Wie funktioniert das Gedächtnis und was verändert sich durch die Alzheimer-Krankheit?
Das menschliche Gedächtnis besteht aus einem Ultrakurzzeit-, einem Kurzzeit- und einem Langzeitgedächtnis. Während das Ultrakurzzeitgedächtnis Informationen für Millisekunden bis hin zu wenigen Sekunden zwischenspeichert, werden Informationen im Kurzzeitgedächtnis 20 bis 45 Sekunden gemerkt. Das Langzeitgedächtnis speichert Informationen über Jahre und Jahrzehnte. Das Langzeitgedächtnis bleibt bei Menschen mit Alzheimer am längsten erhalten.
Ultrakurzzeit-, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtnis, auch sensorisches Gedächtnis genannt, registriert Eindrücke, die wir über unsere Sinne erfahren. Das kann zum Beispiel ein Geruch oder ein Geräusch sein. Informationen, die für uns nicht von Bedeutung sind, verwerfen wir automatisch wieder. Herausgefilterte Informationen dagegen gelangen in unser Kurzzeitgedächtnis und die wichtigen Informationen schließlich auch in unser Langzeitgedächtnis. Dabei prägen sich nur solche Informationen ins Langzeitgedächtnis ein, die für uns eine besondere Relevanz haben, zum Beispiel wenn sie unsere Gefühle ansprechen oder mit Assoziationen oder Bildern verbunden sind.
Im Langzeitgedächtnis sind sowohl das deklarative Gedächtnis als auch das prozedurale Gedächtnis verankert. Im deklarativen Gedächtnis merken wir uns erklärende Informationen und Ereignisse. Zum Beispiel, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 2014 in Brasilien Weltmeister geworden ist. Die Fähigkeit, einen Schnürsenkel zu binden, liegt im prozeduralen Gedächtnis. Darunter fallen bestimmte Fertigkeiten, über die wir nicht viel nachdenken.
Erinnerungsvermögen bei der Alzheimer-Krankheit
Bei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung ist das Kurzzeitgedächtnis zuerst betroffen. Es fällt ihnen zunehmend schwer, Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu übertragen. Sie wissen nicht mehr, was vor 30 Sekunden passiert ist, erinnern sich jedoch nach wie vor an Dinge, die ihre Emotionen wecken oder sich ständig wiederholen. Das gestörte Erinnerungsvermögen führt zu vielen Problemen im Alltag, die im frühen Stadium teilweise mit Merkhilfen ausgeglichen werden können.
Neben dem nachlassenden Erinnerungsvermögen haben Patienten*innen zunehmend Schwierigkeiten, sich räumlich oder zeitlich zu orientieren, können Gesprächen nicht mehr folgen, wiederholen dauernd dieselbe Frage und erkennen bekannte Personen nicht mehr. Weil viele Erkrankte am Anfang ihren geistigen Abbau noch bewusst wahrnehmen, meiden sie oft soziale Kontakte und bleiben lieber zu Hause, wo sie sich sicherer fühlen. Viele lassen sich Entschuldigungen einfallen und geben geschickt ausweichende Antworten. Dies führt oft zu schmerzvollen Situationen - für die Patienten selbst und die, die sich um sie sorgen.