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(kein) Jahr Nordirland - der 3. Rundbrief

Andreas Hable
Andreas Hable wrote on 11-05-2020
Wir haben Benedict Hable letztes Jahr vor den Sommerferien in sein Jahr im Auslandsfreiwilligendienst verabschiedet. Sein Einsatzort war das Nordirische Pfadfinderzentrum Crawfordsburn bei Belfast. Er berichtet über die Vorbereitungen auf die kommende Saison, den Brexit, das plötzliche Auftreten der Corona-Pandemie und die Rückholaktion.

Benedict schreibt:



Liebe Freunde und Unterstützer, liebe Gemeinde, aufgrund der Corona-Pandemie musste ich leider vorzeitig zurücknach Deutschland reisen und meinen Freiwilligendienst in Nordirland beenden.  Allerdings möchte ich euch gerne die Geschehnisse nach dem Jahreswechsel bis zu meiner Ausreise schildern, da diese doch um einiges erfreulicher waren:

In Crawfordsburn war noch absolute Nebensaison. Deshalb verbrachten meine Mit-Freiwillige Lea und ich unsere Arbeitszeit hauptsächlich mit verschiedenen Ausbesserungsarbeiten zur Vorbereitung auf die kommende Saison.  So sollte ab Ostern das Zentrum wieder voll mit Gruppen und vielen Aktivitäten sein.



Um uns selbst als Betreuer noch besser vorzubereiten, wurden wir auf einen besonderen Erste-Hilfe-Kurs geschickt, der speziell auf mögliche Unfälle bei Outdoor-Aktivitäten ausgerichtet war.



Dann kam der Brexit: Am 31.01. trat Großbritannien und damit auch Nordirland ausder EU aus. Davon bemerkten wir als Freiwillige in Belfast eigentlich nichts, es gabkeine Unruhen und von Feiern haben wir nichts bemerkt: unser Leben ging einfach unverändert weiter.

Zum Jahresbeginn war es in Nordirland häufig sehr stürmig. Gegen Ende Februar mussten in Crawfordsburn mehrere Bäume gefällt werden, da diese schon ziemlich alt waren und die Gefahr bestand, dass der nächste Sturm die Bäumeumfallen lassen könnte. Zusammen mit der örtlichen Freiwilligengruppe (die „Rentner“) haben wir die gefällten Bäume zu Feuerholz verarbeitet.



Bis zu diesem Zeitpunkt bekamen wir von der Corona-Pandemiekaum etwas mit. Zwar war „Corona“ auch in den Nachrichten und dieMenschen in Nordirland begannen plötzlich ebenfalls damit,Toilettenpapier und Nudeln zu hamstern. Dieses Hamstern scheint also nichtnur ein deutsches Phänomen zu sein. Allerdings dachten wir nicht, dass wir als Freiwillige von Corona direkt betroffen sein würden. Es wurde immer noch propagiert, dass junge Menschen höchstens eine leichte Erkältung bekommen würden und darauf waren wir in meinem Haushalt, meiner Wohngemeinschaft in Belfast, mit Lebensmitteln und Medikamenten gut vorbereitet. Doch dann kam alles ganz schnell anders.....Am Montag den 16. März bekam ich von meiner Entsendeorganisation, der Erzdiözese Freiburg, abends um 20 Uhr die E-Mail, schnellstmöglich zurückzukommen. Das hat mir  in diesem Moment ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Mehr möchte ich an dieser Stelle dazu nicht sagen.

Bereits am Dienstag, den 17. März stellte der Nordirische Pfadfinderverband jegliche Art von Pfadfindertreffen und – aktionen landesweit ein. Mein Pfadfinderzentrum musste ebenfalls gleich schließen.
 
Am Freitag den 20. flog ich dann von Belfast über London nach Stuttgart. Wie ich heute weiß, stellte meine Fluggesellschaft bereits vier Tage später den Flugbetrieb ein…

Der Abschied von meiner Einsatzstelle, meiner WG und den anderen Freiwilligen war auch wirklich nicht einfach. Natürlich hätte ich mich früher oder später von allen verabschieden müssen, aber planmäßig wäre das erst im August gewesen und nicht so plötzlich, ohne Zeit dafür.



Ich bin dankbar für diese sieben Monate – es war eine tolle Zeit hinaus in die Welt zu gehen. Leider viel zu schnell vorbei.

Danke für die Hilfe, die ich aus der Pliensauvorstadt bekommen habe: Danke für die guten Gedanken, Gebet und finanzielle Unterstützung!

Benedict Hable