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Jahresrückblick 2015

B. Varadinek
B. Varadinek wrote on 09-12-2015

Jahresrückblick Bantabaa e.V. 2015

Inhaltsverzeichnis

A.     Projektbeschreibung........................................................................................... 2

I.       Hintergrund.................................................................................................... 2

II.       Zielsetzung....................................................................................................... 2

B.     Erfolge und Ergebnisse bisher......................................................................... 4

I.       Deutsch- und Alphabetisierungskurs................................................... 4

II.       Rechtsberatung/Hilfe im Umgang mit behörden............................ 4

III.     Projekt Wohnraum/Ärztliche Versorgung....................................... 5

IV.     Soli-Dinner....................................................................................................... 5

V.     Fussball............................................................................................................. 6

VI.     Flüchtlingsbäckerei Bantabaa............................................................... 6

1.   Vorüberlegungen....................................................................................... 6

2.   Geschäftsentwicklung............................................................................ 6

C.     Ausblick...................................................................................................................... 7

 


 

 

A.                 Projektbeschreibung

Wir fördern Flüchtlinge insbesondere aus Westafrika bei der Integration. Neben Hilfestellung bei der Bewältigung des Alltags, liegt der Fokus unseres Projekts auf der Aus- und Weiterbildung mit dem Ziel, die von uns betreuten Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder selbst vollwertige Arbeitsplätze zu schaffen.

I.                   Hintergrund

In Berlin Kreuzberg, insbesondere im Umfeld des Görlitzer Parks halten sich zahlreiche Flüchtlinge aus Westafrika auf. Es handelt sich um junge Männer aus Gambia, Senegal, Mali sowie Guinea Bissau. Sie sind überwiegend über Libyen und Italien nach Europa gekommen. Teilweise haben sie ein Asylverfahren in Italien bereits durchlaufen und besitzen dort einen Aufenthaltstitel. Wegen der schwierigen Situation in Italien sind sie nach Deutschland weiter gereist oder wurden gar von den italienischen Behörden nach Deutschland geschickt. Einige befinden sich im Asylverfahren in Deutschland. Einige besitzen auch einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland. Berlin-Kreuzberg und der Görlitzer Park gelten als der Treffpunkt für Westafrikaner, insbesondere aus dem Sprachkreis Mandinka.

Nur sehr wenige dieser Westafrikaner können hier eine geregelte Arbeit finden. Die Hauptgründe hierfür sind der unsichere aufenthaltsrechtliche Status sowie mangelnde bis keine Deutschkenntnisse. Bei vielen Flüchtlingen aus Gambia fehlt es auch an schulischen Grundkenntnissen, sie können weder lesen noch schreiben und haben keine Berufsausbildung. Die Wohnsituation dieser Flüchtlinge ist häufig katastrophal. Sie besitzen nur selten eine Krankenversicherung. Die Flüchtlinge stehen unter einem hohen Druck ihrer Familien aus dem Heimatland, die regelmäßige Geldüberweisungen erwarten. Viele sehen daher den Drogenverkauf im Görlitzer Park als einzigen Ausweg.

II.                   Zielsetzung

Folgende Ziele werden von Bantabaa e.V. verfolgt:

Wir möchten den Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen, solange sie sich in Deutschland aufhalten. Dazu gehört die Erfüllung von Grundbedürfnissen, insbesondere:

·       angemessene Unterkunft;

·       ausreichende Ernährung;

·       Beratung bei Umgang mit Behörden;

·       medizinische Hilfe;

·       Beteiligung an kulturellen, sozialen und sportlichen Aktivitäten;

·       Unterstützung bei polizeilichen Maßnahmen.

Menschen, die sich entschieden haben, in Deutschland leben zu wollen, unterstützen wir bei der Integration. Wir haben aber auch erfahren, dass einige der Flüchtlinge hier nicht glücklich sind und gern wieder zurück in ihr Heimatland gehen würden, dass sie aber nicht mit leeren Händen kommen können. Auch diese Flüchtlinge wollen wir bei der Vorbereitung und Realisierung einer Rückkehr unterstützen. Wichtig ist für uns: jeder Mensch soll frei über seine Zukunft entscheiden können.

