Deutsche Patin besucht erstmals ihr Patenkind in Indonesien
Janina besucht ihr Patenkind auf Java – „Kinderhilfe Indonesien e.V.“
AUTHOR MelissaIndo DATE 26. Oktober 2014
Janina war für Indojunkie Anfang 2014 in Java unterwegs. Heute erzählt sich euch von dem Besuch bei ihrem Patenkind auf Java.
Was ist die Kinderhilfe Indonesien e.V.?
Die Kinderhilfe Indonesien ist ein Hilfsprojekt, das sich vor allem für die Kinder aus armen Verhältnissen in der Provinz Banyumas in Central Java einsetzt.
Mike Alsdorf hat die Kinderhilfe nach einem Besuch in der Region im Jahr 2000 als er auf einer Hochzeit eingeladen war ins Leben gerufen. Dabei sah er sowohl die Herzlichkeit der Einwohner, als auch die Missstände und Armut der Gegend. Seitdem setzt die Kinderhilfe verschiedenste Projekte um, z.B. ein Wasserprojekt mit dem Bau des ersten Brunnens und einem Wasseranschluss für das Dorf, den Bau einer richtigen Schultoilette für die Dorfschule und vor allem die Vermittlung von Patenschaften.
Mittlerweile hat die Kinderhilfe auch vor Ort in Indonesien viele Kontakte aufgebaut z.B. zum Gesundheits- und Schulamt oder dem Bürgermeister der Region. Alle schätzen die Arbeit und unterstützen die Projekte der Kinderhilfe. Melissa von Indojunkie hat mit Mike bereits in Interview geführt. Auch ich bin vor einigen Monaten durch dieses Interview auf die Kinderhilfe aufmerksam geworden.
Wie bekommt man eine Patenschaft und wie sieht deine Patenschaft
aus?
Bei der Kinderhilfe gibt es hauptsächlich zwei Ansprechpartner, Mike und Kus (Mikes indonesischer Freund, der vor Ort alles für die Kinderhilfe regelt). Beide arbeiten ehrenamtlich arbeiten und tragen ihre eigenen Kosten immer selbst, sodass das Geld 1 zu 1 beim Patenkind ohne Abzüge für Verwaltungskosten ankommt. Außerdem gibt es viele weitere ehrenamtliche Helfer, sowohl in Indonesien als auch in Deutschland, die die Kinderhilfe bei ihrer Arbeit unterstützen.
Auf der Website gibt es die Fotos von den Kindern, sowohl von denen die schon vermittelt sind, als auch von denen die bisher noch keine Patenschaft haben. Man kann dann bei Mike mehr Informationen über die Kinder bekommen und sich überlegen, welches Kind man gerne fördern möchte.
Ich habe mich für ein zwölfjähriges Mädchen entschieden, da es schon seit Jahren auf eine Patenschaft gewartet hat und spende monatlich 20 Euro gemeinsam mit meiner Oma, sodass jeder von uns 10 Euro beisteuert. Allerdings kann jeder selbst entscheiden, wie viel Geld er spenden möchte, jeder Cent wird dankend angenommen. Mit 10 Euro monatlich, kann einem Kind schon viel ermöglicht werden.
Von dem Geld werden hauptsächlich die Schulgebühren bezahlt (zunächst erst einmal die Schulden an der Schule, die sich oft ansammeln) und wenn noch Geld übrig bleibt auch z.B. ein Gesundheitscheck. In den Schulgebühren sind neben den eigentlichen Schulgebühren für den Besuch der Schule auch Kosten für die Schuluniform, Sportsachen, Schulbücher und Schulbedarf enthalten.
Alle Patenkinder werden von Mike oder Kus persönlich besucht, um abzuklären inwieweit sie finanziell bedürftig sind und ob sie dann in das Patenprogramm aufgenommen werden können. Das Geld wird dann im Voraus für das ganze Jahr an die Schule überwiesen. Bekommt ein Kind jedoch mitten im Schuljahr eine Patenschaft wird auch schon früher das Geld überwiesen.
Auch Mike fährt fast jedes Jahr nach Indonesien, um alles zu kontrollieren. Man muss aber nicht unbedingt eine Patenschaft abschließen, sondern kann auch einmalig für ein bestimmtes Projekt spenden, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten.
Wie kommt man nach Banyumas?
Die nächstgrößere Stadt, in der man auch übernachten kann, ist Purwokerto. Die Stadt liegt an der Zugstrecke zwischen Jakarta und Yogjakarta und ist somit sehr einfach zu erreichen.
