der Wand lockt viele Zaungäste an, alle sind interessiert und begeistert; viele lokale Handwerker stellen Fragen zum Bausystem.

 

Über den Besuch von Nicholas von KDI freuen wir uns besonders, denn die Konkouey Design Initiative (KDI) ist unser erster richtiger Auftraggeber. Die NGO KDI arbeitet mit den Anwohnern zusammen und realisiert im öffentlichen Raum Projekte, um diese aufzuwerten und sinnvoll für soziale Bauprojekte zu nutzen, wie z.B. Gemeinschafts-Einrichtungen, Wasser- und Sanitäranlagen, grüne Infrastruktur und Freiflächen zur Erholung und Bewegung. Oliver bespricht mit ihm die Baupläne und den Start des Projekts. Im Dezember soll eine Versammlungshalle und Sanitäranlagen in Kibera errichtet werden, und einige Wände davon mit unseren Steinen. Am Ende der Reise verabschieden wir uns herzlich vom gesamten Team und können mit sehr positiven Eindrücken und einem guten Gefühl nach München zurückfliegen.

Der Rest des Monats ist mit verschiedenen Veranstaltungen gefüllt, wie z.B. dem Besuch bei einem Bausymposium der Bayern Innovativ GmbH sowie einem Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Meet up Tech for Good“, auf der wir uns und unser Projekt präsentieren und wieder einige gute Kontakte knüpfen können. 

Weitere Statik-Tests werden an der TU Darmstadt durchgeführt und der dritte Meilenstein „Säule“ im Rahmen des Forschungsvertrages mit PERI ist abgabebereit

Am Ende des Monats ist auch der Anstrich der Manufaktur samt Logo beendet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:



Dezember
Im Dezember ist die Steinproduktion in der Manufaktur in Kibera nun in vollem Gange, nachdem der Versand der weiteren 20 Schalungen nach Nairobi endlich geklappt hat. Das ganze Prozedere des Versandes war unerwartet kompliziert und hat uns einige Nerven gekostet. Das Team vor Ort hat die Schalungen für die Steinproduktion schon sehnsüchtig erwartet. 



Außerdem nimmt das Team der Manufaktur erfolgreich an einem gesetzlich vorgeschriebenem Sicherheitstraining und erste Hilfe Kurs teil.
Oliver befasst sich derzeit intensiv mit der Planung des neuen Schulgebäudes in enger Zusammenarbeit mit dem Statikbüro LEICHT. Außerdem hält er immer Rücksprache mit der Schulleitung, um direkt etwaige Änderungswünsche einarbeiten zu können. Im Dezember können wir wieder mit großem Erfolg an zwei Spenden-Verdopplungsaktionen seitens betterplace und der Stadtsparkasse teilnehmen. Aber auch unabhängig davon erhalten wir von unseren Freunden und Förderern zahlreiche Spenden. Wir sind überwältigt und möchten uns von ganzem Herzen im Namen des gesamten Teams bedanken. 

Die Schüler des Erasmus-Grasser-Gymnasiums, wo wir im Juli im Rahmen eines Tages des Sozialen Engagements unser Projekt vorstellen konnten, veranstalten ihren diesjährigen Adventsbazar zu Gunsten von Start Somewhere. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Schüler und Lehrer für das tolle Engagement.
Unser Projekt wird aber auch in Kenia erfolgreich repräsentiert, Teile des Teams sind zum „Womens Engineer Dinner“ geladen und halten einen Vortrag über Start Somewhere und unser Bausystem.
Das Highlight im Dezember ist definitiv unser erster richtiger Auftrag: Das VUMA-Project von KDI (Kounkuey Design Initiative). Nach einem ersten Austausch in Kibera entschied sich KDI, das Toilettengebäude des geplanten Komplexes mit Start Somewhere Steinen zu bauen, die in unserer Werkstatt in Kibera hergestellt werden. Es ist ein toller Moment, die Steine erstmals auf einer richtigen Baustelle zu sehen. Kurz vor Weihnachten hat unser Start Somewhere Team in Kenia die Wand für das Toilettengebäude bereits komplett in Eigenregie errichtet.  Das ging recht reibungslos vonstatten: An einem Tag entstand das Fundament, am nächsten Tag in nur 6 Stunden wurde die komplette 9m lange Wand inklusive Säulen und Ringbalken errichtet. Vielen Dank an KDI und unser tolles Team von Start Somewhere Kenya für die gute Zusammenarbeit! 





Das positive Feedback seitens KDI bezüglich unseres Bausystems und der Unterstützung durch das SSW Team war ein schönes Weihnachtsgeschenk zum Jahresende. Im nächsten Jahr geht es mit dem zweiten Teil des VUMA Projektes weiter, für das Oliver die Baupläne erstellt.



Und eine weitere tolle Nachricht erreicht uns zum Jahreswechsel vom Kenyan Bureau of Standards (KEBS): Unser Stein hat alle Tests erfolgreich durchlaufen und ist nun in Kenia offiziell zertifiziert.  Wenn das kein Grund zum Feiern ist!  Wir freuen uns schon auf ein weiteres hoffentlich genauso erfolgreiches Jahr 2020.
Spannend wird es auf jeden Fall, denn im April geht es endlich los mit dem Bau des neuen Schulgebäudes mit unserem Bausystem. Über Facebook und unsere Homepage halten wir euch über alle Aktivitäten auf dem Laufenden. Danke, dass ihr dabei seid! 

Euer Start Somewhere Team: Oliver, Silvia und Kristina mit dem gesamten Start Somewhere Kenya Team und den Kindern und Lehrern aus Kibera.



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