Integration wird von uns durch folgende Maßnahmen gefördert:

·       Deutschkurse

·       Alphabetisierungskurse

·       Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen

·       Schaffung von Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen

·       Rechtsberatung im Bereich Ausländer- und Asylrecht, Begleitung bei Verfahren mit dem Ziel, den Aufenthalt dauerhaft zu legalisieren

·       Patenschaften, Netzwerke, Kontakte mit Deutschen und anderen Migranten fördern

·       Teilnahme an „integrationsfördernden“ Aktivitäten von Dritten, Durchführung eigener Aktivitäten

Die Flüchtlinge, die ihre Zukunft nicht in Deutschland sehen, wollen wir bei einem Rückkehrszenario unterstützen. Dies kann durch folgende Maßnahmen erfolgen:

·       Ausbildung in einer im Heimatland gesuchten Tätigkeit

·       Crowdfunding für Anschaffungen wie Traktor, LKW, Ladenausstattung o.Ä. die eine Lebensgrundlage im Heimatland darstellen können

·       Hilfe beim Aufbau einer Geschäfts- oder Berufstätigkeit im Heimatland

Wir wollen aber auch die Willkommenskultur in Deutschland stärken. Gerade um den Görlitzer Park gibt es zahlreiche Konflikte. Wegen des Drogenhandels werden Flüchtlinge aus Afrika häufig abgelehnt. Wir wollen durch Gespräche und Veranstaltungen das gegenseitige Verständnis fördern.

B.                 Erfolge und Ergebnisse bisher

I.                   Deutsch- und Alphabetisierungskurs

Im Februar haben wir mit rd. 8 Flüchtlingen den ersten Kurs gestartet. Inzwischen beschäftigen wir eine DAF-Lehrerin, die täglich vormittags von 9.00 bis 11.00 Deutsch lehrt. Den Kurs besuchen zwischen rd. 15 Flüchtlinge. Da zahlreiche Flüchtlinge nie oder kaum eine Schule besucht haben, besteht ein Teil des Unterrichts in der Alphabetisierung. Inzwischen haben wir 2 mal in der Woche einen Kurs für allgemeine Weiterbildung eingerichtet.

II.                   Rechtsberatung/Hilfe im Umgang mit behörden

Wir bieten eine wöchentliche Rechtsberatung durch Referendarinnen und Referendare sowie Anwältinnen und Anwälte in den Vereinsräumen an. Die weitere Bearbeitung insb. von Asylrechtsfällen erfolgt in Kooperation mit einer Rechtsanwaltskanzlei, die wir überzeugen konnten, ein „Pro Bono“ Projekt zu initiieren.

 

Um den Flüchtlingen langfristig eine Arbeitsaufnahme in Deutschland zu ermöglichen, testen wir derzeit die legalen Möglichkeiten aus: Beantragung eines Visums mit Arbeitsgenehmigung in Italien oder Spanien bei der deutschen Botschaft, befristete Arbeit im Rahmen der Dienstleistungsfreiheit und Ähnliches.

Ein weiteres rechtliches Beratungsfeld stellt die Hilfe beim Umgang mit Behörden und insb. der Ausländerbehörde dar. Häufig kommen die Flüchtlinge mit einem Stapel Post der letzten Monate zu uns. Die Briefe können viele nicht lesen, jedenfalls aber nicht verstehen. Falls erforderlich, begleiten wir die Flüchtlinge bei Behördengängen.

Bei Problemen mit der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden bietet ein Strafrechtsanwalt Hilfe an.

III.                 Projekt Wohnraum/Ärztliche Versorgung

Das Wohnungsproblem halten wir für eine der größten Herausforderungen. Derzeit übernachten in unserem Vereinsraum (16 qm) bis zu 9 Flüchtlinge. Wir haben eine Wohnung angemietet, in der vier Flüchtlinge wohnen. Ein Zimmer vermieten wir an Touristen/Unterstützer zur Finanzierung der gesamten Wohnung. Gelegentlich gelingt uns die Vermittlung in WGs oder Wohnungen auf Zeit.

Wir helfen den Flüchtlingen auch bei der Vermittlung medizinischer Versorgung. Das geht von der Organisation eines Zahnarzttermins über Notfallfahrten ins Krankenhaus nach einem Fahrradunfall.

IV.                 Soli-Dinner

Jeden zweiten Donnerstag veranstalten wir das sog. Soli-Dinner. Flüchtlinge und Unterstützer kochen gemeinsam, mal deutsch, mal afrikanisch. Anschließend findet ein gemeinsames Essen entweder in der Falckensteinstraße oder im Sommer im Görlitzer Park statt. Auf diese Weise haben wir den Kontakt zu der Nachbarschaft hergestellt, die uns zu weit überwiegendem Teil inzwischen unterstützen. Die Flüchtlinge haben die Möglichkeit, Nachbarn und Unterstützer kennenzulernen und sich anzufreunden. Auf diese Weise soll die gegenseitige Scheu genommen und mehr Verständnis für die Probleme im Kiez geweckt werden.

V.                 Fussball

Viele der Flüchtlinge haben in ihrer Heimat Fußball gespielt, allerdings selten in organisierten Strukturen. Das Interesse ist auch hier groß. Einige Flüchtlinge haben wir in Mannschaften von Fußballvereinen vermitteln können. Allerdings ist die Aufnahmekapazität begrenzt.