In der Nähe vom Hauptbahnhof gibt es einige Hotels in denen man übernachten kann. Wir hatten das Glück, das der indonesische Mitarbeiter Kus an dem Tag frei machen konnte (was aber nur Zufall war) und uns in das Dorf begleitet hat. So konnten wir erst mit einem Sammeltaxi fahren, dann mit dem Bus und anschließend wurden wir von den Lehrern der Schule mit dem Roller am Banyumas alun alun abgeholt und zur Schule gefahren (ca. 2-3 km).
Im Normalfall würde man wahrscheinlich mit dem Taxi die gesamte Strecke zurücklegen, wenn man alleine unterwegs ist und sich nicht auskennt.
Wann hast du dein Patenkind besucht und wie wurdet ihr empfangen?
Ich habe mein Patenkind Okah im März besucht, da ich in Indonesien gereist bin und mir nun selbst vor Ort einen Eindruck von dem Hilfsprojekt verschaffen wollte.
Mein Freund und ich sind sehr herzlich empfangen worden. Alle Schüler und Lehrer der Schule haben uns persönlich begrüßt. Am Tag zuvor haben wir mit der Englischlehrerin per SMS alles geregelt, da sie die Einzige an der Schule ist die Englisch spricht. Die Lehrer haben uns die Schule gezeigt und uns ganz viele Speisen besorgt, die für die Region typisch sind. Außerdem haben sie uns gezeigt, was sich in den letzten Jahren bereits getan hat und was die Kinderhilfe verwirklichen konnte.
Ich war wirklich beeindruckt, was die Kinderhilfe schon alles geleistet hatte. Von Mike und der Kinderhilfe haben alle nur in den höchsten Tönen gesprochen und waren sehr dankbar für alles.
Wie hat dein Patenkind auf deinen Besuch reagiert?
Am Anfang hat sie mir etwas leid getan, weil sie ein sehr schüchternes Mädchen ist und nun so viel Trubel in der Schule war wegen uns. Die meisten wussten natürlich, dass wir wegen ihr gekommen sind.
Nach der Schule sind wir dann mit Okah zu ihrem „Haus“ gefahren, um ihre Familie kennen zu lernen. Kus ist mitgekommen, um zu übersetzen. Da erfuhren wir, dass Okah nur noch mit ihrer Oma zusammen lebt, da die Mutter die Familie vor einigen Jahren verlassen hat und der Vater das ganze Jahr in Malaysia arbeitet und nur ab und zu Geld schickt.
Das Haus war fast ausschließlich aus Bambus gebaut, es gab keinen Boden und kein richtiges Dach, sodass es immer rein regnet.
Okah und ihre Oma leben hauptsächlich davon, dass die Oma das Gemüse aus dem Garten auf dem Markt verkauft. Ich habe also gesehen, dass das Geld auf jeden Fall wirklich gebraucht wird. Als Okah ihre Oma gesehen hat, sind sich beide in die Arme gefallen und haben angefangen zu weinen, weil sie so froh waren, dass Okah nun eine Patenschaft bekommen hat, ihre Schulbildung gesichert ist und sie sich um ihre Zukunft nun weniger Sorgen machen braucht.
Sie ist die Beste in ihrer Klasse und möchte später Ärztin werden.
Und die Moral von der Geschichte?
Da ich nun selbst vor Ort war und mir einen eigenen Eindruck gemacht habe, kann die Kinderhilfe auf jeden Fall mit gutem Gewissen weiter empfehlen. Jeder muss dies natürlich für sich selbst entscheiden.
Ich habe mit vielen Leuten gesprochen- manche bevorzugen größere Organisationen, da auch größere Projekte umgesetzt werden können, aber andere (so wie ich) bevorzuge kleinere Organisationen, zu denen man einen persönlicheren Kontakt haben kann und nicht so viel Geld in die Verwaltung fließt.
Mit Mike habe ich auch viele Emails geschrieben und er hat mir immer meine Fragen beantwortet.
Ich weiß, dass viele Menschen kein Vertrauen mehr in Hilfsprojekte haben, weil sie Angst haben, dass die Gelder dort nicht ankommen. Aber in meinen Augen, sollte man sich ausführlich mit dem Thema befassen, sich viele Informationen einholen und sich dann erst für ein Projekt entscheiden.
Gerade wenn man schon einmal in Südostasien unterwegs war und mit sehr viel Armut konfrontiert wurde, bin ich der Meinung, dass jeder etwas von dem Reichtum, den wir hier haben teilen sollte, um die Welt vielleicht ein bisschen gerechter zu machen.