Geschichtlicher Hintergrund
Schon drei Monate nach ihrer Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten mit der Ausübung von Einschüchterungspraktiken. Ein Höhepunkt bildete die Erstellung der “Liste des undeutschen Geist“, auf der sich 131 Autoren befanden. Bücher dieser Autoren wurden am 10. Mai 1933 auf öffentlichen Plätzen, in mehr als 20 Städten, verbrannt. Dies wurde als „Aktion wider den undeutschen Geist“ bekannt. Diese Aktion und die Verbrennungen wurden aus dem Kreise der Deutschen Studentenschaft zentral organisiert. Neben der systematischen und zentral organisierten Verbrennung gab es an vielen Orten weitere Bücherverbrennungen, welche von lokalen Akteuren organisiert wurden.
Projekt
An kaum einem Ort gibt es heute eine sichtbare Erinnerung. Viele Menschen wissen, dass es in Deutschland Bücherverbrennungen gab, kennen jedoch oft nur die Verbrennungen im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ und hier wiederum meistens nur die festliche Verbrennung auf dem Bebelplatz in Berlin. Der Großteil der über 160 Verbrennungen ist der Allgemeinheit kaum bekannt. Zwar gibt es viele wissenschaftliche Forschungen und einige Publikationen zu dem Thema jedoch wenig Bekanntheit darüber hinaus.
Aus diesem Grund hat sich das Projekt „Verbrannte Orte“ zum Ziel gesetzt, diese Orte zu dokumentieren und mit geschichtlichen Erläuterungen und Erinnerungen von ZeitzeugInnen darzustellen. Wie sehen diese Orte 80 Jahre nach den Bücherverbrennungen aus? Was passiert dort heute und betrachten wir diese Orte anders, wenn wir wissen was dort passiert ist?
„Das Schwimmbad, in dem ich als Kind war befindet sich an der Stelle einer Bücherverbrennung.“
„Der Marktplatz, auf dem ich jeden Sonntag einkaufen gehe, war der Ort einer Bücherverbrennung.“
„Die Apotheke an der Ecke war früher eine sozialistische Buchhandlung nach einer Plünderung fand vor ihr eine Bücherverbrennung statt.“
Auf der Internetseite
verbrannte-orte.de soll im Laufe der Zeit ein Atlas entstehen. Interaktive Panoramen ermöglichen den Besuchern, sich den “Verbrannten Orten” zu nähern. Großformataufnahmen rücken ausgewählte Perspektiven ins Blickfeld und Hintergrundtexte bieten eine inhaltliche Auseinandersetzung. Dort wo es vorhanden ist, macht zusätzliches historisches Material Geschichte erlebbar.
Ein Beispiel wie alle Orte im Atlas einmal aussehen sollen bietet Schwerin:
Das Projekt soll Unsichtbares sichtbar machen und damit eine für alle zugängliche Informationsplattform zu den Orten der Bücherverbrennungen schaffen. Es soll Sorge tragen, dass diese Orte nicht weiter in Vergessenheit geraten.
Mehr Informationen zum Projekt finden sich auf
http://blog.verbrannte-orte.de