Wir haben daher mit Hansa 07 ein Training auf dem Fußballplatz Wiener Straße organisiert. Das Training ist einmal wöchentlich.

VI.                 Flüchtlingsbäckerei Bantabaa

1.                 Vorüberlegungen

Ausgangspunkt unserer Überlegung zum Aufbau einer „Flüchtlingsbäckerei“ war die Tatsache, dass gerade die Flüchtlinge, denen eine Schulausbildung fehlt, manchmal Arbeiten in der Küche von Restaurants finden. Viele erfolgreiche Immigranten aus aller Welt haben ein eigenes Geschäft eröffnet: von der Imbissbude bis zum Spezialitätenrestaurant. Aber auch für die Rückkerwilligen sehen wir in diesem Bereich eine Chance, sich eine Existenzgrundlage aufzubauen.

2.                 Geschäftsentwicklung

Die Flüchtlingsbäckerei kooperiert mit dem von der Mitgründerin von Bantabaa e.V., Annika Varadinek, betriebenen Café Varadinek. Dort ist eine Vollküche vorhanden, die dem Verein zur Verfügung gestellt wird.

Die Flüchtlinge erhalten einen Praktikumsplatz bei Bantabaa. Derzeit haben wir mit fünf Flüchtlingen einen Praktikumsvertrag geschlossen. Diese erhalten eine Unterstützung zu den Lebenshaltungskosten von derzeit EUR 300 im Monat und einen freien Wohnplatz. Für die ersten Flüchtlinge haben wir nun auch eine Arbeitsgenehmigung, so dass wir diese anstellen können. Sie werden in alle Themen rund um Kochen/Küche/Catering/Hygiene eingeführt. Dabei soll Wert darauf gelegt werden, dass die Flüchtlinge die Fachbegriffe auf deutsch lernen. Neben dem Fachwissen soll auch eine schulische Ausbildung erfolgen, die dem Niveau der Flüchtlinge entspricht. Dazu gehören beispielsweise Rechnen und einfache Buchhaltung, Rezepte niederschreiben und weiterentwickeln, Einkaufen auf deutsch, Gestaltung von Flyern, Kundengespräche und Ähnliches.

Die Ausbildung übernimmt eine in Vollzeit angestellte Fachkraft. Ziel ist es, dass die Praktikanten nach rd. zwei Jahren eine Festanstellung bekommen oder an ein anderes Unternehmen vermittelt werden können. Das Projekt soll offen sein, weitere Praktikanten aufzunehmen.

Derzeit haben wir begonnen, folgende Geschäftsfelder zu entwickeln:

·       Klassisches Catering zu besonderen Events, Geschäftssitzungen usw.

·       Täglicher Verkauf von Frühstück, Mittagessen und Kuchen in Büros und Unternehmen

·       Belieferung von anderen Restaurants, Cafés usw.

·       Verkauf von Essen und ggf. Getränken auf Großveranstaltungen wie Festivals und Sportereignisse.

C.                 Ausblick

Bei Erfolg der Flüchtlingsbäckerei sind weitere Projekte in Planung: Flüchtlingsschneidere, Flüchtlingswäscherei oder Flüchtlingsfahrradwerkstatt.

Wir wollen den Deutschkurs um einen weiteren Kurs erweitern.

Wir haben mehreren syrischen Flüchtlingen privat Notunterkünfte angeboten. Der Kontakt zu diesen Flüchtlingen war sehr eng. Die syrischen Flüchtlinge sind gut ausgebildet und könnten uns beispielsweise mit Computerkursen oder Ähnlichem helfen.

D.                 Ansprechpartnerinnen

Der Verein wurde von Brigitta und Annika Varadinek gegründet. Inzwischen hat sich ein festes Team von fünf Organisatorinnen gebildet, die die Verantwortlichkeiten unter sich aufgeteilt haben. Neben den Gründerinnen sind dies Teresa Schulte, Almut Eckhof und Luisa Busemann. Für einzelne Projekte und Unternehmungen können wir inzwischen auf einen größeren Unterstützerkreis zurückgreifen. Alle arbeiten ehrenamtlich für den Verein.

 Wir danken allen Spenderinnen und Spendern und hoffen auch im nächsten Jahr auf Hilfe und Unterstützung, nicht nur materiell, sondern auch tatkräftig. Es gibt viele Probleme und Hürden, die durch die große Anzahl an Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, nicht geringer werden. Aber wenn jeder anpackt und ein wenig gibt, kann viel erreicht werden. Wir haben erste kleine Erfolge und vor allem: viel Spass und Freude mit den Flüchtlingen, die unsere Freunde geworden sind.


Wir bitten auch weiterhin um Eure Unterstützung