Für viele Berliner*innen ist der ehemalige Flughafen Tempelhof ein Ort der Weite. Den Horizont im Blick, geht man auf Entdeckungsreisen und genießt das Gefühl der Freiheit. Für die fast 2000 Neuberliner*innen, deren Zuhause auf Zeit die Hallen und Hangars von Tempelhof sind, ist dieser Ort jedoch ein “Camp für Geflüchtete”, ein “Schlafplatz” oder die “Hölle”.
Die übergangsweise Unterbringung dauert nun schon über ein Jahr an. Neue Bewohner*innen ziehen ein und Aussichten auf Veränderung sind vage. Das Leben in den kalten Hangars ist zu einer akzeptierten Realität jenseits der Normalität geworden. Kein Tageslicht, keine Privatsphäre, Dauerüberwachung, Essen auf Plastiktellern, ungeduldige Sozialarbeiter*innen und mangelnde Orientierung bei bürokratischen Abläufen.
Selbst die Anerkennung des Asylantrags und die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis ändern nicht viel. Immer noch teilt man sich wenige Quadratmeter mit 2 weiteren Familien und lebt in derselben riesigen Halle mit winzigen Pseudohäusern – in Wohnwürfeln ohne Dächer. Der Kontakt mit der Außenwelt ist durch die strengen Sicherheitsbestimmungen, Sprachbarrieren und die strikt einzuhaltenden Essenzeiten begrenzt. Da die Bewohner*innen nur wenig eigenes Bargeld haben, sind sie zwangsläufig an diesen Ort gefesselt, um nicht hungern zu müssen, haben jedoch keinen Zugang zu einer Küche, um eigene Mahlzeiten zuzubereiten.
Um etwas Licht und Beständigkeit zu den Menschen in der Unterkunft zu bringen und neue Beziehungen entstehen zu lassen, organisiert GSBTB wöchentlich einen Open Art Shelter für Frauen und Kinder. Es ist ein geschützter Ort der Kreativität, wo Gefühle und Gedanken frei geäußert werden können, ein interkultureller Dialog entsteht und die Heilung von Traumata beginnen kann. Das dynamische, breit gefächerte Konzept beinhaltet:
· Kunst, Kunsthandwerk und andere kreative Ausdrucksformen
· Integrierte/Integrative Psychotherapie mit individueller Betreuung
· Nähen und andere Handarbeiten, auch zum späteren Verkauf zur Stärkung der finanziellen Situation
· Ausflüge in die Stadt und in die Natur, Theater-, Museums- und Kinobesuche
· Kinderbetreuung, um den Frauen Zeit für sich selbst zu schaffen
· Filmabende für Frauen, Tanzpartys, Zeit für die Schönheit mit Haarstyling und Make-up
· Wandgestaltungen, die eine politische Botschaft aussenden und das deprimierende Umfeld freundlicher machen
· Kreatives Erlernen und Vertiefen von Sprachkenntnissen (mit Gesang, Zeichnen, Lachen und Kalligrafie lernen wir Deutsch, Englisch, Farsi, Arabisch und Russisch voneinander).
Jede Woche nehmen 100-150 Frauen und Kinder an diesem umfangreichen Programm innerhalb und außerhalb der Notunterkunft teil.