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85. Präsentation und Lesung aus Lotte Müller - Die Provinzkellnerin Teil II Auf Reisen in der Programmreihe Festspielhäusel am 23. Februar 2013

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 28.02.2013

Silvia Ganster kam, sah und siegte. Obwohl Gitarre und der Gesang von Gudrun Selledo wegen Grippe ausfallen musste und obwohl aus diesem oder dem Grund des verkehrsfeindlichen Wetters Viele zu sehen waren, die fehlten, kam kraft Lebendigkeit, Offenheit und Publikumsnähe ihres Vortrags ein gemütlich anregender Abend im Kirchel heraus. Lotte Müller: Die Provinzkellnerin (II. Teil) auf Reisen wurde erzählt und gelesen in unterhaltsamem Frage-Antwort-Spiel mit dem Publikum. Darin saß auch ihre Mutter, die natürlich die Geschichten aus dem Leben ihrer Tochter live erfährt und nun ihren Kommentar abbekommt. Auf Seite 14 liest Silvia vor: Einige Zeit später musste ich dann noch den übelsten Satz in Bezug auf unsere Urlaubsplanung von meiner Mutter hören. Vermutlich verreisen wir im Rentenalter noch gemeinsam, weil wir uns mit niemand vertragen können. Die gute alte Dame nimmt’s mit Humor und steuert ihre Sicht der Begebenheiten bei.

Die knapp zwei Dutzend Gäste bekamen mit pfiffigen Wendungen eine Menge wichtiger Details mit, die zum Gelingen einer von zwei Freundinnen geplanten und durchgeführten Reise bedacht werden müssen.

Nach knapp einer halben Stunde die Zwischenfrage der Autorin, ob sich das Publikum langweile. Was hätte es da auch antworten sollen? Aber so sind sie, die im Kellnern erfahrenen Leute. Sie müssen ja auch den Gast fragen, ob Alles recht sei. Und den Meisten fällt dazu wohl auch nur die eine Antwort ein, die beide Seiten das Gesicht wahren lässt.

Doch die Karawane zog an dieser Stelle unbeschadet weiter und gelangte auf Seite 90. Ein Gast wurde gebeten, nachdem die Vorbereitungen amüsant umständlich auseinandergesetzt waren, die Zahl zu nennen, von wo aus weiter gelesen werden sollte.

Die dort angetroffene Geschichte ist kaum glaublich, mittendrin, wie „Lotte Müller“ sich ausdrückt: Das Leben ist kurz und wir mittendrin. Und so ist das Buch voller genutzter und verpasster Gelegenheiten, dem Leben soviel wie möglich abzugewinnen, ob nun von den Heldinnen selbst oder von ihren "Opfern". Wer wollte da die Maßstäbe des Bürgerlichen Gesetzbuches anwenden? Da wird von Stellenangeboten erzählt, die offensichtlich nicht für jeden gelten oder von Beschäftigungen in der Amtsstube, die eigentlich schon längst ohne Beschäftigte wäre, wenn die darin Befindlichen nur im Beamtenschlaf weiter dösten. Alle Geschichten am Pool erlogen, pardon frei erfunden, von imaginärem Personal, das doch alljährlich die Badelandschaft der türkischen Riviera bevölkert. Man muss nur hinhören und mit den Leuten ins Gespräch kommen wollen. Und das wollte „Lotte Müller“ alias Silvia Ganster, und sie konnte es auch. Sie hält sich zu Recht für eine Kommunikationskünstlerin.

Man erfährt in diesem Buch wirklich etwas über das Leben. Dieses macht auch keine Absätze und kennt nur die Sprache, genauer gesagt die Reden, in der sich Sprache ereignet. Wer sich über die jüngste, in Schriftform gezeigte Art sich zu äußern informieren möchte, greife zu diesem Buch (und seinem Vorgänger: Lotte Müller. Die Provinzkellnerin, was über Amazon erhältlich ist. Das neue Buch in Kuppenheim bisher nur über Zeitschriftengeschäft Mühling und im Outlet Kleidercenter Färber, auch in Laufenburg).

Für die von Silvias Freundin professionell servierten Getränke und den freien Eintritt wurden Gelder hinterlassen. Diese spendete die Autorin großzügig für Erhalt und Betrieb des denkmalgeschützten Gebäudes.