Die aus der Türkei stammende Nürnberger Ärztin Dr. Dilay Banu Büyükavci saß aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einer, hierzulande nicht verbotenen, kommunistischen Partei jahrelang in München-Stadelheim in Haft – mehrere Monate davon sogar in Isolationshaft, was nicht nur Renate Schmidt, ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, für „unverfroren, unmenschlich und ungerecht“ hält. Dass Banu Büyükavci, aufgrund eines fragwürdigen Paragrafen, von einem deutschen Gericht zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, ist aus vielerlei Gründen ein unerträglicher Justizskandal, der nicht vergessen werden darf, sondern dokumentiert, öffentlich gemacht und aufgearbeitet werden muss.
Das Buch, das wir herausgeben wollen, erzählt, wie Banu Büyükavci aufgewachsen ist, warum sie Ärztin und Kommunistin geworden ist, wie sie ihre Haftzeit, die Winkelzüge der deutschen Justiz und den Prozess gegen sie erlebt hat – und warum eine mutige, kämpferische und engagierte Frau wie Banu heute in der Türkei von Verfolgung, Gefängnis und Folter bedroht ist.
Das Buch beschreibt aber auch, welch zwiespältiges Bild die Stadt Nürnberg, als selbst erklärte »Stadt des Friedens und der Menschenrechte« abgibt. Zwar verleiht sie den mutigen und verdienstvollen »Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis«, ist aber nicht so mutig, auf ein Ausweisungsverfahren in die Türkei zu verzichten, einem Land, in dem die Menschenrechte nachweislich mit Füßen getreten werden.
Dieses Buch informiert auch darüber, wie das Land Türkei so werden konnte, wie es heute ist; wie hemmungsloser Nationalismus und die Unterdrückung von gesellschaftlichen Minderheiten und kultureller Vielfalt zu Gewalt und Elend führen; was die Vorzüge einer offenen und demokratischen Gesellschaft sind, und warum es sich lohnt, für diese zu kämpfen.
Nicht zuletzt möchte unser Buch neugierig machen auf die Geschichte und den Reichtum eines Kulturraums, von dem wir in Deutschland noch immer viel zu wenig wissen. Es möchte jedem einzelnen Mut machen, sich gegen Unrecht und Justizwillkür zu stellen, und gemeinsam einzutreten für Freiheit und Gerechtigkeit, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgehalten sind.