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Jesiden - Praktische und emotionale Hilfe zum Überleben

Bernd
Bernd schrieb am 10.04.2023


In den letzten fünf Jahren hatten wir regelmäßig Kontakt zu verschiedenen jesidischen Personen/Familien. Jesiden sind eine zumeist nordkurdisch sprechende ethnisch-religiöse Gruppe mit weltweit über einer Million Angehörigen. In ihren ursprünglichen Hauptsiedlungsgebieten im nördlichen Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei sind sie massiver Verfolgung ausgesetzt, insbesondere durch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Viele mussten daher ihre Heimat verlassen. 

In vielen Ländern, in denen sie sich über die Jahrhunderte versuchten anzusiedeln, wurden sie nicht als Volksgruppe anerkannt, bekamen oft keine Ausweise oder sonstige offizielle Aufenthaltspapiere. Sie durften keinen Grundbesitz erwerben oder Geschäfte eröffnen. Insbesondere durch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) mussten sie seit 2014 sehr viel erleiden und ihr Leben wurde immer stärker bedroht: unwürdige Lebensumstände, Verlust von Freunden und Verwandten, die entführt worden waren, bis heute verschwunden sind oder im Blutbad umkamen.  

Viele sahen sich gezwungen, ihre Verwandten und Eltern zu verlassen und sind über die Türkei und andere Länder in Griechenland gestrandet. Speziell Mädchen und Frauen hatten zu viele Jahre Angst um Leib und Leben gehabt, um dort zu bleiben. Besonders für unverheiratete Mädchen war die Gefahr von Missbrauch, Entführung und Versklavung um ein Vielfaches höher. Manche unter ihnen haben Suizid-Gedanken, Depressionen und andere psychische oder körperliche Krankheiten.

Die staatliche Unterstützung in Griechenland ist seit Ende 2022 deutlich gekürzt worden, so sind insbesondere kinderreiche Familien auf praktische Hilfe angewiesen. Der Bedarf an zu verteilenden Grundlebensmitteln steigt stark an. Familienmitglieder nehmen Fußmärsche oder Busfahrten bis zu 90min in Kauf, um Kleidungsspenden und Lebensmittel entgegen nehmen zu können. Viele Singles, die auf ihre Aufenthaltsgenehmigung warten, drohen in die Obdachlosigkeit zu rutschen. 

Im Begegnungszentrum versuchen wir, die größte Not zu lindern. 



Es werden Sandwichs mit heißen Getränken sowie Lebensmitteltüten verteilt, Kinder betreut, Second Hand Kleidung vergeben, es findet Sprachunterricht statt. 


Zudem versuchen wir auf einfache Art und Weise ihren dramatischen Geschichten zu zuhören, Empathie zu zeigen, manchmal mitzuweinen, Hoffnung und Mut zu machen. Die schlimmsten Geschichten sind die, für die Menschen KEINE Worten finden, weil Tränen ihre Stimmen ersticken. 

Jesidische Frauen haben in ihrer Heimat aufgrund der sehr konservativen Tradition nur selten die Möglichkeit, einen höheren Bildungsabschluss zu erlangen. Gerade in Europa und auch in Deutschland haben deshalb schon viele die Chance ergriffen solche Bildungsabschlüsse nachzuholen und eine Stimme für ihr Volk auf internationaler Bühne zu sein. 

In Deutschland leben etwa 200.000 Jesiden. Im Januar 2023 wurden die Gräueltaten an den Jesiden als Genozid (Völkermord) offiziell durch den Bundestag in Berlin anerkannt. 





Hilf uns den bedürftigen zu helfen.